Politik

"Wanderte in Hose" – Insider packt über HC Strache aus

Heinz-Christian Strache steckt in einer massiven Spesenaffäre. Nun packt sein jahrelang engster Begleiter aus – über ihn, seine Ex-Frau, die Politik.

Rene Findenig
Ein Bild aus für sie besseren Zeiten: Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und seine damalige Noch-Frau Philippa.
Ein Bild aus für sie besseren Zeiten: Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und seine damalige Noch-Frau Philippa.
REUTERS

Heinz-Christian Straches Auftritt im Ibiza-Video kostete ihn Polit-Posten und Karriere sowie die FPÖ damals die Regierungsbeteiligung, privat macht ihn aber weiter die "Spesenaffäre" zu schaffen. Der vereinfachte Vorwurf: Strache soll als FPÖ-Partei-Chef auch private Ausgaben über ein Spesenkonto bei der FPÖ verrechnet haben – die Bürger also für seinen Lebensstil zahlen haben lassen. Strache bestreitet diese Vorwürfe seit Monaten vehement, es gilt die Unschuldsvermutung. Den Stein ins Rollen brachte Oliver R., der frühere Bodyguard des FPÖ-Chefs, 13 Jahre an seiner Seite.

Auch gegen R. wird ermittelt, denn ihm wird vorgeworfen, bei Einkäufen für Strache, deren Rechnungen bei der FPÖ nicht als Spesen durchgegangen worden wären, Rechnungen für Konsumationen in gleicher Höhe bei Szenelokalen und Restaurants eingesammelt haben, um diese stattdessen abrechnen zu können. Auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung, ihm Gegensatz zu Strache packt er aber in der Causa aus. Und das durchaus spannend in einem neuen Interview mit dem "Standard". R. geht dabei davon aus, dass er in der Affäre verurteilt wird, doch "dann erwischt es auch den HC".

"McDonald’s-Essen für Straches Kinder"

Das Interview liest sich wie ein Fantasy-Werk, teils Krimi, teils Science-Fiction, teils Kabarett. Er sei von Strache als sein Bodyguard laufend "zum Billa" einkaufen geschickt worden und habe das privat bezahlt, so R., die Rechnungen habe er dann der "Sekretärin" abgeliefert. Das Problem laut R.: "McDonald’s-Essen für Straches Kinder" oder "Rechnungen für Badehosen" hätten eben nicht steuerlich abgesetzt werden können. Laut R. lief das dann so: "Man hat fremde Rechnungen gebracht" – von Events aus der Sicherheitsbranche, aber auch von Freunden im privaten Umfeld.

1/5
Gehe zur Galerie
    Heinz-Christian Strache mit seinem Anwalt Clemens Gärner
    Heinz-Christian Strache mit seinem Anwalt Clemens Gärner
    Sabine Hertel

    Das sei nicht seine Idee gewesen, so R., sondern Strache "hat das gefordert". Als es irgendwann in der FPÖ hieß, dass das Team um Strache zu viel Geld ausgebe und das man das prüfen solle, sei der Zeitpunkt gekommen gewesen, dass der Bodyguard anfing, alles zu dokumentieren und die Rechnungen zu sammeln. Generell berichtet R. von kostspieligen Ausgaben – allerdings nur für die Führungsebene: "Da denke ich an Urlaube oder an handgemachte Schuhe." Bei einer Sekretärin, die nach 40 Jahren in Pension ging, habe man dagegen "widerlich" um Schokolade oder Blumen gefeilscht.

    "Denn er konnte die alle nicht leiden"

    Berühmt-berüchtigt sei auch Straches Party-Leben gewesen, so R. im Interview, auch mit Beteiligung der ÖVP und teils bei Ex-Kanzler Sebastian Kurz zuhause. Nicht dabei: FPÖ-Mastermind Herbert Kickl, "denn er konnte die alle nicht leiden". Strache sei dabei "recht bedient" gewesen, die ÖVP-Politiker "nahezu nüchtern". Den Bodyguard schockiert dabei, dass bei "diesen Runden Regierungsprojekte ausgehandelt worden sind". Und Strache auf Ibiza? "Normaler Abend von Strache, sogar noch relativ nüchtern", so R., der andeutet, seinen damaligen Chef schon in weit schlimmeren Zuständen gesehen zu haben.

    Alkohol-bedingt seien dann auch Chemtrails, Freimaurer und sogar Reptiloide Thema gewesen. Während sein Umfeld hoffte, seine damalige Frau Philippa Strache würde ihn "stabilisieren", sei dies nicht passiert und die Dame an seiner Seite habe sich verwirklichen wollen – sie "dekorierte etwa das Vizekanzleramt, obwohl sie dort nicht tätig war", so R.

    "Böse Geister aus dem Bauch gesaugt"

    Frühere Freundinnen hätten Strache noch verboten, zu Kartenlegern und Schamanen zu gehen, so der Bodyguard. So soll Strache schließlich auch eine Messingplatte "gegen die bösen Strahlen" getragen haben: "Ja, und die wanderte in die Hose." Auch FPÖ-EU-Abgeordneter Harald Vilimsky – er bestreitet ebenso wie Strache die Aussagen – soll esoterisch interessiert gewesen sein. So soll ihm ein Schamane "böse Geister aus dem Bauch gesaugt" haben.

    An der Unterhaltung teilnehmen