WM-Auftakt! Noch vor der Eröffnungsfeier bestreiten die Speed-Damen am Dienstag das erste Abfahrtstraining. ÖSV-Hoffnung Stephanie Venier nahm sich davor für "Heute" Zeit.
Frau Venier, Sie waren heuer erst ein Mal auf dem Podest. Haben Sie sich die Topform für die WM aufgespart?
"Wenn man das so vorhersagen könnte, wäre es cool. Aber ich persönlich weiß für mich, dass ich einen guten Grundspeed habe. Ich bin nur ein bisschen fehleranfällig derzeit, das ist mein Problem. Ich bin nicht weit weg, auch wenn es die Ergebnisse nicht widerspiegeln. Die Rolle von der Jägerin passt zu mir, denn da kann man nur überraschen."
Fünf von neun Speed-Rennen haben heuer Brignone und Gogia gewonnen. Sie haben elf von 27 Podestplätzen geholt. Was machen die Italienerinnen besser?
"Schwer zu sagen. Sie sind einfach Topstars – und haben viel Unterstützung. Sofia von Red Bull, Brignone hat ihr eigenes Team mit, die beiden sind ziemlich individuell. Sie denken sich auch ein bisschen weniger beim Fahren, kommt mir vor. Uns wird oft mangelnde Risikobereitschaft vorgeworfen. Wir geben allerdings auch alles, uns passieren vielleicht mehr Fehler derzeit. Man sagt nicht umsonst: Wenn es läuft, dann läuft es. Ich kenne das selbst aus dem Vorjahr. Da habe ich mich auf die Ski gestellt und es hat funktioniert."
Sie starten bei einer Heim-WM, das kommt nicht alle Tage vor. Saugen Sie das Drumherum auf?
"Ich konzentriere mich schon eher auf das Sportliche. Ich werde auch nicht zur Eröffnungsfeier gehen. Denn die Grippewelle ist wieder am Anmarsch, viele Krankheiten schwirren in der Luft herum. Das wäre es nicht wert. Vielleicht werde ich mal durch den Ort durchschlendern, aber eigentlich bin ich froh, wenn ich vor dem Wettkampf meine Ruhe habe. Nach den Rennen bin ich dafür eine der Letzten, die 'Nein' sagt. Da freue ich mich schon, wenn viele Leute da sind, man Fotos machen kann, Autogramme schreiben kann."
Der Ski-Weltcup ist heuer von vielen Stürzen geprägt. Was macht das mit Ihnen?
"Man macht sich schon Gedanken. Aber wir wissen, dass es eine Risikosportart ist. Wir sind selbst für uns verantwortlich. Oft sind es Fahrfehler, die zu den Stürzen führen. Manchmal kann man es aber auch nicht beeinflussen. Im Fernsehen schaut es immer so lässig aus, aber wir sehen oft die Tore gar nicht. Es ist unruhig, du bist mit 120 km/h unterwegs, man sieht nicht über die Kuppen. Das sind alles Faktoren, die da mitspielen. Es war heuer selten so, dass von oben bis unten die gleichen Bedingungen geherrscht haben. Das macht es für den Athleten und den Servicemann nicht einfacher."
Haben Sie vor den Rennen ein spezielles Ritual?
"Ich bin eine, die gerne auf das Handy schaut. Ich lese Nachrichten, gehe auf Instagram und Facebook. Ich kann nicht in der Früh aufstehen und dann vier Stunden bis zum Rennen die Konzentration aufrechterhalten. Das kann und will ich nicht, das bin nicht ich. Dinge wie Besichtigen mache ich gewissenhaft, da ist natürlich kein Handy im Spiel. Aber danach schaue ich schon, dass ich mich wieder ablenke. Es hilft mir oft, wenn die Familie selbst Skifahren ist und wir dann im Gasthaus sitzen vor dem Rennen und noch ein bisschen quatschen. Das bringt mir brutal viel, da komme ich auf andere Gedanken. Wenn es dann zum Start hingeht, habe ich vollen Fokus. Wenn ich zehn Minuten vor dem Start weiß, jetzt geht es los, reicht mir das."
Apropos Instagram: Sie zeigen Sie sich gerne mit Kater Finnie.
"Er lebt bei Papa und Mama, ich freue mich immer sehr auf ihn. Witzig ist: Obwohl mein Freund Christian eine Katzenallergie hat, tut ihm der Finnie nichts. Früher oder später werden wir also auch eine Katze daheim haben. Das hat er mir versprochen."
Die Ski-Welt schaut gespannt auf Lindsey Vonn. Wie ist es für euch, dass sie wieder da ist? Hat sie sich im Vergleich zur ersten Karriere verändert?
"Sie ist immer noch die alte Lindsey, egal, wie alt sie ist oder wie viele Verletzungen sie hatte. Vor ihr sollte man großen Respekt haben. Sie hat nicht umsonst 82 Weltcup-Rennen gewonnen. Sie hat im Sommer trainiert und alles dafür getan, um wieder vorne mitfahren zu können. Sie hat es immer noch drauf, ist nicht zu unterschätzen. Vor allem in Saalbach. Sie fährt eine extreme Schräglage. Ich finde, sie ist technisch sogar noch besser und ausgereifter geworden."
Legendär ist Ihre Aussage, dass Sie weder Obst noch Gemüse essen. Ist das noch immer so?
"Ja, da hat sich nichts verändert. Ich würde mir oft wünschen, dass ich es essen kann, aber es geht einfach nicht. Ich kann es nicht riechen, mir schmeckt es nicht. Früher, als ich noch nicht reden konnte, haben meine Eltern versucht, mir was reinzumischen ins Essen – ich habe es einfach ausgespuckt. Ich finde: Man sollte einfach das essen, was einem schmeckt. Nicht das, was einem aufgezwungen wird. Der Körper sagt es einem ja eh. Wenn man etwas erzwingen will, ist es sicher nicht hilfreich. Man kann auch ohne Obst und Gemüse Profisport machen und erfolgreich sein."