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Wehrdiener soll in Lienz antreten, verfährt sich 350 km

Der Grundwehrdiener sollte in Lienz, Osttirol, in der Kaserne antreten, stattdessen fand er sich in Linz wieder. Ein Taxilenker rettete den Tag. 

Marlene Postl
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Hier landete der verirrte Grundwehrdiener
Hier landete der verirrte Grundwehrdiener
Mike Wolf / Taxi 2244

Diese Fahrt wird auch dem routinierten Taxilenker Robert Petschenik wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Er war Freitagfrüh im Dienst der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Petschenik wartete gegen fünf Uhr Morgens am Bahnhof auf Kunden, als ein scheinbar völlig verzweifelter Grundwehrdiener in sein Taxi einstieg.

Der junge Mann berichtete, er müsse um neun Uhr in der Kaserne in Lienz antreten. Sein Problem – er war unabsichtlich in die rund 350 Kilometer entfernte Stadt Linz gefahren. Eigentlich werden Grundwehrdiener bei der Stellung und mit dem Einberufungsbefehl zwei Mal ausreichend aufgeklärt, wo sie antreten müssen. Die Zugfahrkarte zur Kaserne wird zur Verfügung gestellt, der junge Mann hätte also lediglich den richtigen Ankunftsort auswählen müssen – daran scheiterte seine Reise aber.

Taxifahrer erbarmte sich und fuhr 350 Kilometer

Taxifahrer Robert Petschenik erbarmte sich um den verwirrten Soldaten: "Er hat mir so leid getan. Und in der Kaserne hätte er sicher auch Probleme bekommen. Also habe ich nicht lange gezögert und gesagt: 'Das kriegen wir schon hin.' Er transportierte den Grundwehrdiener in seinem Taxi von Linz bis zur Kaserne in Lienz, eine dreieinviertel Stunden lange Fahrt." 

Dass der junge Mann nur einen Bruchteil der Fahrtkosten bezahlen konnte, machte Petschenik nichts aus: "Ich bin dem Mann entgegengekommen und habe zuerst 500 Euro verlangt. Das war schon ein großer Freundschaftspreis. Der Neo-Soldat hatte aber nur 170 Euro einstecken. Das war das Taschengeld für die erste Zeit im Grundwehrdienst. Er hat es mir gegeben und sich entschuldigt, dass er nicht mehr hat", so der 49-Jährige. Und: "Ich habe den Großteil der Fahrtkosten auf meine Kappe genommen, aber das passt schon."

Taxi 2244 will Wehrdiener Geld zurückerstatten

Sein Arbeitgeber, Taxi 2244, möchte dem Grundwehrdiener nun sogar die 170 Euro zurückerstatten. "Wir freuen uns, dass Herr Petschenik ein so engagierter und menschlicher Lenker ist", so Robert Neuhold, Betriebsleiter des Unternehmens. "So eine Geschichte passiert nicht alle Tage. Wir werden dem Lenker die entstandenen Kosten zurückerstatten. Zudem werden wir Kontakt zum Neo-Soldaten aufnehmen. Wir möchten ihm sein Geld wieder retour geben. Wie soll der junge Mann denn ohne Taschengeld beim Bundesheer über die Runden kommen!"