Klimaschutz

Wie Fleisch und Milch dem Klima zusetzen

Treibhausgasemissionen von Fleisch- und Milchindustrie nehmen zu. NGOs werfen Großunternehmen Untätigkeit und Greenwashing vor.

Lydia Matzka-Saboi
Teilen
Die Tierhaltung ist weltweit für zwei Drittel der Emissionen des Agrarsektors verantwortlich, dem zweitgrößten CO2-Verursacher.
Die Tierhaltung ist weltweit für zwei Drittel der Emissionen des Agrarsektors verantwortlich, dem zweitgrößten CO2-Verursacher.
Getty Images/iStockphoto

Die von Europas größten Unternehmen der Fleisch- und Milchindustrie verursachten Treibhausgasemissionen nehmen laut Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) weiter zu. "Der Klima-Fußabdruck der großen europäischen Fleisch- und Molkereikonzerne ist vergleichbar mit dem der großen Akteure im Bereich der fossilen Brennstoffe", erklärte IATP-Chefin Shefali Sharma. Zugleich stünden sie bisher nicht im Fokus der Politik und kämen so "ungestraft" davon.

Die Experten des IATP haben die Klimabilanz von 35 der größten Rind-, Schweine-, Geflügel- und Molkereiunternehmen mit Hauptsitz in der EU, Großbritannien und der Schweiz untersucht. Inklusive der Emissionen in ihren Lieferketten - insbesondere in der Viehzucht - waren diese Unternehmen demnach im Jahr 2018 für sieben Prozent der EU-Emissionen verantwortlich.

Massentierhaltung heizt Klimakrise an

Die Tierhaltung ist weltweit für zwei Drittel der Emissionen des Agrarsektors verantwortlich, dem zweitgrößten CO2-Verursacher. Jedes Jahr werden laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten weltweit 88 Milliarden Tiere gezüchtet und für den Verzehr geschlachtet.

Mit etwa 16,5 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen übertrifft die Intensivtierhaltung sogar die Treibhausgasemissionen des globalen Verkehrs. Im Jahr 2020 haben die Österreicher 60,5kg Fleisch im Jahr pro Person gegessen. Das ist drei Mal so viel Fleisch wie vom Gesundheitsministerium empfohlen.

"Um das Klima zu retten, müssen wir den Fleischkonsum reduzieren und die intensive Massentierhaltung stoppen", sagt Vier Pfoten-Sprecherin Elisabeth Penz. Die heimische Politik setze zwar wichtige Schritte in der Verkehrspolitik, bei Landwirtschaft und Ernährung besteht laut Tier- und Umweltschützer aber akuter Handlungsbedarf. Vier Pfoten fordert daher eine Agrarwende, für Umwelt, Tiere und Gesundheit.

"Beenden wir die grausame Massentierhaltung und setzen stattdessen einen klaren Fokus auf eine auf Tierwohl ausgerichtete und nachhaltige Landwirtschaft! Sonst werden wir unsere Klimaziele nicht erreichen", sagt Vier Pfoten-Sprecherin Elisabeth Penz.

Untätigkeit und Greenwashing bei großen Unternehmen

Auch der deutsche Schlachtbetrieb Tönnies war bei den untersuchten Unternehmungen dabei. Hier kommt der IATP-Bericht zum Ergebnis, dass der von Tönnies verursachte Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zwischen 2016 und 2018 um 30 Prozent zugenommen hat. Ähnlich auch das Bild etwa beim irischen Schlachtereikonzern ABP oder den französischen, auf Milcherzeugnisse spezialisierten Konzernen Danone und Lactalis.

Das IATP bemängelt, dass nur wenige der untersuchten Konzerne Pläne vorgelegt hätten, um ihre Klimabilanz zu verbessern. Und diejenigen, die derartige Strategien haben, "verlassen sich auf Buchhaltungstricks, Greenwashing und die zweifelhaften Auswirkungen von Kompensationen, um von den grundlegenden Veränderungen abzulenken, die zur Reduzierung der Emissionen notwendig sind". Stattdessen würden Kosten und Risiken "auf die Bauern abgewälzt".