Coronavirus

"Wenn die Zahlen steigen, muss man überall zumachen!"

In einem ORF-Interview sprach sich Ärztekammer-Chef Szekeres dafür aus, nach den Risikogruppen umgehend Regierung und Bundespräsident zu impfen.

Roman Palman
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Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am 27. Dezember 2020 während einer Pressekonferenz nach den ersten Covid-19-Impfungen in Wien
Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres am 27. Dezember 2020 während einer Pressekonferenz nach den ersten Covid-19-Impfungen in Wien
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Ärztekammer-Chef Thomas Szekeres hat sich in der ORF-"Pressestunde" für großflächige Corona-Impfungen durch die niedergelassenen Ärzte, egal welchen Fachgebiets und Krankenkasse, ausgesprochen. Es solle möglichst schnell eine kritische Masse erreicht werden: "So viel wie möglich, so schnell wie möglich", so Szekeres. Unter den Ärzten sieht er eine hohe Bereitschaft, Nadelöhr sei dabei nur die Impfstoff-Beschaffung. Hier hatte die Regierung am Freitag ja einen herben Rückschlag hinnehmen müssen – "Heute" berichtete.

Besonders der AstraZeneca-Impfstoff hätte aufgrund seiner leichteren Handhabung im niedergelassenen Bereich Verwendung finden können. Das Biontech/Pfizer-Vakzin muss tiefgefroren gelagert und innerhalb weniger Stunden verimpft werden – zudem dürfen die Ampullen nicht starken Erschütterungen ausgesetzt werden.

"Jüngere schneller impfen"

Weil aber offenbar an den klinischen Studien mit dem AstraZeneca-Impfstoff zu wenige ältere Menschen teilgenommen hatten, steht nun eine Teilzulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde im Raum. Sollte der AstraZeneca nur für Jüngere zugelassen werden, "muss man Jüngere schneller impfen" so Szekeres weiter. Die bisherige Impfstrategie müsse eben dahingehend in den kommenden Wochen adaptiert werden.

Impf-Vorzug für Regierung

Prinzipiell sollten allerdings ältere Menschen den Vorzug erhalten. Nach der Durchimpfung der Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie des medizinischen Personals solle die Immunisierung von Menschen im Alter von 80 Jahren und mehr erfolgen.

Zusätzlich sprach sich der Mediziner dafür aus, die Mitglieder von Bundes- und Landesregierungen sowie Bundespräsident Alexander Van der Bellen als erste zu impfen. Diese hätten eine hohe Verantwortung zu tragen und hätten auch eine Vorbildfunktion. Das Vorschummeln einiger Bürgermeister verurteilte Szekeres allerdings.

Medikament als Plan B

"Es ist eine Hoffnung in Sicht", zeigt sich der Ärztekammer-Chef zuversichtlich. Das sogenannte Penninger-Medikament des österreichischen Top-Forschers Josef Penninger könne womöglich einen schweren Krankheitsverlauf nach einer Infektion verhindern. In den nächsten Wochen erwarte man die Resultate der klinischen Studien.

Ist die Wirksamkeit nachgewiesen, wolle man eine Notfallzulassung beantragen, hieß es seitens der Herstellerfirma Apeiron. Bis das Medikament aber an regulären Patienten Anwendung finden kann, werde es aber "sicher noch Monate" dauern, so Szekeres. In Richtung Politik mahnt er: "Man kann alles beschleunigen".

Video: Szekeres zu Schule im Lockdown

Wieviel Lockdown ist zumutbar?

"Ich glaube, es macht niemandem Spaß, diese Lockdowns zu beschließen und es macht auch niemandem Spaß, im Lockdown zu sein. Deswegen hoffen wir, dass wir möglichst bald aus der Pandemie-Situation herauskommen". Dieses Ziel könne man nur über Impfungen und Medikamente erreichen. 

"Die Alternative zum Lockdown ist, zuzuschauen wie die Zahlen explodieren. Man sieht das in England, wo die Spitäler melden, dass sie an ihre Grenzen geraten."

Ansteckungen in der Schule

"Wenn die Zahlen steigen, muss man überall zumachen", so der Ärztekammer-Chef. "In den Schulen haben wir – so schlimm es ist, die Schule nicht zu öffnen – leider lernen müssen, dass Kinder sich auch anstecken und ansteckend sind."

"Die Wahrheit ist: Es hat immer geheißen, die Infektion entsteht in der Familie, aber irgendwie muss das Virus in die Familie kommen. Wir haben zeitweise nicht gewusst, woher es gekommen ist. Es ist von überall gekommen. Deshalb muss man überall zumachen. "

"Kann ich nicht tolerieren"

Mit Corona-Leugnern und Maßnahmen-Kritikern geht der Ärztekammer-Präsident hart ins Gericht: "Das sind sicher zum Teil Menschen, die die Belastung nicht mehr ertragen, was ich teilweise nachvollziehen kann. Das was ich nicht nachvollziehen und nicht tolerieren kann, ist wenn sie ihr Umfeld gefährden. Wenn diese Statements dazu führen, dass die Menschen nachlässig sind und sich und ihre Angehörigen in Gefahr bringen."

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