Wien

Unternehmer sauer: "Für Radweg 40 Parkplätze gekappt"

Böse Überraschung für Unternehmer auf der Lassallestraße: Für den Pop-Up-Radweg wurden 40 Parkplätze vor den Lokalen gekappt.

Isabella Kubicek
Teilen
In der Nacht auf Dienstag wurde der Pop-Up-Radweg auf der Lassellestraße in der Leopoldstadt eingerichtet. 40 Parkplätze fallen dadurch weg.
In der Nacht auf Dienstag wurde der Pop-Up-Radweg auf der Lassellestraße in der Leopoldstadt eingerichtet. 40 Parkplätze fallen dadurch weg.
Denise Auer

Vor wenigen Tagen wurden die Parkverbot-Schilder auf der Lassallestraße aufgestellt. "Wir dachten, Bäume werden gestutzt", erzählt ein Geschäftsmann, der anonym bleiben möchte. Dienstagmorgen dann die Überraschung: Auf einer Länge von 600 Meter wurden auf der Lassallestraße 40 Parkplätze mit rot-weißen Baken abgeriegelt. Sie sind Teil der Absperrung für den neuen Pop-Up-Radweg zwischen Venediger Au und Vorgartenstraße. Wie berichtet, ist eine von drei Fahrspuren seit Dienstag für Radfahrer reserviert. Damit reagiert die Stadt auf "den erhöhten Platzbedarf für den Radverkehr. Das Fahrrad ist das ideale Fahrzeug in der Corona-Krise. Radfahrende halten durch Lenker und Räder vorne und hinten automatische Abstand zu anderen", heißt es in einer Aussendung.

1/5
Gehe zur Galerie
    In der Nacht auf Dienstag wurde der Pop-Up-Radweg auf der Lassallestraße zwischen Venediger Au und Vorgartenstraße errichtet.
    In der Nacht auf Dienstag wurde der Pop-Up-Radweg auf der Lassallestraße zwischen Venediger Au und Vorgartenstraße errichtet.
    Denise Auer

    Unternehmer bangen um ihre Umsätze

    "Ich bin fassungslos", erzählt Snjezana Banda. Genauso wie der Geschäftsmann, erhielt die Coiffeurin vorab keinerlei Information über den Radweg und Wegfall der Parkplätze. "Wem fällt so etwas ein? Gerade nach dem Corona-Shutdown haben es die kleinen Betriebe eh schon schwer genug. Und jetzt nehmen sie uns auch noch die Parkplätze für unsere Kunden weg?", lässt die Frisörin kein gutes Haar am Pop-Up-Radweg. "Ohne Parkplatz kein Geschäft", ist auch Nader Guirguis sauer. Genauso wie seine Nachbarn, wurde der Betreiber eines Handy-Shops am Dienstag einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. 

    Neben der fehlenden Kommunikation, regt die Unternehmer auch die Tatsache auf, dass es auf der gegenüberliegenden Seite, stadteinwärts, einen Zweirichtungsradweg gibt. "Dort gibt es kein großes Gedränge, warum man den ausbauen musste, ist mir ein Rätsel", ärgert sich der Händler, der anonym bleiben will.

    "Das ist eine Frotzelei"

    Verärgert ist auch die Bezirks-SPÖ. "Die ständig neuen Pop-up-Radwege sind vorgezogenes Wahlkampfgetrommel der Grünen. Statt nachhaltiger und ganzheitlich geplanter Verkehrspolitik werden hier im Hau-Ruck-Verfahren unzusammenhängende Einzelmaßnahmen gesetzt", kritisiert die rote Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin Astrid Rompolt. "Letzte Woche fand eine Sitzung der Mobilitätskommission der Bezirksvertretung Leopoldstadt statt. Kein Wort zum geplanten Pop-up-Radweg – das ist eine Frotzelei. Außerdem wäre in der Lassallestraße ein Radweg stadteinwärts viel sinnvoller, da hier der Bedarf definitiv größer ist", ergänzt Alexander Nikolai, Spitzenkandidat der SPÖ zur Bezirksvertretungswahl.

    "Platz wird gerechter verteilt"

    Positiv fällt hingegen – wenig überraschend – das Urteil von Martin Blum, Radverkehrs-Beauftragter der Stadt Wien, aus: "Auf der Lassallestraße stehen dem Autoverkehr neun Spuren zur Verfügung, dem Radverkehr ein schmaler Zweirichtungsradweg. Nun wird der Platz gerechter verteilt und für die zahlreichen Radfahrerenden ein zusätzlicher temporärer Radweg geschaffen." Blum betont außerdem, dass die Lassallstraße Straße "die wichtigste Verbindung in die Donaustadt und auf die Donauinsel" sei.

    Bezirk gesteht fehlende Information ein

    "Heute" hat die Bezirksvorstehung Leopoldstadt mit dem Vorwurf konfrontiert, ob Unternehmer tatsächlich keinerlei Information bekommen haben. "Das stimmt", heißt es aus dem Büro der Bezirkschefin Uschi Lichtenegger (Grüne). "Es war eine kurzfristige Maßnahme", so ein Sprecher. Mittlerweile sei man auch "mit den Geschäftsleuten in Austausch" und werde "die Situation in den kommenden Monaten im Auge behalten".