Sie haben es schon wieder getan. "Gestern Abend haben wir in Wien die Reifen von 50 SUVs platt gemacht. Anbei ein Bild von einem der Autos", postete die radikale österreichische Klimagruppe "Luftnot Kollektiv" am 11. November auf X (vormals Twitter).
Tatsächlich betroffen waren laut Polizei 24 Geländelimousinen. "In Hietzing im Bereich Wattmanngasse und Umgebung kam es zu Sachbeschädigungen durch unbekannte Täterschaft an mehreren Fahrzeugen. Durch die zuständigen Beamten wurden Anzeigen erstattet", so die Polizei.
Ermittlungen wegen Sachbeschädigung durch unbekannte Täter seien im Gange, auch das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung sei über die Vandalenaktion informiert worden, heißt es von der Polizei.
"Wir wollen den Besitz von SUVs unattraktiv machen", so das "Luftnot Kollektiv" in einer anonymen Antwort auf eine Anfrage von "Heute". Die teuren Stadtgeländewagen würden "von der Autoindustrie gepusht, und wir wollen dagegen halten", heißt es. Bei SUVs gebe es vier Hauptprobleme.
"Wir lassen einen Reifen pro SUV aus, nutzen dabei die Linsen-Methode. Somit können wir unser Ziel erreichen, ohne Gewalt anwenden zu müssen. Wir beschädigen weder Fahrzeug noch Reifen", so das Kollektiv, offenbar der heimische Ableger der internationalen Klimaschutzgruppe "Tyre Extinguishers".
Zuletzt hatte die Gruppe im vergangenen August im Nobelbezirk Währing zugeschlagen. Damals ließen die Aktivisten bei 25 Fahrzeugen rund um Gersthof die Luft aus und hängten Zettel an die Windschutzscheiben der SUVs. Anfang des Jahres waren 50 SUVs in Wiener Neustadt an der Reihe.
"Nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto", ist auf den Zetteln zu lesen. Bei Zusammenstößen mit SUVs würden laut Aktivisten eher Menschen getötet als bei "normalen" Autos. SUV-Fahrer neigten zudem zu "riskantem Fahrverhalten".
Angst vor der Strafverfolgung habe man nicht. "Die Auswirkungen der Klimakrise sind schlimmer als jede Geld- oder Gefängnisstrafe." Gewalt werde abgelehnt: "Wir sind gegen jegliche körperliche Gewalt gegenüber Lebewesen."
„Häufig ist ein solcher Vandalismus der Beginn einer möglichen Hinwendung zur Gewalt“Nicolas StockhammerTerrorismus-Experte
"Bei vereinzelten Akteuren innerhalb der Strukturen ist aufgrund der aus ihrer Sicht zu geringen Fortschritten der Klimaschutzpolitik eine Radikalisierung bemerkbar, die auch eine steigende Gewaltbereitschaft mit einschließt", so Terrorismusexperte Nicolas Stockhammer im "Heute"-Talk.
"Häufig ist ein solcher Vandalismus der Beginn einer möglichen Hinwendung zur Gewalt, da eine Hemmschwelle überschritten wird, zumal beim Reifenluftauslassen bereits Personenschaden miteinkalkuliert werden", ergänzt der Politikwissenschaftler.
Hemmschwellen sind beim "Luftnot Kollektiv" offenbar variabel - und werden situativ angepasst. Auf die Frage, wie radikal sich die Gruppe selbst einstufe, heißt es: "So radikal wie Klimaschutz gerade sein muss, um wirksam zu sein."