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ORF-Kabarettistin wurde von Sittenpolizei verfolgt

Im Iran toben seit Wochen regierungskritische Proteste. Kabarettistin Aida Loos berichtet nun, wie sie dort von der Sittenpolizei verfolgt wrude.

Amra Duric
Aida Loos berichtet auf Facebook, wie sie im Iran der Sittenpolizei entkommen ist.
Aida Loos berichtet auf Facebook, wie sie im Iran der Sittenpolizei entkommen ist.
picturedesk, Screenshot/Facebook

Die Proteste im Iran sind nach wie vor in vollem Gange. Entfacht wurden die landesweiten Demonstrationen vor knapp drei Wochen, nachdem die Religionspolizei die 22-jährige Mahsa Amini festgenommen hatte. Der Grund: Sie soll ihr Kopftuch nicht den Regeln entsprechend getragen haben. Kurz darauf verstarb Amini unter ungeklärten Umständen. Die Polizei weist Vorwürfe, dass Gewalt angewendet wurde, zurück.

"Während sich die Jungs vor Staunen und Lachen ihre Kebapbäuche hielten, überholte uns von hinten die Sittenpolizei, die das Spektakel mitbekam, weil sie die ganze Zeit hinter uns fuhr."

Wie es ist, wenn die Sittenpolizei hinter einem her ist, hat auch Komikerin Aida Loos ("Die Tafelrunde", "Arbeitsloos") hautnah miterlebt. Die gebürtige Iranerin, die im Alter von vier Jahren mit ihrer Familie nach Wien kam, schildert auf Facebook ein furchteinflößendes Erlebnis. "Ich hatte mal in einem Sommer der Spätneunziger einen Freund in Teheran, der zuckersüß und zuvorkommend war. Statt 'I love you' sagte er 'Albalu', was Weichsel auf Persisch heißt und ich fand das so sweet, dass ich meine spätere Katze so genannt habe, also Albalu", erzählt Loos.

"Wenn sie dich jetzt kriegen…"

In dem Sommer traf sich die heute 41-Jährige mit ihrem "Liebsten". Am Vorabend ihres Rückflugs nach Wiens wurde sie von ihrem damaligen Freund "verbotenerweise in die Berge im Norden Teherans zum Essen" ausgeführt. "Dort gab es nämlich ein duftendes Kebabrestaurant."

"Ich dachte ernsthaft, ich würde gleich sterben und tatsächlich hätte uns dafür nur ein Auto entgegenkommen müssen."

Die Kabarettistin schildert, wie sie gemeinsam mit anderen Freunden einen schönen Abend verbrachte. Auf der Heimfahrt zeigte Loos der Runde ihr Zugenpiercing, "was dort zu der Zeit ein absolutes Schmuckstück war". Doch schon bald sollte der Spaß aufhören. "Während sich die Jungs vor Staunen und Lachen ihre Kebabbäuche hielten, überholte uns von hinten die Sittenpolizei, die das Spektakel mitbekam, weil sie die ganze Zeit hinter uns fuhr. Wir mussten also rechts ranfahren und ich weiß noch, wie mein Freund sagte: Wenn sie dich jetzt kriegen, dann bist du dran."

Erlebnis traumatisierte Loos

Noch bevor die Sittenpolizisten das Auto der Freunde erreichen konnten, stieg der damalige Freund der Komikerin aufs Gas. "Die Sittenpolizei wurde noch wütender, rannte zurück in ihr Auto und tat das gleiche. Ich war natürlich komplett paralysiert und wusste gar nicht, wie mir geschieht. Es war einfach wie in einem Blockbusterfilm", schildert Loos. "Ich dachte ernsthaft, ich würde gleich sterben und tatsächlich hätte uns dafür nur ein Auto entgegenkommen müssen."

"Niemals hätte ich mich damals getraut, Auge in Auge mit der Sittenpolizei mein Kopftuch herunterzuziehen oder gar zu verbrennen."

Mit "diesem Schmankerl" aus ihrem Leben will Loos aufzeigen, wie sehr die Situation "ihr privilegiertes Leben" nachhaltig traumatisiert hat. "Im Iran ist das der ganz normale Alltag. Niemals hätte ich mich damals getraut, Auge in Auge mit der Sittenpolizei mein Kopftuch herunterzuziehen oder gar zu verbrennen und die IranerInnen verdienen in dem Moment, nämlich wirklich jetzt gerade, nicht nur unsere Anerkennung, sondern unsere Hilfe."

"Wollte mit Geschichte Einblick liefern"

Gegenüber "Heute" betont die Entertainerin: "Viele Leute wissen nicht, wogegen konkret rebelliert wird, was das eigentlich bedeutet. Ich wollte mit meiner Geschichte einen kleinen Einblick liefern und dem Thema und dem Mut dieser Frauen Aufmerksamkeit geben. Im Iran wird absichtlich das Internet gedrosselt. Es ist schwer, jemanden zu erreichen. Deshalb muss man weiterhin posten und durch soziale Medien Unterstützung zeigen."

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com