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Was macht ihn zum "tödlichsten Vogel der Welt"?

Kasuare sind Vögel, können aber nicht fliegen. Diesen Nachteil machen sie aber mit immenser Körperkraft, Schnelligkeit und langen Klauen mehr als wett. Selbst für Menschen kann eine Begegnung mit dem Tier extrem gefährlich sein und sogar tödlich enden. 

Roman Palman
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Die traurige Geschichte eines Kasuares, der im Zoo von Lahore, Pakistan, seit 50 Jahren ein einsames Dasein fristen muss, berührte in dieser Woche die ganze Welt. Doch was ist das eigentlich für ein Tier, von dem unserer Umfrage mit mehr als 20.000 Teilnehmern (siehe unten) zufolge, mehr als die Hälfte der "Heute"-Leser nicht einmal wussten, dass es existiert? Und was macht einen Kasuar eigentlich zum "tödlichsten Vogel der Welt"? 

Wer sich einen Truthahn fusioniert mit einem Velociraptor vorstellen kann, der ist vom Bild eines Kasuar womöglich gar nicht mehr weit entfernt. So zumindest beschreibt das weltbekannte Smithsonian Institute etwas scherzhaft die großen Laufvögel, deren drei Arten hauptsächlich auf der Insel Neuguinea und eine davon auch in Nordaustralien vorkommen. Zu scherzen ist mit diesen Tieren allerdings nicht.

Denn Kasuare sind definitiv nicht für ihr Federkleid berühmt, sondern eher für ihre Zehennägel berüchtigt. An jedem Fuß ist eine der drei Klauen mit etwa 13 Zentimetern viel länger als die anderen. Diese dolchartigen Nägel sind zwar nicht besonders scharf, aber trotzdem extrem gefährliche Waffen.

Wie ein Buttermesser mit Tempo 150

Wieso das so ist, bringt Tierpfleger und Kasuar-Hüter Eric Slovak vom Smithsonian's National Zoo in der US-Hauptstadt Washington, D.C., mit etwas schwarzem Humor auf den Punkt: "Wenn ich mit Tempo 150 mit einem Buttermesser auf Sie zulaufe, dann schneidet dieses auch Sie wie Butter".

Wenn sich die bis zu 60 Kilo schweren Laufvögel bedroht fühlen, attackieren sie mit unglaublicher Geschwindigkeit und "ninja-artigen Bewegungen." Nach Angaben des San Diego Zoos sind diese Tiere in der Lage, aus dem Stand rund 1,5 Meter in die Höhe zu springen. Bei einer eigenen Körpergröße von bis zu 1,70 Metern eine beträchtliche Leistung. 

Auch eine Flucht scheint für Menschen aussichtlos, Kasuare erreichen Laufgeschwindigkeiten von rund 48 Stundenkilometern – schneller als Usain Bolt bei seinem Rekordsprint – und nehmen es auch im Wasser mit jedem olympischen Schwimmer auf. 

Tödliche Zwischenfälle mit Menschen

Ein Glück, dass Kasuare nur selten ohne vorherige Provokation angreifen. Trotzdem, Slovak und sein Team begegnen dem laut San Diego Zoo "tödlichsten Vögeln der Welt" immer mit Abstand und gehörigem Respekt. Ein gelb-schwarzes Warnschild am Gehege erinnert sie tagtäglich an die Gefahr. Die ist durchaus real: So soll es etwa in der Heimat der Kasuare auf Neuguinea immer wieder zu Begegnungen mit den Tieren kommen, die für Menschen tödlich enden. Dokumentiert sind bisher allerdings nur zwei solcher Vorfälle:

Das erste Opfer wurde im Jahr 1926 verzeichnet, als ein 16-Jähriger auf dem Grundstück seiner Familie in Queensland, Australien, plötzlich einen der Vögel entdeckte und ihn, gemeinsam mit seinem Bruder, mit Knüppeln attackierte. Der Kasuar riss dem Jugendlichen mit seinen Krallen die Halsschlagader auf und tötete ihn dadurch.

Der zweite bestätigte Todesfall ereignete fast ein ganzes Jahrhundert später, am 12. April im US-Bundesstaat Florida. Marvin H. (75) wurde von seinem exotischen Haustier attackiert und erlitt dabei lebensbedrohliche Verletzungen. Er verstarb kurz darauf in einem Krankenhaus – "Heute" berichtete.

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