Studie bestätigt

Wie ein Luchs – Frauen hören wirklich besser als Männer

Entgegen der langen Annahme, dass die Funktion des Gehörs maßgeblich vom Alter abhängt, zeigt eine neue Studie, dass andere Faktoren Einfluss haben.
Heute Life
02.04.2025, 16:25

Jahrzehntelang haben Forscher Hörunterschiede hauptsächlich auf Faktoren wie Alter, Lärmbelastung und Genetik zurückgeführt. Neue Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass das biologische Geschlecht und der Wohnort – und nicht das Alter – entscheidende Faktoren für die Hörempfindlichkeit sind. Die Ohren von Frauen nehmen Geräusche etwa zwei Dezibel besser wahr als die von Männern. Die Studie belegt außerdem, dass die Umgebung bestimmt, welche Frequenzen Menschen am besten hören. Waldbewohner zeigen eine höhere Empfindlichkeit als Menschen in Höhenlagen, und die Stadtbevölkerung ist auf höhere Frequenzen besser eingestellt.

Wohnort und Geschlecht prägen das Gehör

Das Forscherteam unter der Leitung von Dr. Patricia Balaresque vom französischen Zentrum für Biodiversitäts- und Umweltforschung (CRBE) in Toulouse (Frankreich) sammelte Daten von 448 gesunden Personen aus 13 Bevölkerungsgruppen in fünf Ländern: Ecuador, England, Gabun, Südafrika und Usbekistan. Diese Populationen waren in sehr unterschiedlichen Umgebungen beheimatet – von hoch gelegenen Andendörfern über tropische Wälder bis hin zu städtischen Zentren. Mithilfe einer speziellen Technik, den sogenannten transient evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE), die misst, wie das Innenohr auf Schall reagiert, entdeckte das Team Muster, die den herkömmlichen Erwartungen an das menschliche Gehör widersprechen.

Warum hören Frauen besser als Männer?

Frauen zeigten durchweg eine höhere Hörempfindlichkeit als Männer – nicht nur bei bestimmten Frequenzen, wie frühere Untersuchungen vermuten ließen, sondern über das gesamte getestete Frequenzspektrum hinweg. Der Unterschied betrug im Durchschnitt etwa 2 Dezibel, wobei einige Bevölkerungsgruppen bei bestimmten Frequenzen Unterschiede von bis zu 6 Dezibel aufwiesen.

Die Forscher schlagen mehrere mögliche Erklärungen für die höhere Hörempfindlichkeit von Frauen vor. Eine Hypothese betrifft die vorgeburtliche Hormonbelastung. Frühere Studien deuten darauf hin, dass unterschiedliche Androgenwerte während der Entwicklung im Mutterleib die Entwicklung des Hörsystems bei Männern und Frauen unterschiedlich beeinflussen könnten. Zudem weisen Männer und Frauen strukturelle Unterschiede in der Anatomie der Cochlea ("Gehörschnecke") auf. Diese strukturellen Unterschiede sind zwar gering, können aber zu den beobachteten Unterschieden in der Hörempfindlichkeit beitragen.

Die Cochlea spielt eine zentrale Rolle im Hörprozess, da sie Schallwellen aufnimmt, verstärkt und in neuronale Signale umwandelt und somit als wichtige Schnittstelle zwischen Mensch und Umwelt fungiert.

Das bessere Gehör von Frauen geht über die einfache Empfindlichkeit hinaus. Laut Studie schneiden Frauen in der Regel bei einer Reihe von Hörtests besser ab, was darauf hindeutet, dass der Vorteil nicht auf das Ohr selbst beschränkt ist, sondern möglicherweise mit einer besseren neuronalen Verarbeitung von Hörinformationen im Gehirn zusammenhängt. Dieser umfassende Vorteil wirft interessante evolutionäre Fragen darüber auf, warum Frauen in allen menschlichen Populationen weltweit ein empfindlicheres Gehör entwickelt haben könnten.

Wie Landschaften unser Gehör formen

Auch die Umwelt spielte eine wichtige Rolle: Zwischen Bevölkerungen in geschützten Waldgebieten und solchen in Höhenlagen gab es einen auffälligen Unterschied von 5 bis 7 Dezibel. Stadtbewohner zeigten im Vergleich zu Landbewohnern ein zu höheren Frequenzen hin verschobenes Hörprofil, möglicherweise als Anpassung an die Filterung von niederfrequentem Stadtlärm. Das rechte Ohr zeigte in allen Populationen durchgängig eine etwas höhere Empfindlichkeit als das linke – eine Eigenschaft, die unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, ökologischem Kontext oder Sprache universell zu sein scheint.

Überraschenderweise wurde die Amplitude (wie laut das Ohr reagiert) sowohl von biologischen als auch von Umweltfaktoren beeinflusst, die Frequenzempfindlichkeit (welche Tonfrequenzen wir am besten hören) hingegen ausschließlich von Umweltfaktoren. Dies deutet darauf hin, dass unsere Umwelt bestimmt, welche Frequenzbereiche wir am besten wahrnehmen, während sowohl biologische als auch Umweltfaktoren unsere Hörempfindlichkeit in diesen Bereichen beeinflussen.

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