Doomsday Clock

"Weltuntergangsuhr" steht auf 90 Sekunden vor 12

Jedes Jahr stellen Wissenschaftler die symbolische Weltuntergangsuhr neu ein. So kurz vor Mitternacht wie jetzt stand sie aber noch nie.

Newsdesk Heute
"Weltuntergangsuhr" steht auf 90 Sekunden vor 12
Die Uhr spielt auf die Metapher an, es sei "fünf Minuten vor zwölf", wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht.
Jacquelyn Martin / AP / picturedesk.com

Laut der symbolischen Weltuntergangsuhr (Doomsday Clock) steht die Menschheit weiterhin kurz vor der globalen Katastrophe: Wie das Bulletin of the Atomic Scientists mitteilt, verbleibt die Uhr auf 90 Sekunden vor Mitternacht (umgerechnet 1,5 Minuten). Die Gefahr, dass sich die Menschheit durch einen Atomkrieg oder die selbstverschuldete Erderhitzung auslöscht, ist nach Ansicht der Forscher also weiterhin sehr groß. Auch 2023 war der Wert auf 90 Sekunden festgelegt worden.

Die Uhr spielt auf die Metapher an, es sei "fünf Minuten vor zwölf", wenn ein äußerst nachteiliges Ereignis unmittelbar droht. Publiziert wird der Uhrenstand jedes Jahr von der Zeitschrift Bulletin of Atomic Scientist (Berichtsblatt der Atomwissenschaftler).

Die Wissenschaftler begründen das Vorrücken der Zeiger damit, dass "die russische Invasion in der Ukraine das Risiko des Einsatzes von Atomwaffen erhöht, das Gespenst des Einsatzes biologischer und chemischer Waffen heraufbeschworen, die Reaktion der Welt auf den Klimawandel lahmgelegt und internationale Bemühungen behindert hat, andere globale Probleme anzugehen". Zudem führten die Länder, die über Atomwaffen verfügen, Modernisierungsprogramme durch, die zu einem neuen atomaren Wettrüsten führen könnten.

Außerdem erlebe die Erde das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Es gebe massive Überschwemmungen, Brände und andere klimabedingte Katastrophen, und das Fehlen von konsequenten Schritten gegen den Klimawandel bedrohe Milliarden von Menschenleben und Existenzen.

Alex Glaser von der renommierten US-Universität Princeton verwies auch auf die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr. Jede US-Wahl bringe die Frage der immensen Macht des amerikanischen Präsidenten auf, der die alleinige Befugnis habe, Atomwaffen einzusetzen, und zwar innerhalb von Minuten. "Das war aus unserer Sicht schon immer eine sehr gefährliche Regelung."

"Höhepunkt" seit Kaltem Krieg

Zur Gefahr durch Atomwaffen schreibt das Bulletin, UN-Generalsekretär Antonio Guterres habe im August gewarnt, die Welt sei in eine "Zeit der nuklearen Gefahr eingetreten, wie es sie seit dem Höhepunkt des Kalten Krieges nicht mehr gegeben hat".

Die Drohungen Russlands mit dem Einsatz von Atomwaffen erinnere die Welt daran, dass eine Eskalation des Konflikts – sei es durch einen Unfall, eine Absicht oder eine Fehlkalkulation – ein "schreckliches Risiko" darstelle. Auch dass der russische Angriffskrieg nukleare Risikogebiete wie Saporischschja und Tschernobyl erreichte, habe internationale Protokolle verletzt und riskiere die Freisetzung radioaktiven Materials in großem Umfang.

1991 stand die "Doomsday Clock" noch auf 17 Minuten vor 12

Es gab aber auch schon optimistischere Zeiten in der Geschichte der "Doomsday Clock", deren Aussehen 2007 vom Grafikdesigner Michael Bierut noch einmal überarbeitet wurde und die seit 2019 auch in einer physischen Ausgabe in der Universität von Chicago zu sehen ist: Zum Ende des Kalten Krieges stand die Uhr 1991 auf 17 Minuten vor der vollen Stunde – die weiteste Entfernung von Mitternacht in der Geschichte der "Weltuntergangsuhr".

red
Akt.