Komplexes Krankheitsbild

Warum Frauen 2x häufiger an Reizdarm leiden

Es wird angenommen, dass der Reizdarm bei Frauen auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen ist, z. B. Hormonschwankungen während des Zyklus.

Heute Life
Warum Frauen 2x häufiger an Reizdarm leiden
Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall sind die typischen Symptome des so genannten "Reizdarm-Syndroms".
Getty Images

Der Hashtag #HotGirlsWithIBS hat über 125 Millionen Aufrufe auf TikTok. Inzwischen hat #ibstok 750 Millionen Aufrufe, und #guttok hat 1,2 Milliarden. Was auffällt: Alle Clips wurden von Frauen erstellt, die darin über ihre Verdauungsprobleme sprechen. Und tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen davon betroffen sind, doppelt so hoch ist wie bei Männern. Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung und Durchfall sind die typischen Symptome des so genannten "Reizdarmsyndroms". Frauen neigen eher zu Blähungen, Übelkeit und Verstopfung, während betroffene Männer eher über durchfallbedingte Symptome berichten. Der Grund dafür blieb bis dato ein Rätsel. Jetzt haben einige Experten interessante Theorien aufgestellt.

"Reizdarm" ist unter den Magen-Darm-Erkrankungen die am häufigsten gestellte Diagnose. Wenn für Symptome wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Druck- und Völlegefühl bis zu Durchfall oder Verstopfung kein bestimmter (organischer) Auslöser gefunden wird, bleibt oft nur "Reizdarm" als mögliche Erklärung übrig. Deshalb ist es wichtig, andere Erkrankungen, die ähnlich Symptome verursachen, auszuschließen: Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Nahrungsmittelallergien, Darmflora, Pilzbefall, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa oder auch Tumore im Darm oder Unterleibserkrankungen. 

Hormone wirken auf die Verdauung

Eine davon lautet, dass das Leiden der Frauen mit ihrem monatlichen Zyklus zusammenhängen könnte. Bei Frauen mit Reizdarmsyndrom verschlimmern sich die Symptome häufig um die Zeit der Periode, was auf Hormonschwankungen zurückzuführen ist, insbesondere auf Östrogen und Progesteron, die auch für normale Körperfunktionen wie die Verdauung von entscheidender Bedeutung sind. Andere Experten sind der Meinung, dass die Verbindungslinie zwischen Darm und Gehirn bei manchen Frauen empfindlicher ist. Auch andere Darmprobleme treten bei Frauen häufiger auf. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit, an einer "lähmenden" Darmerkrankung namens mikroskopische Kolitis zu erkranken, die eine Dickdarmentzündung verursacht und zu anhaltendem Durchfall führt, um satte 700 Prozent höher als bei Männern.

Östrogen und Progesteron

Wie bei vielen typischen Frauenkrankheiten, z. B. dem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS), der prämenstruellen Dysphorie (PMDD) und der Endometriose, sind das Reizdarmsyndrom und andere Magen-Darm-Erkrankungen das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels psychologischer (Stress, Depressionen, Angstzustände) und körperlicher Faktoren. Dr. Arefa Cassoobhoy, Fachärztin für Innere Medizin in Atlanta (USA), sagt: "Die Experten sind sich einig, dass das Geschlecht eine Rolle spielt. Immer mehr Forschungsergebnisse zeigen, dass Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron die Symptome des Reizdarmsyndroms auslösen, was erklären könnte, warum es zu verschiedenen Zeitpunkten des Menstruationszyklus häufiger zu Ausbrüchen kommt. Ein höherer Progesteronspiegel verringert die Anzahl der Stuhlgänge einer Frau pro Tag. Sinkt dieser Hormonwert zu Beginn der Periode, steigt die Wahrscheinlichkeit von Durchfall." Das Reizdarmsyndrom und andere Magen-Darm-Probleme sind Störungen der Gehirn-Darm-Interaktion. Innerhalb des Verdauungssystems befindet sich das enterische Nervensystem - eine Art zweites Gehirn -, das aus mehr als 100 Millionen Nervenzellen besteht und alle Aspekte der Verdauung vom Schlucken bis zur Ausscheidung steuert.

Frauendärme bewegen sich langsamer

Dr. Jay Pasricha, Direktor des Johns Hopkins Center for Neurogastroenterology, sagt dazu: "Der gesamte Magen-Darm-Trakt einer Frau bewegt sich langsamer als der eines Mannes. Die Kontraktionen der Muskeln im Darmsystem helfen dabei, die Nahrung zu transportieren. Wenn diese Kontraktionen zu langsam sind, leidet die betreffende Person wahrscheinlich an einer Verstopfung, während schnellere Kontraktionen zu Durchfall führen." Es wird angenommen, dass auch das Stresshormon Cortisol einen gewissen Einfluss auf das Reizdarmsyndrom und andere Magen-Darm-Erkrankungen hat. Hohe Cortisolwerte gehen häufig mit Verstopfung einher, und es ist bekannt, dass Spitzenwerte den Blutfluss zu den Verdauungsorganen verlangsamen und Magenkrämpfe verursachen.

red
Akt.
Mehr zum Thema