Wien

Schimmel – so sieht Wiener Gemeindebau von innen aus

"Heute" zeigt die alarmierenden Zustände einer Wohnung im Wiener Gemeindebau Thürnlhof. Unter diesen Umständen müssen zahlreiche Mieter leben.

Heute Redaktion
Wasser- und Schimmelflecken  im Stiegenhaus. So schaut es in den Wohnungen aus.
Wasser- und Schimmelflecken  im Stiegenhaus. So schaut es in den Wohnungen aus.
Heute

Seit rund 50 Jahren soll der Thürnlhof nicht mehr renoviert worden sein. Eine dringende Generalsanierung ist notwendig, denn ein Teil des Gemeindebaus in Wien-Simmering hat wohl seine besten Zeiten vorerst hinter sich. Seit Jahren werden Sanierungen versprochen – passiert ist bis heute laut einigen Bewohnern nichts. Die betroffenen Personen vergleichen die Anlage mit den Zuständen in der DDR. "Heute" traf auf erschreckend viele Wasserflecken, bröckelnde Betonplatten und scheinbar nutzlose Dämmungen – die Mieten werden jedoch regelmäßig erhöht.

Ein Blick ins Stiegenhaus

"Heute"-Leserin Kerstin (46) gewährt einen Blick ins Stiegenhaus. Sofort konnte man etliche Wasserflecken und teilweise auch Schimmel erkennen. Mit den Wasserschäden müssen die Bewohner leben: "Wiener Wohnen hat mir nur angeboten, einen Maler vorbeizuschicken."

Die Bewohner haben sich inzwischen an den Anblick im Stiegenhaus gewöhnt. Unternommen werde dagegen nichts. Ganz im Gegenteil: Auf Nachfrage wird laut den Mietern meistens gesagt, dass sie dafür selbst zuständig seien, ihre Mängel zu beheben.

Sabine (55) erzählt gegenüber "Heute", dass ihre Tochter, eine alleinerziehende Mutter von drei Kindern, im Winter durchheizen müsse. Ansonsten würden die Wände derart auskühlen, dass sich anschließend der Schimmel bilde. Das sei keineswegs ein Einzelfall: Viele Bewohner berichten gegenüber "Heute" von Schimmelbefall, auf Hilfe seien sie bei Nachfrage nicht gestoßen.

Das dementiert eine Sprecherin von Wiener Wohnen. Schimmelmeldungen werde "ausnahmslos und sofort" nachgegangen. Aktuell liegen allerdings keine Meldungen vor. "Stiegenhäuser werden bei einer bevorstehenden Sanierung nicht komplett ausgemalt", heißt es weiter.

Wohnungsbesichtigung

Nachdem "Heute"-Leserin Kerstin (46) den Zustand des Stiegenhauses hergezeigt hat, gewährte sie einen Blick in ihre Wohnung. Zu sehen waren Wasserschäden und Risse. Wiener Wohnen habe ihr zufolge nur einen Maler angeboten, um den Schaden zu kaschieren. Der Balkon, auf dem der Beton bereits teilweise abbröckelt, ist laut Wiener Wohnen lediglich optisch mangelhaft. Von sicherheitsrelevanten Mängeln könne man hier nicht  sprechen.

Auswirkungen der Energiekrise

Die Stromrechnungen schnellen in die Höhe. Die meisten Mieter beziehen Fernwärme und müssen aufgrund der Preissteigerungen künftig 92 Prozent mehr zahlen. "Heute"- Leserin Kerstin zeigt ihren 200-Liter-Boiler: Viel Geld sparen kann sie hier nicht. Abmontieren darf sie den Boiler auch nicht und für Strom bezahlt sie derzeit rund 230 Euro mehr. Die Spartipps des Klimaschutzministeriums helfen dabei auch nicht weiter, das Geldbörserl zu entlasten.

Fraglich bleibt auch, ob sich die Bewohner zukünftig noch die Miete leisten können. Gegenüber "Heute" berichteten Leser, dass die Miete alleine dieses Jahr schon drei Mal erhöht wurde. Aufgrund der Teuerungen wird selbst das soziale Wohnen in Wien für viele zukünftig nicht mehr leistbar sein. Kerstin geht im Talk noch einen Schritt weiter: "Ich habe zu meinem Sohn gesagt, sobald du fertig mit der Schule und Ausbildung bist, dann geh ins Ausland. In Wien kann man nicht mehr wohnen."

Verbesserung in Sicht

Eine Sprecherin von Wiener Wohnen bestätigte gegenüber "Heute", dass im kommenden Jahr mit einem Sanierungsstart zu rechnen ist. Es sind diverse Verbesserungen angestrebt. Neue Wärmedämmungen, Fassaden und Dachdeckungen sollen her. Das Sanierungsprojekt konzentriert sich auf die Wohnhausanlage Thürnlhofstraße 21-23. "Im Übrigen wird es im Zuge der Sanierung durch bestmögliche Wärmedämmung für Mieter eine Heizkostenersparnis von 60 % geben", so Wiener Wohnen in einer Stellungnahme.

Teile der Anlage bereits saniert

Die Wohnhausanlage Thürnlhofstraße 20-24 wurde in den Jahren 2004 bis 2009 saniert. Neben der Instandsetzung des Daches umfassten die Arbeiten auch die Erneuerung der Fenster und Türen. Die Fassade wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen.

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