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Volksschulen droht im Herbst der Super-GAU

Glattauer gibt Noten. Heute: Jede Woche 10 neue Ukraine-Klassen. Lehrerin will helfen, aber niemand schert sich. Und: Volksschulen droht Super-GAU.

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

Ich habe es prophezeit. Ohne Sammel-Klassen wird die "Beschulung" Tausender ukrainischer Kinder nicht möglich sein. Jetzt ist es so weit. In speziellen "Neu in Wien"-Klassen sitzen die ersten paar hundert ukrainischen Schüler. Nun sollen, so der Wiener Bildungsdirektor in der "Presse", "pro Woche 10 bis 15 solcher Klassen" dazukommen. Das werde an manchen Schulen zu einem Schichtbetrieb führen, "vormittags die heimischen Kinder und nachmittags die Flüchtlingskinder". Hm. Und wer soll die unterrichten? Man habe unter den Ukraine-Flüchtlingen bisher 100 Lehrerinnen registriert, "die unbürokratisch integriert werden sollen, 90 mit guten Deutschkenntnissen". Schulbehörde und unbürokratisch? Noch einmal Hm.

Was der Bildungsdirektor schon mal nicht sagt: In die Klassen dürfen die "Neuen" nur mit der blauen Aufenthaltskarte, und für die braucht man einen biometrischen Pass. Den 90 von 100 Ukraine-Flüchtlingen gar nicht haben …

Note: Bemüht

Lehrerin will helfen, aber niemand schert sich

Wie schrieb der "Heute"-Chefredakteur in seinen "Kopfnüssen": "Warum gibt es so viele nutzlose Strukturen in dem Land, die sich überall ausbreiten wie Efeu, und so wenig Gebräuchliches, das frisch emporklettert und dann da ist, wenn man es braucht?" Tja … Nun kenne ich genau eine Lehrerin, die in Sprache und Schrift (Kyrillisch) Ukrainisch kann. Die Frau, die seit Jahren in einem inklusiven Schulzentrum in Wien unterrichtet, hat auf der Universität Zagreb das Lehramt "Ukrainisch" abgeschlossen und "Deutsch als Fremdsprache" studiert.

Seit vier Wochen (!) bietet sie der Schulbehörde ihre Hilfe an. In E-Mails, mehrmals per Telefon. Bis heute erfolglos. "Man sagt danke, notiert meinen Namen und dann – nichts." Nicht einmal einen Rückruf war der Wiener Bildungsdirektion ihr Angebot bisher wert. Enttäuscht fragt Mag. Petra V.: "Hat man denn so viele Lehrerinnen, die Ukrainisch können?" Nein, Frau Kollegin, man hat zu viel Efeu.

Note: Schlecht

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Volksschulen droht im Herbst der Super-GAU

Eindringlich forderte die rote Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler vorige Woche im Nationalrat mehr Ressourcen für die Volksschulen, unter anderem eine Doppelbesetzung in Deutsch und Mathematik in den ersten zwei Klassen (eine alte Forderung der gesamten Pflichtschullehrergewerkschaft) – und wurde von Türkis-Grün prompt überstimmt.

Mir erklärte der Bundesvorsitzende der sozialdemokratischen Lehrer (SLÖ), Thomas Bulant, schon im Jänner: "Die Bildungsschere in den Kindergärten ist coronabedingt aufgegangen wie noch nie. Viele Kinder konnten auf die Schule überhaupt nicht vorbereitet werden. Die Sprachstandserhebungen sind alarmierend. All das kann von einer Lehrperson alleine in der Klasse nicht mehr gestemmt werden. Volksschullehrerinnen erwartet im Herbst der Super-GAU." Und wieder schauen (fast) alle weg.

Note: Nicht genügend
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