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Vier von zehn Ehen geschieden – heuer Corona-Boom

Insgesamt wurden 16.319 Ehen in Österreich 2019 geschieden, 3.947 davon in Wien. Laut Rechtsanwälten soll der große Scheidungsboom heuer folgen.

Heute Redaktion
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Rechtsanwälte erwarten heuer noch einen großen Anstieg an Scheidungen.
Rechtsanwälte erwarten heuer noch einen großen Anstieg an Scheidungen.
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Die Statistik Austria veröffentlichte am Mittwoch die Scheidungszahlen aus dem Jahr 2019. So wurden österreichweit 16.319 Ehen rechtskräftig geschieden. Das ist nur ein leichter Anstieg (+0,1 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr. Zugleich wurden 121 eingetragene Partnerschaften aufgelöst, 23 mehr als 2018 (+23,5 Prozent). 

Höchste Scheidungsrate in Niederösterreich

"Etwa vier von zehn Ehen in Österreich landen früher oder später vor dem Scheidungsrichter. 2019 lag die Gesamtscheidungsrate mit 40,7 Prozent etwas unter dem Niveau der beiden Vorjahre (41,0 Prozent), aber deutlich unter dem bisherigen Höchstwert von 49,5 Prozent im Jahr 2007", erklärt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Österreichweit lag die Gesamtscheidungsrate 2019 bei 40,7 Prozent. Von 16.319 fallen knapp 4.000 auf Wien. Nach Niederösterreich (44,4 Prozent) gab es in Wien die zweithöchste Scheidungsrate (44,1 Prozent). Auf den weiteren Plätzen lagen Vorarlberg und das Burgenland (je 42,9 Prozent) und Kärnten (41,2 Prozent). In Salzburg (38,3 Prozent), Oberösterreich (37,8 Prozent) und der Steiermark (37,3 Prozent) lag die Gesamtscheidungsrate unter dem Schnitt. In Tirol war die Gesamtscheidungsrate mit 34,9%, wie schon seit 2017, am niedrigsten.

Die Scheidungsrate in den Bundesländern
Die Scheidungsrate in den Bundesländern
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86,3 Prozent aller Scheidungen passierten im Vorjahr in beiderseitigem Einvernehmen. Die mittlere Dauer (Median) der im Jahr 2019 geschiedenen Ehen lag mit 10,5 Jahren etwas unter dem Niveau von 2018 (10,6 Jahre).

"Sommer ist eine starke Zeit für Scheidungen"

Für das bisherige Jahr 2020 lagen bei der Statistik Austria noch keine Daten vor. In der Zeit des Lockdowns wurden aufgrund der eingeschränkten Gerichtsbetriebe keine Scheidungen durchgeführt. Wie "Radio Wien" berichtet, wurden am Bezirksgericht Favoriten im ersten Halbjahr um 18 Prozent weniger strittige Scheidungsklagen eingebracht.

Der Rechtsanwalt Clemens Gärner von der Wiener Familienrechtskanzlei Gärner Perl erwartet wegen der Corona-Krise noch einen Scheidungsboom. "Der Sommer ist eine an sich sehr starke Zeit für Scheidungen. Wir haben diesen Sommer aber einen Anstieg der Scheidungsrate um noch mal 30 Prozent registriert", betonte Gärner. Darunter seien jedoch auch jetzt in die Wege geleitete Scheidungen von Personen, die das bereits vor der Coronakrise vorhatten.