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Was steckt hinter der Black-Death-Gruppe?

Eine kriminelle Gruppe namens Black Death sorgt für Schlagzeilen. Sie soll im Darknet Menschenhandel betreiben. Eine Spurensuche.

Heute Redaktion
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Laut Aussagen der italienischen Polizei ist Europol schon vor mehreren Jahren auf die Spur einer Gruppierung namens Black Death (auf Deutsch: Pest) gekommen. Die kriminelle Organisation soll im Darknet mit Waffen, Drogen und Menschen handeln.
Laut Aussagen der italienischen Polizei ist Europol schon vor mehreren Jahren auf die Spur einer Gruppierung namens Black Death (auf Deutsch: Pest) gekommen. Die kriminelle Organisation soll im Darknet mit Waffen, Drogen und Menschen handeln.
Bild: Kein Anbieter

Was ist passiert?

Ein 30-jähriger Pole hat am 11. Juli in Mailand ein 20-jähriges britisches Model entführt. Der mutmaßliche Täter spritzte der Frau erst Ketamin, um sie zu betäuben, fesselte sie und hielt sie gegen ihren Willen eine Woche lang fest. Laut "La Stampa" wollte er die Frau als Sexsklavin im Darknet für mindestens 300.000 Euro in Bitcoins versteigern.

Am 17. Juli kam die Frau unter merkwürdigen Umständen frei. Sie gab den Ermittlern an, der Entführer habe sie gehen lassen, weil er erfuhr, dass sie einen kleinen Sohn habe. Mütter seien laut den Regeln seiner Gruppe, die sich Black Death nennt, tabu. Einen Tag später verhaftete die Polizei den mutmaßlichen Täter. Nun läuft die Suche nach seinen Komplizen.

Was weiß man über die Gruppe Black Death?

Über die Gruppierung ist bisher nur wenig bekannt. Sie soll aber bereits seit Jahren ihr Unwesen im Darknet treiben. Dort betreibt sie eine Plattform, über die verschiedene kriminelle Dienstleistungen angeboten werden. Dazu gehören Drogen- und Waffenhandel. Aber auch Angebote wie Auftragsmorde und Menschenhandel.

Das Darknet

Über 99 Prozent der Daten im Internet sind nicht über Suchmaschinen auffindbar. Man spricht vom Deep Web. Darin versteckt sich auch das Darknet. Das sind Netzwerke, die bewusst unsichtbar sein wollen. Um darauf zuzugreifen, benötigt man spezielle Software wie den TOR-Browser. Der Datenverkehr verläuft dabei verschlüsselt und über unzählige, zufällig ausgewählte private Rechner. Überwacher können so nur schwer Informationen über die Kommunikation sammeln.

Die Arbeit an der TOR-Software begann 2002 an der Universität Cambridge. In der Anfangszeit wurde TOR von US-Amerikanischen Behörden wie Darpa unterstützt. Seit 2006 kümmert sich die Non-Profit-Organisation "The Tor Project" um die Aufrechterhaltung von TOR. Finanziert wird das Projekt von der US-Regierung und privaten Spenden.

Von wo aus operiert die Gruppe?

Die Angebote sind im Darknet zu finden. Dabei hat die Gruppe in den letzten Jahren offenbar mehrfach die Webadresse gewechselt. Ein Journalist von Vice.com hatte 2015 die mutmaßlichen Betreiber der Plattform kontaktiert. Er gab sich als Mittelsmann für einen Kunden aus, der an einer Auktion teilnehmen wollte. Das nahm man ihm nicht ab. Er erhielt die Antwort "Nice try Europol" – "netter Versuch, Europol". Aufgrund des Artikels fand ein Twitter-Nutzer aber später heraus, dass das Foto der angeblich entführten Amerikanerin aus einem Pornofilm stammte.

Sind die Angebote also nicht echt?

Der IT-Sicherheitsexperte Marc Ruef von der Zürcher Scip AG ist bei Recherchen im Darknet schon mehrfach auf den Namen Black Death gestoßen. "Die Angebote sind ziemlich gut gemacht. Die Wortwahl wirkt professionell und die Angebote wurden regelmäßig aktualisiert", sagt Ruef. Zwei Eigenschaften, die nicht selbstverständlich seien für Fake-Angebote.

"Entlarvend ist jedoch die Preisstruktur für einen Auftragsmord", so Ruef. Die Rede ist von 10.000 US-Dollar für professionelle Auftragnehmer. "Das ist für einen Profi generell zu wenig", sagt Ruef, der die Preisstruktur für solche Angebote im Darknet analysiert. Die Preise würden in erster Linie definiert durch das Land, in dem der Auftrag ausgeführt werden soll und die "Wichtigkeit" der Zielperson. Hier gibt es eine Preisspanne von wenigen hundert Dollar bis zu einer halben Million. "Da Vorauskasse erforderlich wird und aus fadenscheinigen Gründen auf einen Mittelsmann zur Kaufabwicklung verzichtet wird, gehen wir bei Black Death von einem Fake aus", sagt Ruef.

Was sagen die italienischen Behörden?

Laut der italienischen Polizei sei Europol schon vor "einigen Jahren" auf Spuren der Gruppierung gestoßen. Laut einer Europol-Sprecherin habe ein Mitgliedsstaat Informationen zu dieser Gruppe angefordert und erhalten. Mehr Informationen würden derzeit nicht öffentlich gemacht, da eine Untersuchung am Laufen sei. Ob der nun verhaftete Mann in einer Verbindung mit Black Death steht oder eine eigene Version davon gegründet hat, ist laut den italienischen Behörden zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Unklar ist auch, ob es die Organisation wirklich gibt. Laut den Behörden hatte der Mann aber wirklich die Absicht, die gefangene Frau im Darknet zu versteigern. (20M)