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Gesundheitliche Probleme: Blatter-Prozess vertagt

Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini und Ex-FIFA-Präsident Sepp Blatter müssen sich wegen mehrere Delikte vor Gericht verantworten.  

Heute Redaktion
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Sepp Blatter (l.) am Weg in den Gerichtssaal
Sepp Blatter (l.) am Weg in den Gerichtssaal
picturedesk.com

Prozessbeginn für Platini und Blatter! Den beiden ehemaligen Spitzenfunktionäre wird ab dem heutigen Mittwoch in Bellinzona (Schweiz) der Prozess gemacht. Aufgrund des Gesundheitszustandes von Blatter, wird die Befragung und Einvernahmen des 86-jährigen auf Donnerstag verschoben.

Was wird Blatter und Platini vorgeworfen?

Die Anklage lautet auf Betrug, Urkundenfälschung und mehrere andere Delikte. Den beiden wird vorgeworfen, dass sie den Weltverband über eine angeblich noch ausstehende Forderung Platinis aus einer Beratertätigkeit für die FIFA und Blatter von Juli 1998 bis Mitte 2002 getäuscht haben. Im Jahr 2010 wurde eine – nach Ansicht der Schweizerischen Bundesanwaltschaft – "fiktive" Rechnung über mehr als 1,9 Millionen Euro des damaligen UEFA-Präsidenten Platini eingereicht und von Blatter bestätigt. Die Summe ging 2011 von der FIFA auf ein Konto Platinis, der Weltverband zahlte auch knapp 220.000 Euro Sozialversicherungsbeiträge.

Was sagen die Beschuldigten?

Die Verteidigung Platinis sieht in dem Gerichtsprozess das "Ergebnis eines Komplotts". Man könne "detailliert darlegen, dass das Verfahren gegen Herrn Platini politisch motiviert war mit dem Ziel, ihn daran zu hindern, FIFA-Präsident zu werden", sagte Rechtsanwalt Dominic Nellen. Ziel sei gewesen, Platini als FIFA-Präsident "zu eliminieren". Der frühere Europameister galt als logischer Nachfolger Blatters. Stattdessen stieg sein früherer Vertrauter Gianni Infantino zum Weltverbandschef auf.

Die FIFA-Ethikkommission hatte Blatter und Platini 2015 für jeweils acht Jahre gesperrt. Auch wenn diese Sanktionen später reduziert wurden, bedeutete der Bann das Ende der Ambitionen Platinis auf den Posten als Weltverbands-Chef. Blatter hatte die Vorwürfe ebenfalls stets zurückgewiesen. Der Verhandlung blickt er "mit Optimismus" entgegen: "Ich hoffe, dass damit diese Geschichte ein Ende findet und alle Fakten sauber aufgearbeitet werden", ließ er zuletzt mitteilen.

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    Wie läuft der Prozess ab?

    Insgesamt sind elf Verhandlungstage bis zum 22. Juni angesetzt. Ein Urteil soll am 8. Juli verkündet werden. Am Mittwoch wird Blatter vernommen, einen Tag später folgt Platini und die Zeugenaussagen beginnen. Die Sitzungstage sind nur von neun bis 13.30 Uhr angesetzt – mit Blick auf die Gesundheit Blatters, der Anfang 2021 nach einer Operation zeitweise im künstlichem Koma lag. Blatter und Platini droht jeweils eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Im Falle einer Verurteilung gilt jedoch eine geringere Strafe als wahrscheinlich.

    Welche Rolle spielt die FIFA?

    Der Weltverband tritt als Nebenkläger auf, will sich das Geld zurückholen. FIFA-Präsident Infantino wird keinen Auftritt als Zeuge haben. Platini hatte den Ex-UEFA-Generalsekretär Ende vergangenen Jahres bei der französischen Justiz wegen aktiver Einflussnahme angezeigt. Der FIFA-Chef hatte den Vorwurf einer Absprache stets zurückgewiesen.

    "Die 1,9 Millionen Euro wurden vom FIFA-Vorstand nie genehmigt"

    "Die FIFA ersucht, alle Anträge abzuweisen", sagt Anwältin Catherine Hohl-Chirazi. "Die Zahlung von 1,9 Millionen Euro von Blatter an Platini war vom Vorstand der FIFA nie genehmigt oder diskutiert worden". Der Betrag sei damals persönlich von Sepp Blatter abgesegnet worden, ohne Rücksprache mit dem Vorstand zu nehmen.

    Verhandlung zunächst unterbrochen, dann verschoben

    Zu Mittag wurde die Verhandlung nach einer rund 25-minütigen Unterbrechung fortgeführt. Das Gericht zog sich für die Besprechung der Vorfragen zurück. Wegen der Verzögerung wird nur ein Teil der Beweislage vorgetragen.

    Aufgrund gesundheitlicher Probleme wurde die Befragung und Einvernahme von Blatter auf den morgigen Donnerstag verschoben. Der ehemalige FIFA-Boss "verspürt Schmerzen in der Brust und fühlt sich körperlich nicht wohl und in der Lage, heute vor Gericht vernommen zu werden", erklärt seine Verteidigung vor Gericht. 

    "Ich sehe mich nicht in der Lage, mich heute zu äußern und die Fragen zu beantworten", sagt auch der sichtlich angeschlagene 86-jährige Blatter vor Gericht. 

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