Kampagne auf 4chan

US-Flug wird zu Albtraum – Trolle blockieren Buchungen

Eine Troll-Kampagne auf 4chan hat gezielt Buchungssysteme für Flüge von Indien in die USA blockiert. Betroffen waren Fachkräfte mit Arbeitsvisa.
20 Minuten
28.09.2025, 21:59
Loading...
Angemeldet als Hier findest du deine letzten Kommentare
Alle Kommentare
Meine Kommentare
Sortieren nach:

Kommentare neu laden
Nach oben

Eine Online-Kampagne auf dem als rechtsextrem geltenden Forum 4chan hat gezielt die Rückreise von indischen IT-Fachkräften mit US-Arbeitsvisa behindert. Die Betroffenen halten ein H-1B-Visum, das es ihnen erlaubt, für mehrere Jahre in den USA zu arbeiten. Eine der Betroffenen war die Ingenieurin Amrutha Tamanam, die wegen einer irreführenden Ankündigung der US-Regierung ihre Indienreise abbrechen musste. User auf 4chan blockierten gezielt Buchungssysteme für Flüge in die USA und machten Rückreisen dadurch kompliziert und teuer, wie 20 Minutes die Nachrichtenagentur AFP zitiert.

"Ich habe meine Ferien sofort abgebrochen"

Tamanam lebt und arbeitet seit zehn Jahren in Texas. Während eines Besuchs in ihrer Heimat Indien sei sie von Medienberichten überrascht worden, wonach Donald Trump eine Gebühr von 100.000 Dollar für H-1B-Visa plane. "Ich habe meine Ferien sofort abgebrochen, um schnellstmöglich zurückzukehren", sagt sie. Auch US-Unternehmen empfahlen aus Sorge vor Einreisesperren, ihre ausländischen Angestellten sollten zügig zurückreisen. Kurz darauf stellte das Weiße Haus klar, dass die angekündigte Gebühr nicht für bestehende Visa gilt. Da war es für viele aber bereits zu spät.

Digitale Sabotage

Während sich also viele indische Visa-Inhaber auf den Rückweg in die USA machten, starteten User von 4chan eine Kampagne mit dem Namen "Clog the Toilet" ("Verstopft die Toilette"). Ziel sei es gewesen, Buchungsportale für Flüge aus Indien in die USA mit Scheinbuchungen zu blockieren. In der 4chan-Diskussion war unter anderem zu lesen: "Die Inder sind jetzt wach. Ihr wollt, dass sie in Indien bleiben? Blockiert die Buchungssysteme!"

Sogenannte Trolle reservierten daraufhin massenhaft Flugtickets auf beliebten Strecken, ohne die Buchungen abzuschließen. Dadurch wurden verfügbare Plätze künstlich verknappt und die Preise stiegen deutlich. "Ich hatte große Mühe, ein Ticket zu bekommen, und musste über 2000 Dollar für den Flug bezahlen", sagt Tamanam. Ihr ursprünglich gebuchter Hin- und Rückflug war deutlich günstiger gewesen.

Ein Nutzer prahlte auf 4chan: "Ich habe 100 Sitze blockiert", dazu postete er einen Screenshot. Viele der Beiträge enthielten offen rassistische Beleidigungen. Die Sabotageaktionen verbreiteten sich auch auf Telegram und anderen Plattformen unter Trump-Anhängern.

Fachleute schlagen Alarm

Die Auswirkungen der Aktion seien schwer zu beziffern, doch Fachleute schlagen Alarm. "Diese Trolle wollten gezielt Panik unter H-1B-Inhabern auslösen", sagte Heidi Beirich vom Global Project Against Hate and Extremism der Nachrichtenagentur AFP. "Was an 4chan wirklich beängstigend ist, ist seine Fähigkeit, Menschen zu radikalisieren und in extremistische Denkmuster zu führen."

Brian Levin, Gründer des Center for the Study of Hate and Extremism, erklärt: "In der heutigen Informationskriegsführung zeigen solche Trollaktionen, wie leicht man mit einem einfachen Klick große Störungen verursachen kann." Er betont, dass sich hinter solchen Kampagnen oft lose organisierte Netzwerke verbergen, die online schnell mobilisieren. "Besonders auffällig ist, wie schnell sich die Aktion verbreitet hat und wie sie Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammenbrachte, die ein gemeinsames Feindbild teilen", so Levin.

{title && {title} } 20 Minuten, {title && {title} } 28.09.2025, 21:59
Jetzt E-Paper lesen