Oberösterreich

Wegen Teuerung – kaputte Schulen werden nicht saniert

In den Sommerferien werden oft Schulgebäude renoviert. Doch aufgrund der Teuerung werden nun manche Sanierungen aufgeschoben.

Johannes Rausch
In der Volksschule Kopfing stürzte eine Decke ein, verletzt wurde niemand.
In der Volksschule Kopfing stürzte eine Decke ein, verletzt wurde niemand.
Gemeinde Kopfing

Auch der Schulbetrieb ist von den aktuellen Kostensteigerungen nicht ausgenommen. So werden im Sommer oft Renovierungsarbeiten an Schulgebäuden durchgeführt. Aufgrund der Teuerung in vielen Lebensbereichen werden jedoch Sanierungen momentan verschoben. Ein aktueller Fall aus der Stadt Vöcklabruck zeigt dies.

In der Volksschule Schererstraße war über den Sommer der Ausbau von Ganztagesbetreuung sowie Sanierungen von Innenräumen geplant.

Doch bei der ursprünglichen Planung wären nun Mehrkosten von 40 Prozent entstanden. Laut dem Vöcklabrucker Bürgermeister Peter Schobesberger (SP) wären 750.000 Euro dafür veranschlagt worden, die Summe wäre mittlerweile jedoch auf 1,2 Millionen Euro gestiegen. Mit ein Grund war auch die geringe Anzahl an Angeboten von Handwerksbetrieben.

"Müssen jeden Euro zweimal umdrehen"

Teuerungen werden prinzipiell vom Landeszuschuss für Schulsanierungen und Bauten vom Bildungsressort ausgeglichen. Außerdem soll ein von den Gemeinderessorts entwickeltes Paket zusätzlich 31 Millionen Euro einbringen.

Doch der Hauptgrund für die Verschiebung der Sanierung sei die aktuelle Marktlage gewesen: "Wir haben unsere Gesamtsanierung ausgeschrieben und normalerweise bekommen wir sehr viele Angebote. In der aktuellen Situation ist aber kein Wettbewerb möglich, der Markt ist zu erhitzt. Wir haben für alle sechs ausgeschriebenen Punkte je nur ein Angebot von einem Handwerkerbetrieb bekommen."

Deshalb steht das Projekt jetzt still: "Wir wollen jetzt nicht für ein Angebot viel Geld ausgeben, wenn wir vielleicht später einige andere, bessere bekommen könnten. Normalerweise bekommen wir bei einer Ausschreibung ja viele Angebote und können uns dann das für uns günstigste aussuchen. Da warten wir also lieber noch auf bessere Bedingungen. Denn wir müssen jeden Euro zweimal umdrehen."

"Sind vom Budget am Limit"

Für Schobesberger gibt es aber abseits der Teuerung ein weiteres Problem, nämlich den Finanzausgleich, also die Aufteilung der Finanzen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Er sieht hier eine Benachteiligung für seine Stadt und meint gegenüber "Heute": "Auf dem Papier haben wir eine hohe Finanzkraft und deshalb eine niedrige Förderquote. Aber man darf nicht vergessen, dass wir als Bezirkshauptstadt auch viele kommunalsteuerbefreite Betriebe haben, das Krankenhaus zum Beispiel. Vom Budget her sind wir am Limit."

Ob er sich mehr Geld vom Bund oder Land wünscht? Der 35-jährige Vöcklabrucker Stadtchef im Gespräch: "Natürlich würde ich mir mehr finanzielle Unterstützung wünschen, meine Erwartungshaltung ist hier aber aus Erfahrung gedämpft."

Die Förderung für fünf angesuchten Ganztagesgruppen in der Volksschule sei vom Land auf drei reduziert worden, so der rote Stadtchef. Doch meint er auch: "Für die enorme Kostensteigerung können natürlich Bund und Länder auch nichts dafür."

Decke in Schule eingestürzt

Ein konkretes Beispiel an einer Volksschule in Kopfing (Bezirk Schärding) zeigt, dass manche Schulgebäude tatsächlich renovierungsbedürftig sind. Wie "Heute" berichtete stürzte eine Teil einer Decke ab, zum Glück war zu diesem Zeitpunkt kein Schulbetrieb.

Aufgefallen sei dies zwei Putzfrauen, so Kopfings Bürgermeister Bernhard Schaching zur "BezirksRundSchau": "Die beiden Frauen haben auf einmal einen Krach gehört, nachgeschaut und daraufhin den Schulwart verständigt." Innerhalb einer halben Stunde sei dann die gesamte Decke samt Rigipsverkleidung, Aluschienen und Isolierung heruntergefallen. "Zum Glück wurden auch die beiden Putzfrauen nicht verletzt", so der Bürgermeister.

Die Decke stammt von der letztmaligen Schulsanierung, die laut Schaching vor 24 Jahren durchgeführt wurde. "Wie das Ganze passieren konnte, wissen wir noch nicht. Die Schule ist aktuell gesperrt. Bis ein Sachverständiger sich die Sache angesehen hat, dürfen wir nichts wegräumen."

Nun werden auch andere Schulräume auf ihre Sicherheit überprüft.

Schulterschluss gefordert

In einer Aussendung bezieht sich Bildungssprecher Reinhard Ammer von den Grünen auf diese aktuelle Problematik und fordert einen "Schulterschluss zwischen Politik und Wirtschaft": "„Es kann doch wohl nicht sein, dass unsere Kinder in desolaten Schulklassen sitzen. Dass die Pädagogen unter hängenden Kabeln unterrichten müssen. Statt der überfälligen Schulbauoffensive müssen Sanierungen jetzt sogar verschoben werden. Weil Geld und Handwerker fehlen. Das können und dürfen wir nicht hinnehmen."

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