Coronavirus

"Wenn's noch mehr werden, geht sich's nicht mehr aus"

Österreich steht vor einer weiteren Nagelprobe. Vor allem in den Krankenhäusern beginnt sich die Lage erneut zuzuspitzen.

Jochen Dobnik
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Ein Patient wird auf einer Intensivstation behandelt.
Ein Patient wird auf einer Intensivstation behandelt.
picturedesk.com

Die Alarmglocken der Experten schrillen: 302 Intensivbetten sind aktuell mit Covid-Patienten belegt, schon nächste Woche werden über 400 erwartet. "Täglich steigende Infektionszahlen und leider auch wieder steigende Hospitalisierungszahlen geben Anlass zur Sorge", heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Besonders problematisch: Die Patienten auf den Intensivstationen werden immer jünger, haben weniger Vorerkrankungen, jedoch schnellere und schwerere Krankheitsverläufe.

Jedes dritte Intensivbett ist ausgelastet

"Ab 50 aufwärts kann's übel verlaufen", erklärt Intensivmediziner Thomas Staudinger vom AKH Wien auf Puls24. Fast jeder zweite Neuinfizierte trägt die britische Virus-Mutation in sich. "Wenn wir einen Unterschied sehen, dann ist es der schnellere Verlauf. Früher war es etwa eine Woche bis 10 Tage - im Moment sieht es danach aus, als würde sich diese Periode verkürzen. Im Krankheitsbild selbst sieht man keinen Unterschied zwischen den Mutationen", schlägt der Experte Alarm.

Niemand wolle eine Situation wie im Herbst, doch aktuell steigen alle Zahlen: "36 Prozent der Intensivbetten sind ausgelastet, das heißt aber nicht, dass im Gegenzug 74 Prozent frei sind. Es bedeutet, dass 36 Prozent der Intensivbetten mit Covid-Patienten belegt sind und nur 74 Prozent überhaupt zur Verfügung stehen", klärt Staudinger auf. Besonders dramatisch sei der Anstieg an Lungentransplantationen.

Situation kann sehr schnell gefährlich werden

In Wien werden deswegen die Intensivbetten wieder aufgestockt. Neue Ressourcen seien jedoch nur zu schaffen, indem man die Routineversorgung runterfährt; aufwendige Eingriffe, die eine intensivmedizinische Betreuung brauchen, nach hinten verschiebt. Staudinger: "Wir haben am AKH derzeit fast 120 Intensivpatienten. Zum Vergleich, im Dezember hatten wir 180. Wenn's noch ein paar Patienten mehr werden, geht sich's nicht mehr aus".

"Jedes Aufstockung der Intensivbetten für Covid-Patienten bedeutet gleichzeitig eine Reduktion der Intensivbetten für andere"

Im Ö1-Morgenjournal warnte auch der Gesundheitsmanager und Regierungsberater Herwig Ostermann. Mit der zunehmenden Ausbreitung der Mutationen wird die Situation sehr dynamisch und kann schnell gefährlich werden. Aus der 2. Welle hat man immerhin bereits Erfahrungen sammeln können. "Der Kipp-Punkt liegt irgendwo in der Größenordnung von 700-800 Betten", so Ostermann.