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Wenn andere Panik haben, posieren sie für Instagram

Während andere um ihr Leben fürchten, wollen sie nur mehr Likes auf ihre Fotos bekommen: Katastrophentouristen lichten sich vor Gefahren ab.

Heute Redaktion
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Panik, Ascheregen, Massenevakuierungen – seit wenigen Wochen brodelt es im Vulkan Agung auf der indonesischen Trauminsel Bali. Auch wenn zurzeit leichte Entwarnungen ausgesprochen werden, ist die Gefahr noch nicht vorüber, wie diverse Vulkanologen bestätigen. Während der nicht evakuierte Rest der Insel mit Todesangst zu kämpfen hat, versuchen sie, das perfekte Foto für Instagram zu schießen: Katastrophentouristen, die für Likes alles tun.

Klickt man sich auf der Fotoplattform ein wenig durch Hashtags wie #sleepingbeauty, #agung oder #fearless, ploppen zahlreiche Bilder im Feed auf: Schwangere und Frauen, die in Bikinis posen, Männer in Swimming Pools und Paare mit Atemschutzmasken – alle vor der Kulisse des rauchenden Vulkans. Wie taktlos diese inszenierten Urlaubsfotos sind, versteht sich von selbst.

#adventure, #balibody, #eruption

Doch ganz neu ist der Trend nicht. Diese geschmacklosen Snapshots erinnern an den schwarzen Tourismus: Menschen reisen dabei bewusst an Schauplätze, an denen Tod, Krieg, Katastrophen und Verderben das Land prägen. Und weshalb? Um der Umwelt zeigen zu können, was man doch für ein unglaublicher Draufgänger ist – Ironie off. Die drohende Katastrophe verschafft den Fotos dieser Instagrammer noch mehr Exlusivität. Da purzeln die Herzchen und Likes wie von selbst auf das Display. Durch Social Media wird offensichtlich, wie wenig manche Menschen eigentlich reflektieren.

So schreibt Userin katepolishuk.ua, die mit #adventure, #balibody und #eruption taggt: "Wenn Du alleine im Resort bist, weil Touristen Angst vor dem Vulkan haben, und Du im Dschungel chillst und Energie auftankst mit der wunderbaren Aussicht auf diese Kraft der Natur. Ich bin wahnsinnig begeistert über diese Einmal-im-Leben-Möglichkeit, die Natur von ihrer härtesten Seite zu sehen."

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Instagrammer verhamlosen Schicksal

Mit solchen Bildunterschriften verharmlosen diese Instagrammer das Schicksal der Menschen, die nicht nur auf Stippvisite auf Bali sind, um ihre Instagram-Wall mit ein paar weiteren Foto-Trophäen anzureichern. Denn die Menschen, die rund um den Berg leben, sind schließlich in ihrer Existenz bedroht und können nicht einfach in das nächste Flugzeug steigen, um abzuhauen – ganz anders als die Katastrophentouristen.

Auch Reisebloggerin, Schauspielerin, Playmate und Model Sara Jean Underwood hat sich Instagram-Fotos mit Naturansichten verschrieben. Allerdings begibt sie sich dafür nicht an Gefahrenorte, sondern zeigt selbst viel "Natur".

(all)

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