"Gekränkte Ehre"
Vater befahl Mord an Schwiegersohn – nun Freispruch!
Ein Wiener wollte aus gekränkter Ehre seinen Schwiegersohn töten lassen, bekam dafür 20 Jahre Haft. Seine rechte Hand wurde nun freigesprochen.
Dem mittlerweile 58-jährigen Metin A. war seine Ehre wichtiger als das Leben seiner Kinder: Der Immobilienhändler hatte sowohl seinen blinden Sohn als auch die ebenfalls ohne Augenlicht geborene Tochter zwangsverheiratet. Als dann der Gatte seiner Tochter die Frau seines Sohnes schwängerte, wurde seine "Familienehre beschmutzt" und er schmiedete einen mörderischen Plan.
Auftragsmord um 5.000 Euro
Der türkische Unternehmer soll seinen Bauleiter Enes P. (62) als Auftragskiller zur Beseitigung des Schwiegersohns engagiert haben. Der bekam zuerst noch Hilfe von seinem Sohn Maid. Doch der 28-Jährige zögerte im letzten Moment, die gekränkte Familienehre des Türken mit gewalttätigen Mitteln wiederherzustellen. Daraufhin soll der Bauleiter selbst zur Tat geschritten sein.
Am 20. November 2018 gegen 3.00 Uhr früh kam es in Wien-Ottakring zum brutalen Angriff. Der Schwiegersohn wurde von dem Serben abgepasst und von hinten mit einer Eisenstange malträtiert. Ömer T. überlebte nur durch ein Wunder seine schweren Verletzungen und einen zweimonatigen Spitalaufenthalt. Seitdem ist er behindert.
Der Fall beschäftigt nun seit über vier Jahren die Gerichte. Zuerst fasste der Vater 20 Jahre Haft aus. Dann wurde der Bauleiter zu einer langen Freiheitsstrafe verurteilt. Und auch die rechte Hand des Clan-Chefs, Senad K., wurde wegen Beitragstäterschaft zur Bestimmung zum Mord vor Gericht gestellt und bereits verurteilt, weil er dem Mörder das Geld übertragen haben soll. "Ich habe mit der Sache nichts zu tun", behauptete er jedoch stets.
Anwälte erreichten Wiederaufnahme
Die Anwälte Michael Dohr und Marcus Januschke erreichten nach langem Kampf nun eine Wiederaufnahme für ihren zu 11 Jahren Haft verurteilten Mandanten. Denn der Clan-Boss Metin A. hatte in der Haft gegenüber Zellengenossen damit angegeben, seinen (Ex-)Vertrauten nur aus Rachegelüsten in das Verfahren hineingezogen zu haben.
"Das Opfer hat sich einfach in die falsche Frau verliebt und dafür sollte er sterben", so die Staatsanwältin, die am Dienstag am Wiener Landesgericht immer noch ein riesiges Mordkomplott vermutete und beiläufig erzählte, dass der Sohn des Bauleiters mit knapp 30 Jahren in Serbien unter mysteriösen Umständen gestorben war – an einem Herzinfarkt.
Das Urteil: Freispruch!
"Es geht um die Rechtsstaatlichkeit in diesem Verfahren", so die Staatsanwältin, die eine erneute Verurteilung des angeklagten Vertrauten des Familientyrannen forderte. Gewaltverbrechen müssten Konsequenzen haben in unserem Land, meinte sie. Verteidiger Michael Dohr hielt jedoch ein flammendes Plädoyer – versprach sogar, bei einer Verurteilung seinen Job zurückzulegen. "Metin A. hat überall nur gelogen. Mein Mandant ist unschuldig", legte er sich fest. Das Urteil sichert auch die berufliche Zukunft des Anwalts: Freispruch – rechtskräftig!