Coronavirus

Verkäuferin kündigt, weil sie keine Maske tragen will

Immer mehr Menschen wehren sich in der Schweiz gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung. Eine von ihnen ist die Corona-Skeptikerin Isa Lüber.

20 Minuten
Teilen
Isa Lüber hat ihren Job im Verkauf gekündigt, weil sie keine Maske tragen will.
Isa Lüber hat ihren Job im Verkauf gekündigt, weil sie keine Maske tragen will.
20 Minuten, zVg

"Ich hab heute ne schwere Entscheidung getroffen", so beginnt der Facebook-Post der Schweizerin Isa Lüber in einer Corona-kritischen Gruppe. Es geht um die Maskenpflicht, die seit dem 27. August in allen Zürcher Läden gilt. Sie könne nicht gegen ihr Innerstes ankämpfen und bei der Arbeit eine Maske anziehen. Deswegen habe sie ihre Anstellung als Verkäuferin in einem Dorfladen im Kanton Zürich gekündigt. "Ich vertraue jetzt einfach auf den Weg, der kommt."

Sie sehe, wie sich eine Gemeinschaft bilde, und das gebe ihr den Mut, sich von der "Möchtegern-Pandemie" nicht unterkriegen zu lassen. "Auf diesen Facebook-Post habe ich so viele tolle Nachrichten und einige Freundschaftsanfragen erhalten", sagt Isa Lüber gegenüber dem Nachrichtenportal "20 Minuten". "Sogar Essen wurde mir angeboten. Das ist das Schöne an Corona: Die Menschen helfen sich."

"Wer keine Maske anzieht, gilt gleich als Verschwörungstheoretiker."

Im Interview mit "20 Minuten" erzählt Isa Lüber ihre Sicht der Dinge und argumentiert ihre persönliche Meinung zu der Corona-Krise. Das hatte die junge Schweizerin zu sagen:

Frau Lüber, sind Sie eine Corona-Leugnerin?

Isa Lüber: Nein. Ich bin eine Corona-Skeptikerin.

Wo liegt der Unterschied?

Ich glaube, dass das Virus existiert. Die Corona-Maßnahmen halte ich aber für übertrieben.

Seit Beginn der Epidemie sind offiziellen Angaben zufolge über 1.700 Menschen in der Schweiz an Corona gestorben.

Das stimmt nicht. Vielleicht sind sie mit Corona gestorben, aber sicher nicht an Corona.

Es gibt also keine Corona-Toten?

Vielleicht einzelne. Aber sehen Sie, eine 86-jährige Frau wäre auch an einer normalen Grippe gestorben. Die Zahlen werden so verdreht, damit man sie mit Corona in Verbindung bringt.

Wer "verdreht" diese Zahlen Ihrer Meinung nach?

Das ist schwierig zu sagen. Das könnte politisch motiviert sein. Man will das Volk in Panik versetzen und in Panik halten.

Welchen Nutzen hätte "man" davon?

Ich weiß es nicht. Ich sehe einfach keinen Sinn, warum man Masken tragen soll.

"Wenn so viele Menschen gleicher Meinung sind, dann muss was dran sein."

Was sagen Sie zu den Menschen, die ein Familienmitglied an Corona verloren haben?

Ich sage nur, dass sie nicht an, sondern mit Corona starben. Diese Menschen waren so schwach, dass sie auch an einer Wintergrippe gestorben wären. Aber klar ist es schmerzhaft, wenn Tante Rösli stirbt.

Sie haben wegen der Maskenpflicht in Zürich Ihre Stelle gekündigt. Was genau hindert Sie daran, den Nasen-Mund-Schutz anzuziehen?

Es ist gegen meine innere Einstellung. Ich habe Mühe mit der Pflicht. Jeder sollte für sich selbst entscheiden können, ob er sich schützen will oder nicht.

Mit der Maske schützt man aber ebenso sehr die anderen. Risikogruppen zum Beispiel.

Dafür gäbe es andere Möglichkeiten. Die Alten und andere Risikopatienten könnten einfach zu Hause bleiben.

Viele Wissenschaftler sind für die Maskenpflicht.

Auch die Wissenschaftler sind sich nicht einig. Wer keine Maske anzieht, gilt gleich als Verschwörungstheoretiker. Aber ich frage Sie: Wenn so viele Menschen einer Meinung sind – ist es dann noch eine Verschwörung?

Sie meinen, eine Verschwörung hat nur wenige Anhänger?

Ja. Wenn so viele Menschen gleicher Meinung sind, dann muss was dran sein.

An was muss was dran sein?

Dass die Maskenpflicht übertrieben ist.

Fahren Sie mit Öffis?

Ich vermeide es. Wenn ich aber trotzdem in den Zug muss, dann ziehe ich halt eine Maske an. Sonst nehme ich das Auto.

Was halten Sie von den Leuten, die freiwillig eine Maske tragen?

Das ist ihr gutes Recht. Mir aber nimmt man die Wahl, die Maske nicht zu tragen.

"Schlussendlich ist Corona ein Glaubenskrieg zwischen Corona-Priestern und Corona-Leugnern."

Was hält Ihr Umfeld von Ihrer Einstellung?

Zu meiner Mutter und einigen Freunden, die meine Meinung nicht teilen, habe ich viel weniger Kontakt seither. Denn wir vermeiden es, über dieses Thema zu reden.

Macht das einsam?

Nein. Ich lasse ihnen diese Freiheit. Schlussendlich ist Corona ein Glaubenskrieg zwischen Corona-Priestern und Corona-Leugnern.

Zu welchen gehören Sie?

Ich möchte mich nicht auf eine Seite stellen müssen.

Was müsste passieren, damit Sie einen Sinn in den Corona-Maßnahmen sähen?

Überfüllte Krankenhäuser und überforderte Ärzte. Und dass sich die Leichen wie im Mittelalter auf den Straßen stapeln würden.

Verhindern die Corona-Maßnahmen nicht genau diese Szenarien?

Aber bitte … In den letzten Monaten ging man ja auch ohne Maske einkaufen und die Zahlen sind nicht gestiegen.

Die Infektionszahlen steigen.

Nein. Wenn man die Infektionszahlen im Verhältnis zu den gemachten Tests sieht, sind die Zahlen nicht gestiegen. Dafür muss man kein Mathematiker sein. Ich fühle mich verarscht.

Wer hat Interesse, die Zahlen und Informationen zu manipulieren?

Ich weiß es wirklich nicht. Seit Wochen frage ich mich: Was soll das Ganze? Ich versuche, die Gegenseite zu verstehen. Aber ich verstehe sie einfach nicht.

Irgendeine Vermutung haben Sie bestimmt, wer hinter "all dem" stecken könnte.

Ich bin nur eine einfache Verkäuferin. Vielleicht will man einen Impfstoff für Milliarden verkaufen. Wie Marco Rima [ein Schweizer Schauspieler und Comedian, Anm.] so schön sagt: Ich weiß es nicht.

Was für eine Beziehung haben Sie zu den Medien?

Die Medien verdrehen vieles. Vor ein paar Tagen gab es eine Demonstration in Berlin, sie richtete sich gegen die Corona-Maßnahmen. Da waren über zwei Millionen Menschen anwesend! Die Schweizer Medien berichteten aber nur von mehreren Tausend.

Woher wissen Sie, dass es zwei Millionen waren?

Von Drohnenaufnahmen. Da sieht man die Leute und man kann das grob ausrechnen.

Welche Quelle haben diese Aufnahmen?

YouTube.

Mit welcher Corona-Berichterstattung wären Sie denn zufrieden?

Mehr Positives!

Geben Sie mir ein konkretes Beispiel.

Medien sollten nicht mehr über Corona berichten.

Waren Sie in Zürich an der Demonstration beteiligt?

Nein. Aber ich finde es toll, dass das andere machen – solange alle friedlich bleiben.

Haben Sie Angst vor der Vorstellung, dass die Corona-Maßnahmen doch sinnvoll sein könnten?

Ich habe keine Angst. Das Leben ist halt tödlich.

Heißt das, Sie nehmen keine Medikamente, wenn Sie krank sind?

Genau. Wenn, dann nur welche auf pflanzlicher Basis.

Sie würden sich also nicht gegen Corona impfen lassen?

Meine beiden Kinder, 16 und 12 Jahre, und mich würde ich niemals impfen lassen. Werden meine Kinder krank, dann werden sie wieder gesund. Und wenn nicht: So ist das Leben.

Sind Sie eine Impfgegnerin?

Nein, die Impfung gegen Tetanus macht zum Beispiel Sinn.

Zurück zu den Corona-Maßnahmen: Was wünschen Sie sich von der Regierung?

Sie soll sich hinstellen und sagen: "Ja, wir sehen euch". Sie müssen mit der Gegenseite ins Gespräch kommen. Ich hoffe, dass es ein Happy End gibt.

Wie sähe dieses Happy End aus?

Das normale Leben muss weitergehen. Es geht nicht, dass wir in Angst leben müssen. Das ist Terrorismus.

1
Isa Lüber über sich selbst

Isa Lüber lebt nun von ihrem Ersparten. Mit ihrem Onlineshop will sie ihre selbst gemachten Seifen verkaufen. Eigentlich wollte sie sich in diesem Jahr als Marktfahrerin selbstständig machen – wegen Corona finden die Märkte aber nicht statt.

"Ich bin ein Hippie, eine Lebenskünstlerin", sagt sie. Im schlimmsten Fall suche sie sich eine Arbeit ohne Maskenpflicht. Doch sie schaut positiv in die Zukunft. "Mal schauen, wie das mit dem Corönchen weitergeht."

1
Behörden widersprechen

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) widerspricht mehreren von Isa Lüber genannten Punkten. "Das Risiko, dass eine ältere Person an einer Infektion mit dem neuen Coronavirus stirbt, ist höher als dasjenige mit dem Grippevirus. Weiter gibt es auch Covid-Todesfälle von Personen im Alter von 40 bis 65 Jahren, die vorher vollständig gesund waren", schreibt das BAG auf Anfrage.

Weiter widerspricht das BAG Lübers Behauptung, dass die Fallzahlen steigen, da mehr getestet werde. "Die Anzahl der positiven Tests im Verhältnis zum Total der Tests ist in den letzten Wochen angestiegen. Und zwar von 0,5 Prozent auf 4 Prozent."