Donald Trump wartete in den letzten 48 Stunden auf einen Anruf des chinesischen Präsidenten Xi Jinping – vergebens. Im Gegenteil: Peking blieb im Handelsstreit mit den USA hart und erhöhte am Freitag seine Zölle auf US-Importe auf 125 Prozent. Damit reagierte Xis Regierung auf die weitere Anhebung der Zölle auf seine Waren in den USA auf 145 Prozent.
Der Handel zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt droht zu erliegen. Ein Überblick der Positionen beider Länder:
Die Zollkommission des chinesischen Staatsrates erklärte am Freitag, die US-Regierung wende sich mit ihrer Handelspolitik gegen "grundlegende wirtschaftliche Regeln und den gesunden Menschenverstand". Die Zölle seien "ein Zahlenspiel", das sich zum "Witz" entwickle, betonte ein Sprecher des Handelsministeriums in Peking. Die Verantwortung für den eskalierenden Handelskonflikt trügen allein die USA.
Der China-Korrespondent der BBC, Stephen McDonell, analysiert in einem Artikel die Situation und stellt sich die Frage, warum Peking im Handelskonflikt nicht gegenüber Donald Trump nachgibt. McDonells Antwort ist simpel: China habe es nicht nötig.
Vor Beginn des Zollkriegs habe das Land zwar ein enormes Verkaufsvolumen in den USA gehabt, doch dieses habe lediglich zwei Prozent seines Bruttoinlandsprodukts ausgemacht.
Für die chinesische Wirtschaft ist die Eskalation im Handelsstreit aufgrund einer überhöhten regionalen Verschuldung und der anhaltenden Jugendarbeitslosigkeit eine weitere schwere Belastung. Dennoch versichert die Regierung ihrer Bevölkerung, sie sei in einer starken Position, um den Angriffen der USA standzuhalten.
Peking weiß, dass die Aufschläge von insgesamt 125 Prozent auf US-Waren eindeutig US-Exporteure treffen werden. "Trump prahlte vor seinen Anhängern, es sei ein Leichtes, China durch Zölle zur Unterwerfung zu zwingen. Doch das hat sich als äußerst irreführend erwiesen", meint der BBC-Journalist.
Die chinesische Führung umwirbt die EU: China und Europa müssten sich "gemeinsam gegen einseitige Schikanen wehren", sagte Präsident Xi Jinping am Freitag. Er traf am Freitag in Peking mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez zusammen. Ein gemeinsames Vorgehen gegen die Handelspolitik der USA würde die "eigenen legitimen Rechte und Interessen" der EU schützen und "internationale Fairness und Gerechtigkeit gewährleisten", so Xi.
Die EU zeigt sich offen zu Verhandlungen: In Brüssel kündigte ein Sprecher des Rates der Mitgliedstaaten den nächsten EU-China-Gipfel im Juli an. Er werde voraussichtlich in der zweiten Julihälfte in China stattfinden und auch die 50-jährige Beziehung zwischen Brüssel und Peking feiern.
Der britische China-Kenner Stephen McDonell ist sich sicher: "Peking wird nicht kapitulieren."