Odyssee mit ÖBB

"Waggon fehlt" – Linzerin erlebt Albtraum im Nightjet

Eine Oberösterreicherin hat eine wahre Odyssee hinter sich. Sie wurde in Amsterdam trotz Reservierung nicht in den Nightjet gelassen. 

Peter Reidinger
"Waggon fehlt" – Linzerin erlebt Albtraum im Nightjet
Eine Linzerin durfte in Amsterdam nicht in den Nightjet einsteigen, musste auf einen späteren Zug warten, der völlig überfüllt war. Und das alles, obwohl die Frau eine Reservierung hatte.
ÖBB/privat

Eine Linzerin hat eine wahre Odyssee hinter sich. Die Frau war auf einem Kurzurlaub in den Niederlanden, besuchte die malerische Hauptstadt Amsterdam. Am 5. Jänner wollte Veronika F. (Name von der Redaktion geändert) mit dem ÖBB-Nightjet dann zurück in die oberösterreichische Landeshauptstadt fahren. 

"Um ca. 20 Uhr ist der Zug dann mit 60 Minuten Verspätung eingefahren", schildert die Mutter gegenüber "Heute". "Alle stiegen ein. Doch ich suchte vergebens mit einigen anderen unsere Sitzplätze, der ganze Wagen hat gefehlt". Die Frau suchte sofort den zuständigen Schaffner, fragte, wo ihr Platz ist. "Er erklärte mir, dass mein Sitzplatz nicht vorhanden ist und ich den Zug verlassen muss". 

Das wollte die Linzerin nicht so auf sich sitzen lassen. "Da ich reserviert und bezahlt hatte, sagte ich, ich werde nicht aussteigen, sie sollen eine Lösung finden". Das ging nach hinten los. Reaktion des Schaffners: "Mir wurde gesagt, dass ich aussteigen muss, sonst wird die Polizei verständigt". Wie die Betroffene schildert, mussten auch alle anderen, die einen Platz in dem Wagen reserviert hatten, wieder aussteigen. 

Ein Schaffner, der "wirklich freundlich" gewesen sei, habe ihr dann einen Alternativzug herausgesucht. "Ich hab dann den verspäteten Nightjet Richtung Zürich genommen, bin damit bis Frankfurt gefahren. Auch zwei junge Mädchen im Alter von 17 und 18 Jahren waren dabei, sie mussten auch nach Linz", erzählt die Frau. Die Fahrt war alles andere als bequem: "Ich hatte in dem Zug keinen reservierten Sitzplatz, musste ständig wechseln, wenn jemand mit Reservierung gekommen ist. An Schlaf war nicht zu denken". 

Mir wurde gesagt, dass ich aussteigen muss, sonst wird die Polizei verständigt
Mutter aus Linz
über die Situation in Amsterdam

"Ich hatte einen Nightjet gebucht mit einem Abteil, in dem es ruhig und dunkel ist. Gekriegt habe ich einen vollen Zug, der hell erleuchtet war". Auch ein quengelndes und lautes Kind hätte keine Chance auf Schlaf zugelassen.

Nächster Stopp der Odyssee: Ankunft in Frankfurt, mitten in der Nacht. Um 2.47 Uhr rollte der Zug in den Bahnhof. "Es war sehr kalt, es gab keine Sitzmöglichkeiten im Inneren, wir wurden von Drogenabhängigen angebettelt", so die Oberösterreicherin, die dann auch die beiden jugendlichen Mädchen unter ihre Fittiche genommen hat. Um 4 Uhr Früh habe dann ein Fast-Food-Lokal endlich aufgesperrt. "Da wurden wir aber fast rausgeworfen, weil wir dort irgendwann gegen 5 Uhr eingeschlafen sind". Um 6.19 Uhr kam dann endlich der nächste Zug. "Es war dann wieder das gleiche Spiel: Kein Sitzplatz, keine Reservierung, ständige Sitzplatzwechsel". Um 11.26 Uhr kam der Zug endlich an. 

Fazit der Linzerin: "Wenn die Verbindungen funktionieren, ist der Nightjet eine tolle Sache, aber nach diesem Erlebnis überlege ich, ob ich mir das noch einmal antue. Zum Glück hatte ich die Kinder nicht mit".

ÖBB entschuldigen sich

Wir wollten von den ÖBB wissen, wie es dazu kommen konnte, dass der Zug einfach "fehlt"? Und wie kann es sein, dass die Fahrgäste dann keine Alternative mit Sitzplatz bekommen? Ein Sprecher entschuldigte sich gegenüber "Heute" zunächst dafür, dass die Reise der Betroffenen so unangenehm war. Dann erklärt er zum konkreten Ausfall: "Trotz stetiger Wartung unserer Fahrzeuge, kann es zu kurzfristigen Störungen kommen, die zum Ausfall von Zügen bzw. auch einzelner Wagen führen können. So war es leider auch der Fall bei der betroffenen NJ-Verbindung in der Nacht von 5. auf 6. Jänner – der Wagen, in dem sich die reservierten Plätze befanden, ist ausgefallen".

Das bedauere man natürlich sehr. "In so einem Fall versuchen wir selbstverständlich, einen angemessenen Ersatz zu organisieren. Ist uns dies nicht möglich, so teilen unsere Zugbegleiterinnen sowie unsere Liege- und Schlafwagenbetreuerinnen die betroffenen Reisenden auf andere Abteile auf". Aber warum mussten die Linzerin und andere den Zug verlassen? "Sicherheit steht für uns immer im Vordergrund. Ist der Zug überfüllt, so kann keine sichere Abfahrt mehr gewährleistet werden", so die ÖBB.

Für Taxi oder Hotel gibt es Geld zurück

Für die Zugbegleiter müsse es in solchen Fällen "oberste Priorität" sein, den Fahrgästen eine Alternative Route zu ermöglichen. "Das dürfte im geschilderten Sachverhalt nicht der Fall gewesen sein, dafür möchten wir uns entschuldigen". 

Generell würden die ÖBB Übernachtungen in solchen Fällen bezahlen. "Sind Reisende von einer Verspätung oder einem (Wagen)Ausfall betroffen, treten die allgemeinen Fahrgastrechte in Kraft. Kann aufgrund eines Bahnverschuldens die letzte Verbindung des Tages nicht mehr wahrgenommen werden, bieten wir eine finanzielle Entschädigung für Taxikosten und Hotelübernachtungen an", so der Sprecher.

Zuletzt hat es immer wieder Wirbel um fehlende Waggons in Nightjets gegeben. Im Herbst war der bekannte Comedian und ORF-Nachwuchsstar Benedikt Mitmannsgruber (hier im Interview) betroffen. Er wollte mit seiner Freundin nach Rom, erlebte aber einen Horror-Trip. Auch hier baten die ÖBB um Entschuldigung. Und in der Steiermark war eine Familie sauer, weil trotz Buchung zwei Mal der Liegewagen einfach fehlte, stattdessen nur Sitze da waren.

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