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Westbahn erweitert ihren Fahrplan

Heute Redaktion
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Die private Westbahn möchte sich in Zukunft mehr auf die eigenen Stärken und weniger auf Grabenkämpfe mit den ÖBB fokussieren. Der neue Winterfahrplan bringt für die Kunden fünf zusätzliche Verbindungen mit sich, die Preise bleiben gleich.

Die mehrheitlich private Westbahn, die vor fast einem Jahr an den Start gegangen ist, hat mit ihrer neuen Führung einen Kurswechsel vollzogen. Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster und der Geschäftsführer der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding, Clemens Schneider, betonten heute Mittwoch vor Journalisten ihre Kooperationsbereitschaft mit dem großen Wettbewerber ÖBB. Nicht mehr vor Gericht, sondern gütlich wolle man sich mit der staatlichen Bundesbahn über strittige Fragen einigen, unterstrichen beide.

Das Geld für Anwälte wolle man in Zukunft lieber in Serviceverbesserungen stecken, betonten Forster und Schneider heute. "Wir sind nicht dazu da, um vor Gericht Kämpfe zu führen", ließ Schneider keinen Zweifel am neuen Kuschelkurs. Statt auf einen teuren und langwierigen Rechtsweg setze man nun auf Mediation und die Schienen-Regulatorin.

Fahrplan um fünf Verbindungen erweitert

Die Fahrgäste sollen von einem Ausbau der Verbindungen und immer besserem Service profitieren, führte Forster heute aus. Mit dem Winterfahrplan 2012/13 wird das Zugangebot ausgebaut. Derzeit gibt es 13 Verbindungen ab Wien und 13 ab Salzburg. Ab Dezember werden die Westbahn-Züge bis zu 15 mal ab Wien und bis zu 16 mal ab Salzburg fahren. Durch ein um 8 Prozent erhöhtes Angebot an Zugkilometern erwarten sich die Westbahn-Manager um 15 Prozent mehr Präsenz am Markt.

Die Ticketpreise werden nicht erhöht, lediglich für die Verbindung nach Freilassing, die bisher quasi gratis mitbefahren werden konnte, muss künftig bezahlt werden. Tickets können bei der Westbahn direkt im Zug gekauft werden, was etwa 70 Prozent der Fahrgäste nutzen. 20 Prozent der Fahrkarten werden in der Trafik erworben, der Rest im Internet. Durch die neue Hochleistungsstrecke zwischen Wien und St. Pölten, den neuen Bahnhof Tullnerfeld und die kürzere Zeit zwischen den Stopps werden mehr Zug-Stewards eingesetzt. Die rund 200 Mitarbeiter werden um etwa 15 aufgestockt.

Kurswechsel nach Wehinger-Ausstieg

Der Westbahn-Gründer und erste Geschäftsführer Stefan Wehinger hatte einen offenen Konfrontationskurs mit der Staatsbahn gepflegt. Er war im Juni überraschend ausgeschieden. Der seit 1. November amtierende Schneider, zuvor Finanzchef des ÖGB, und der seit Juni tätige langjährige frühere ÖBB-Manager Forster sollen den neuen Bahnbetreiber nun offenbar in ruhigeres Fahrwasser bringen.

Durch den Abgang des Miteigentümers Wehinger haben die übrigen Eigentümer ihre Anteile aufgestockt: Die EU-Genehmigung für die neue Eigentümerstruktur sei schon erteilt, auch im österreichischen Firmenbuch soll sie bald aufscheinen. Künftig halten die französische Staatsbahn SNCF und die Familien-Privatstiftung des Bauindustriellen Hans Peter Haselsteiner (Strabag) je 35 Prozent, die Augusta Holding, hinter der laut Schneider der Investor Erhard Grossnig steht, ist mit 30 Prozent an der Rail Holding AG beteiligt.

2013 soll Gewinn geschrieben werden

Konkrete Passagierzahlen oder Ergebnisse will die Westbahn nicht bekanntgeben. Die Kosten seien gesunken, die Auslastung gestiegen, die Züge immer pünktlicher. Derzeit schreibt die mehrheitlich private Bahn Verluste, der operative Break-Even soll 2013 erreicht werden. Eine Expansion auch auf andere Strecken wird weiter angestrebt - dazu müssen diese aber erst ausgeschrieben werden. Etwa 2015 könnte es soweit sein, erwartet Forster.