Diese Kombination klingt total absurd. Redakteurin Fee Riebeling hat sich trotzdem auf das "Watt'n'Konzert" eingelassen und es nicht bereut.
"Geht nie, wirklich nie, allein ins Watt!" So schwört der Borkumer Albertus Akkermann die Teilnehmer der Wattwanderung ein. Und er sagt das nicht, weil er als Wattführer sein Geld verdient, sondern weil es ohne Ortskundigen im Watt schnell lebensgefährlich werden kann.
"Beispielsweise, wenn man von der Flut oder von Seenebel überrascht wird", sagt Akkermann. Das könne an der Küste schnell gehen. Und er verspricht, seiner Truppe gegen Ende der Tour zu zeigen, wie schnell man im vermeintlich beschaulichen Watt in eine brenzlige Lage kommen kann.
Große Klappe, viel dahinter
Damit ist ihm unsere Aufmerksamkeit während der zweieinhalbstündigen Watt'n'Konzert-Wanderung sicher.
Nordseeinsel Borkum
Borkum ist die westlichste und mit knapp 31 Quadratkilometern grösste der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln. Sie ist die einzige der Inseln, die aus Deutschland und den Niederlanden angefahren wird. Rund 5.500 Menschen leben hier, pro Jahr gesellen sich etwa 300'000 Urlauber dazu. Infos zu Anreise, Unterkünften und Sehenswürdigkeiten finden Sie hier.
Die Reise fand auf Einladung von Die Nordsee statt.
Dafür sorgt allerdings nicht nur die Ankündigung des kräftigen Ostfriesen, sondern auch dessen loses Mundwerk, das die Teilnehmer unterhält und ganz nebenbei über das Watt aufklärt (siehe Diashow).
Weltnaturerbe Wattenmeer
Das Wattenmeer ist ein rund 450 Kilometer langer Küstenstreifen, der sich von den Niederlanden über die Deutsche Bucht bis hin zur dänischen Küste erstreckt. Mit mehr als 9.500 Quadratkilometern ist es eines der grössten Feuchtgebiete der Welt – und eines der wandelbarsten:
Bei Hochwasser ist es jeweils überflutet, bei Niedrigwasser reicht es dagegen kilometerweit vom Ufer bis zur offenen See. Im Juni 2009 wurde das Wattenmeer von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. (Bild: Nationalpark Wattenmeer)
Ungewohnte Töne
Auch sein Gesang, bei dem er sich selbst mit seinem Akkordeon begleitet, sorgt für Unterhaltung. Abwechselnd spielt er traditionelle Lieder von der Küste, eigene Kompositionen oder Songs bekannter Künstler wie Element of Crime oder Rio Reiser.
Das mag sich ungewöhnlich anhören, kommt aber mit den Füssen im Sand und dem Wind um die Nase richtig gut:
Wer Meer und Watt liebt, dürfte bei Albertus Akkermanns Watt'n'Konzert-Version von Rio Reisers "Übers Meer" gleich Fernweh bekommen. (Video: Fee Riebeling)
Wegen Momenten wie diesen gerät Akkermanns anfängliche Ankündigung in Vergessenheit. Umso überraschter sind wir, als es plötzlich so weit ist. Doch von wo soll hier bitte Gefahr ausgehen? Wir stehen mitten im Nirgendwo vor Borkum. Außer einer riesigen Pfütze im Sand vor uns sehen wir nichts.
Pfütze oder Lebensgefahr?
Auf genau diese Gedanken wollte Akkermann hinaus. "Das ist ein Schlickloch, Leute!" Ein solches sei nur auf den ersten Blick harmlos. Denn dort könne man innerhalb Sekunden bis zum Knie oder noch tiefer einsinken. Sich daraus zu befreien, sei – je nach Größee und Tiefe des Lochs – schwierig bis unmöglich. Schon öfter hätten deswegen Feuerwehrleute oder Mitarbeiter der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft ausrücken müssen. In manchen Fällen sei aber jede Hilfe zu spät gekommen.
Karten, in denen die tückischen Löcher verzeichnet sind, gibt es – weil sich die Schlickablagerungen ständig wandeln – keine. Durch Wind und Strom können sie sich innerhalb weniger Wochen deutlich verlagern. Deshalb sollte man sich nie auf eigene Faust, sondern nur in Begleitung eines Wattführers ins Watt begeben, wiederholt Akkermann. Ein solcher kenne nicht nur die Gegend, sondern habe immer auch Funkgerät und Rettungsmittel dabei.
Wenn das Watt einen nicht freigeben möchte
Dann lässt der Wattführer seinen Worten Taten folgen und schickt eine Teilnehmerin – die 20-Minuten-Redakteurin Fee Riebeling – in das Schlickloch zu unseren Füssen. Albertus Akkermann kennt dieses gut und weiß, dass von ihm keine wirkliche Gefahr ausgeht.
Knietief im Schlick – ohne Albertus Akkermanns Hinweis hätte Redakteurin Fee Riebeling das Schlickloch nicht kommen sehen. (Video: Fee Riebeling)
Trotzdem ist die Erfahrung eindrücklich, denn schon nach ein paar Schritten zeigt sich, dass es unter der seicht anmutenden Oberfläche unvermittelt ein ganzes Stück hinabgeht. Mit einem Mal steht Riebeling knietief im Schlick.
Jeder Versuch, das Bein herauszuziehen, wird von einem satten Seufzen begleitet. Es wirkt, als ob das Watt seinen Fang nicht mehr gehen lassen möchte. Man möchte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, bis zu den Hüften im Schlick zu stecken.
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