Vor knapp zwei Wochen kassierte der Red-Bull-Star nach seinem harten Ramm-Manöver gegen Mercedes-Pilot George Russell eine Zehn-Sekunden-Strafe und zwei Schlechtpunkte auf seiner Superlizenz. Damit hält der Weltmeister bei elf Strafpunkten. Bekommt ein Formel-1-Pilot innerhalb von zwölf Monaten zwölf Schlechtpunkte aufgebrummt, muss er ein Rennen aussetzen. Dieses Damoklesschwert schwebt nun über dem Niederländer, denn erst nach dem Großen Preis von Spielberg Ende Juni fallen zwei Strafpunkte aus der Wertung.
Doch zu all dem hätte es gar nicht kommen müssen. Verstappen war im Barcelona-Rennen dermaßen geladen, nachdem sein Team zunächst eine fragwürdige Reifenwahl getroffen hatte und es zu einer Berührung mit Ferrari-Pilot Charles Leclerc auf der Start-Ziel-Geraden gekommen war. Sein Rennstall forderte den Sieger vom 65 Formel-1-Rennen schließlich auf, Russell vorbeizulassen, um einer möglichen Strafe zuvorzukommen. Dies wäre aber nicht notwendig gewesen, erklärten die Rennkommissare später.
Deshalb kam im Fahrerlager die Vermutung auf, dass Red Bull unter der Führung von Jonathan Wheatley, bis zum zum Ende der vergangenen Saison der Sportdirektor des Rennstalls, mittlerweile Teamchef bei Konkurrent Sauber, dieser Fehler nicht passiert wäre. Moderator Ted Kravitz vom britischen "Sky"-Ableger hatte den Niederländer in Montreal darauf angesprochen.
"Wenn es um die Gespräche mit den Stewards und dem Renndirektor geht, ob Plätze zurückgegeben werden müssen, oder nicht: Seit dem Wheatley-Abgang kümmert sich Steven Knowles darum. Er hat wahrscheinlich Gianpiero Lambiase (Verstappens Renningenieur, Anm.) gesagt, den Platz zurückzugeben, was nicht die richtige Entscheidung war. Wie klärt ihr das im Team, dass eine vergleichbare Situation nicht mehr passiert?", fragte der TV-Mann.
Dies passte Verstappen aber gar nicht. Denn der Weltmeister konterte. "Es ist nicht gerade nett zu versuchen, da eine Person herauszupicken. Wir schauen uns das als Team an. Eine einzelne Person da rauszunehmen, ist nicht fair", entgegnete Verstappen. Kravitz betonte, er habe nicht versucht, Knowles herauszupicken und habe auch nie gesagt, dass es dessen Fehler gewesen sei.
Damit gab sich Verstappen aber nicht zufrieden. "Aber Sie haben ihn erwähnt. Wir reden gerade über ihn, also habt ihr ihn herausgepickt. Aber ich muss das sowieso hier nicht diskutieren", reagierte Verstappen angefressen. "Wir schauen immer, was wir besser machen können, wie jedes andere Team. Aber ich werde mich nicht hier vor die Kamera stellen und sagen, wessen Fehler es war. Wir lernen daraus", so der Jung-Papa.