Community

Wiener AMS-Bezieher: "Lass mich nicht nach NÖ schicken"

Arbeitsminister Martin Kocher möchte durch eine Reform den Druck auf AMS-Bezieher erhöhen. Bei einer "Heute"-Umfrage sprach ein Betroffener Klartext.

Teilen
Günther (57) bezieht nach einer Erkrankung Arbeitslosengeld – eine Kürzung wäre "die Katastrophe".
Günther (57) bezieht nach einer Erkrankung Arbeitslosengeld – eine Kürzung wäre "die Katastrophe".
HEUTE

AMS-Chef Johannes Kopf sprach sich zuletzt für Verschärfungen beim Arbeitslosengeld aus. Konkret überlegt er ein Verbot oder eine massive Einschränkung für die Zuverdienstmöglichkeit. Im "ZiB2"-Interview relativierte Arbeitsminister Martin Kocher die Aussagen: "Es gibt viele verschiedene Vorschläge zu diesem Thema, dies ist nur einer davon, es geht um das Gesamt-Paket. Niemand will Zuverdienstmöglichkeiten gänzlich abschaffen."

Gleichzeitig stellt der ÖVP-Politiker klar: "Es muss Konsequenzen geben, wenn jemand Jobs ablehnt." Bis zum Frühjahr soll eine Arbeitsmarkt-Reform umgesetzt werden, die auch eine zeitliche Abstufung des Arbeitslosengelds beinhalten könnte.

Geplant ist die Einführung eines "degressiven Modells". Dabei sollen Arbeitslose zu Beginn mehr Geld bekommen, aber mit der Zeit immer weniger, um den Druck, einen neuen Job anzunehmen, zu erhöhen.

Das sagen die Wiener zu den Reformplänen

Bei einer "Heute"-Straßenbefragung in der Bundeshauptstadt gaben die Wiener ihre Meinung zum degressiven AMS-Modell kund:

AMS-Bezieher Günther (57) befürchtet eine soziale Katastrophe: "Es werden eine Menge Menschen in die Obdachlosigkeit oder unter die Armutsgrenze rutschen."

Seniorin Irene (61) lehnt eine derartige Abstufung ab: "Ich finde das nicht Ordnung, weil es arbeitsplatzmäßig aktuell schwierig ist. Andererseits: "Wenn jemand 1.000 bis 1.100 Euro bekommt und dann für 1.200 Euro arbeiten gehen muss, überlegt er sich, ob er das macht."

Christoph (33) sieht in den Reformplänen nicht die Lösung: "Die meisten Arbeitslosen sind nicht arbeitslos, weil sie nicht arbeiten wollen, sondern weil es die Jobs nicht gibt, die ihren Ausbildungen entsprechen. Den Leuten noch weniger Geld für das Leben zu lassen, ist nicht der richtige Weg."

Wahlfreiheit bei Jobs?

Gewerkschafs-Boss Wolfgang Katzian plädierte im Ö1-Morgenjournal dafür, die Wahlfreiheit bei Jobs auf keinen Fall einzuschränken. Politische Hardliner fordern seit längerem, dass Erwerbslose aus gesättigten Arbeitsmärkten, in Regionen geschickt werden, wo Unternehmen händeringend nach Arbeitskräften suchen.

"Es ist sinnvoll, wenn Wiener Jobsuchende in den umliegenden niederösterreichischen Gemeinden arbeiten müssen. Aber wenn man von hier nach Tirol geschickt werden soll, finde ich, dass man ablehnen dürfen soll, weil der Lebensmittelpunkt zu weit weg ist", meint Befragter Christoph.

Günther nimmt in Niederösterreich keinen Job an: "Das fände ich ganz schlimm. Mir wurden Jobs in Niederösterreich angeboten, obwohl ich kein Fahrzeug habe. Das ist unmöglich!"

;