Die Unruhe vor dem Fed-Meeting war groß, jetzt ist klar: Die US-Notenbank senkt den Leitzins um 25 Basispunkte und peilt neu einen Zins von vier bis 4,25 Prozent an. Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, schätzt ein, was das bedeutet.
Der Leitzins ist der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der Federal Reserve (Fed) leihen oder ihr Geld bei der Notenbank parken können. Die Fed legt diesen Satz rund alle sechs Wochen neu fest. Sie versucht so, das Preisniveau und die Arbeitslosigkeit zu steuern, was sich auch auf den Kurs des US-Dollars und das Wirtschaftswachstum auswirkt.
Weil er diverse Dinge in unserem Leben beeinflusst, zum Beispiel das Niveau der Sparzinsen, die Kurse von Aktien, Gold und Kryptowährungen sowie die Zinsen von Krediten und Hypotheken, wie Geissbühler sagt.
"Tiefere Zinsen sind langfristig positiv für die Aktienmärkte, kurzfristig kommt es aber darauf an, warum die Zinsen sinken", so der Raiffeisen-Ökonom. Eine Zinssenkung bedeute oft, dass die Wirtschaft nicht gut laufe oder gar eine Rezession und tiefere Unternehmensgewinne drohen. "Nur weil die Fed die Zinsen senkt, muss man nicht sofort Aktien kaufen", sagt Geissbühler.
Sie sind für Gold oft positiv, da festverzinsliche Anlagen so weniger attraktiv sind und stattdessen ein Teil des Geldes in Gold fließt. Außerdem signalisierten tiefe Zinsen, dass es der Wirtschaft nicht gut gehe, so Geissbühler – in einem solchen Umfeld sei Gold gefragt.
"Auch Bitcoin wirft keinen Zins ab und könnte darum nun attraktiver werden", sagt Geissbühler. Der Kurs korreliere derzeit allerdings stark mit dem Technologieindex Nasdaq, der Markt nehme Bitcoin also als Risikoanlage wahr. Diese profitierten längerfristig von tieferen Zinsen, wobei es aber auch hier darauf ankomme, ob kurzfristig nicht die Sorge vor einer schwachen Konjunktur im Vordergrund stehe. Ist Letzteres der Fall, würden alle Risikoanlagen korrigieren.
"Kurzfristig eher nicht, dafür müsste die US-Notenbank die Zinsen stärker und mehrmals hintereinander senken", so Geissbühler. Zudem sei unklar, wie die Rendite der langfristigen Staatsanleihen reagiere. Bleiben diese trotz der Zinssenkung gleich oder gehen gar noch oben, könnten sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sogar verschlechtern.
Um das zu beurteilen, sei es noch zu früh. "Ist der Fed-Entscheid der Startschuss für weitere Zinssenkungen, dürfte der schon jetzt hohe Inflationsdruck in den USA weiter steigen, auch wegen der Zölle."
Sinken die Zinsen, könnten Firmen ihre Obligationen und Kredite günstiger finanzieren. Das vereinfache die Kapitalbeschaffung und drücke die Zinskosten. "Entscheidend ist aber, wie sich die langfristigen Zinsen entwickeln", sagt Geissbühler.