Coronavirus

"Verspottet, verhöhnt" – Wien attackiert Regierungskurs

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker übt Kritik an der Corona-Politik des Bundes – und spricht von einer möglichen Änderung bei den Regeln in Wien. 

Nikolaus Pichler
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Peter Hacker (SPÖ) stichelt gegen den Bund. 
Peter Hacker (SPÖ) stichelt gegen den Bund. 
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Die schärferen Wien-Maßnahmen werden verlängert. Das heißt 2G in Gastronomie und Clubs bleibt. Auch die Maskenpflicht im gesamten Handel wird Wien noch länger begleiten. Zusätzlich wird man in den Spitälern auf Wunsch der Mitarbeiter ab Anfang nächster Woche nur mehr einen Besucher pro Patient pro Tag erlauben, zudem gilt 2Gplus (Impfung/Genesen und PCR-Test). Auch für Besuche in Alten- und Pflegeheimen gilt dann die 2Gplus-Regelung. Hier sind aber zwei Besucher pro Tag und Bewohner erlaubt.

Ludwig forderte am Mittwoch vom Bund, in den Wiener Weg einzulenken. Das Gesundheistministerium betonte, man prüfe laufend die Maßnahmen. Am Freitag war Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker dazu Gast im Ö1-Morgenjournal und nahm nocheinmal das Gesundheitsministerium ins Kreuzfeuer der Kritik. Dort spricht man davon, dass weitere Corona-Regeln den Österreichern nicht mehr zu vermitteln seien.

"Kann ich nicht nachvollziehen"

Doch Hacker stellt klar: "Ich kann die Argumentation ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen." "In ganz Österreich haben wir in Wirklichkeit wirkliche Schwieerigkeiten bei der Spitalsversorgung. Wir haben Tausende Mitarbeiter im Krankenstand in den Spitälern, die mit einer Omikron-Erkrankung zu Hause sind. Wenn die Ärzte nichteinmal wissen, wie sie den nächsten 24-Stunden-Dienst organisieren sollen und wenn alleine in Wien je nach Standort 15 bis 20 Prozent meiner Mitarbeiter im Krankenstand sind, ist das eine Situation, wo man nicht einfach die Hände in den Schoß legen kann", ärgert er sich.

Schließlich gehe die Ansteckungsquote in lichte Höhen. Man hoffe den prognostizierten Peak noch ein wenig abmildern zu können, so der Stadtrat. Er wolle jedoch keine falschen Hoffnungen machen. "Es ist natürlich zu spät, wir haben im Februar schon gesagt, dass wir mit den Öffnungsschritten von Anfang März nicht einverstanden sind, es ist noch zu befürchten, dass eine Welle kommt. Wir wurden damals verspottet und verhöhnt und den Effekt sieht man jetzt in ganz Österreich."

Hacker plädiert für Maskenpflicht

Auch hält Hacker im Gespräch mit Ö1 an einer möglichen Ausweitung der Maskenpflicht fest. "Es ist nur viel zu früh geöffnet worden. Bevor man gar nichts macht und sagt: 'ojee tut mir echt leid' und hofft, dass es jetzt besser wird... Das ist alles ist kein Management-Prinzip. Hofffnung ist kein Management-Prinzip." Es brauche wieder schlagkräftige Maßnahmen. Jüngst betonte der Gesundheitsminister, eine mögliche Ausweitung der Maskenpflicht komme zu spät. 

Der Politiker pochte zudem weiter auf die Gratistests– auch wenn laut Morgenjournal Österreich zu den Ländern zähle, die im Schnitt am meisten testen, jedoch im EU-Vergleich die höchste Inzidenz aufweist. Es gingen in Wien in einer Woche rund 1,2 Millionen Menschen zum Test- das sei mehr als die Hälfte.

Dazu fordert der SPÖ-Stadtrat Bundespolitik auf

"Wir fordern die Bundesregierung auf, die noch immer keine Spielregeln auf den Tisch gelegt hat. Wir erwarten, dass die derzeitige Regelung verlängert wird. Und wir fordern die Regierung auf, die derzeitige Regelung zu prolongieren und sich in Ruhe hinzusetzen und über vernünftige Maßnahmen nachzudenken", so Hacker. 

Dann kam das Gespräch auf die Schulen. Dort gibt es bekannntlich vorerst noch keine Änderungen der Rgeln in Wien trotz großer Cluster. Doch warum überhaupt? "Wir warten noch auf die Vorschläge des Bildungsministers, der jetzt noch in Abstimmung ist mit dem Gesundheitsminister, zumindest erzählen mir das beide." Nachsatz: "Und dann werden wir sehen, ob wir dann auch einen anderen Weg in den Schulen gehen."