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Vom Crystal-Meth-Junkie zu WM-Gold in 3 Jahren

Luvo Manyonga krönte sich zum ersten afrikanischen Weitsprung-Weltmeister. Vor drei Jahren war er noch von der Horrordroge Crystal Meth abhängig.

Heute Redaktion
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Bild: imago sportfotodienst

8,48 Meter! Luvo Manyonga ist der beste Weitspringer der Welt. Bei der Leichtathletik-WM in London hat der Südafrikaner die Goldmedaille abgeräumt. "Ich bin völlig überwältigt", jubelte er.

Nach dem tiefen Fall springt er allen davon

Bei Manyonga ist das keine übliche Sportler-Floskel. Denn die Karriere des 26-Jährigen ist außergewöhnlich. Aufgewachsen in armen Verhältnissen bei Kapstadt galt er früh als Super-Talent und wurde U20-Weltmeister. Mit dem Überspringen der Acht-Meter-Marke stieg er in den Kreis der Weltspitze auf. Doch nur wenig später kam der tiefe Fall.

Der Droge "Tik" verfallen

Anfang 20 rutschte er in die Drogensucht ab. Manyonga begann, Crystal Meth zu nehmen, oder "Tik", wie die gefährliche Droge in den Straßen seiner Heimat genannt wird. 2012 wurde er dann wegen dieser Sucht bei einem Wettkampf positiv auf Methampethamin getestet. Der Weltverband sperrte ihn für 18 Monate. Eigentlich wären zwei Jahre fällig gewesen. Doch sein Coach argumentierte, er habe die Droge ja nicht zur Leistungssteigerung eingenommen. Auch seine Lebensumstände, das Leben in der schlimmen Gegend, wurden mildernd gewertet.



Raus aus der Drogensucht


Wenig später musste er einen weiteren Schlag hinnehmen. Sein Entdecker, Förderer und Trainer Mario Smith starb bei einem Autounfall. Die Beerdigung verpasste der damals Drogensüchtige. Medienberichten zufolge, weil er auf dem Weg dahin Freunde traf und mit ihnen Crystal Meth rauchte. Daraufhin sprangen auch die letzten Geldgeber des Sportlers ab.

Manyonga drohte, im Drogensumpf unterzugehen. "Jeden Tag denke ich daran, wo ich wohl wäre, gäbe es die Menschen nicht, die in meinen dunkelsten Tagen an mich geglaubt haben", sagte er kurz vor der WM.

Einer davon ist sein neuer Coach John McGrath. Der ehemalige Ruderer glaubte an die Fähigkeiten des einstigen Talents, griff ihm und seiner Familie finanziell unter die Arme und holte ihn raus aus seinem Umfeld, aus der Drogensucht und zurück zur Leichtathletik.

Olympia-Gold um einen Zentimeter verpasst



2015 nahm Manyonga unter McGrath das Training wieder auf und holte bei den Afrikameisterschaften 2016 sofort Silber. Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im selben Jahr war er bis zum letzten Sprung seines Kontrahenten Jeff Henderson auf Goldkurs, verpasste dieses Ziel jedoch um einen Zentimeter. 2017 schaffte er dann mit 8,62 Meter den weltweit weitesten Sprung seit 2009 und erhöhte kurz darauf auf 8,65 Meter, was ihn zum afrikanischen Rekordweitspringer machte.

Neun-Meter-Marke als großer Traum

Bei der Leichtathletik-WM in London krönte er seine märchenhafte Rückkehr mit Gold. Doch der religiöse Manyonga hat noch höhere Ziele: Er will der beste Weitspringer aller Zeiten werden. Die Neun-Meter-Marke sei möglich für ihn, 8,95 Meter ist der ewige Weltrekord von Mike Powell. "Ich bin 1991 geboren - dem Jahr, in dem der Weltrekord gesprungen wurde. Also denke ich, dass es meine Bestimmung ist."

Um das zu erreichen, sollte Manyonga aber besser nicht in seinen Heimatort Mbekweni zurückkehren. "Ich werde für den Rest meines Leben ein trockener Süchtiger bleiben, dort aber gibt es so viele Versuchungen, so viele Risiken für mich."

(mh)