Bewegende Doku

Wiener Künstler zeigt jetzt: "Rassismus ist überall"

Musiker und Regisseur Mwita Makaro reist im Film "Austroschwarz" durch seine Heimat Österreich, enttarnt Diskriminierung und enttabuisiert Depression.
Sandra Kartik
22.05.2025, 06:00

Mit seinem berührenden, ersten Film "Austroschwarz" (ab 23. Mai im Kino) hat sich Musiker Mwita Mataro den Traum erfüllt, seine Geschichte auf die große Leinwand zu bringen. Seine Eltern kommen aus Tansania, er ist in Salzburg geboren und zur Volksschule gegangen. Seit 20 Jahren lebt der "At Pavillon"-Sänger nun in Wien, wo er nebenbei auch als Kellner jobbt.

Fünf Jahre lang arbeitete der Künstler nun am Herzensprojekt zwischen Doku und spielerischer Animation, das gemeinsam mit Regisseur Helmut Karner entstanden ist. Auf der filmischen Reise durch sein Heimatland und in Interviews mit anderen Afro-Österreichern setzte sich der 32-Jährige so intensiv mit den Themen Schwarz-Sein und Rassismus auseinander, dass es auch Auswirkungen auf seine Psyche hatte.

"Ich war sechs Wochen auf Reha, weil ich mit bipolarer Störung diagnostiziert wurde. Ich habe den ersten Drehtag von 'Austroschwarz' absagen müssen. Als ich mit Depression im Bett lag, habe ich mich gefragt, wie machen wir das jetzt? Dann habe ich mir gedacht, ich nehme einen Camcorder mit und setze die Reise weiter fort", schildert Mataro im "Heute"-Gespräch. Mutig teilt er seine Erfahrungen und Ängste im Film.

Rassismus auf der Reha

Dass der Wiener ausgerechnet dort besonders stark mit Rassismus konfrontiert wurde, wo seine Heilung passieren sollte, macht "Austroschwarz" umso wichtiger und brisanter. Bei einer Gruppensitzung, in der es darum ging, sich kleine, aber wichtige Ziele im Leben zu setzen, schlug eine Psychotherapeutin etwa vor, das Spiel "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann" dafür zu nutzen.

"Alle nicht-weißen Österreicherinnen und Österreicher: Passt’s auf, wenn ihr auf Reha geht. Bei der Sensibilisierung von weißen Therapeutinnen und Therapeuten gibt es noch viel Nachholbedarf", so Mataros bitteres Fazit. "Ich unterstelle ihnen keine Boshaftigkeit. Österreich ist divers und vielfältig, aber das checken diese Leute noch nicht. Da ist immer noch so eine Angst vor Berührungspunkten. Ich hatte Glück, dass meine Psychotherapeutin migrantischen Hintergrund hatte." Doch er betont: "Rassismus ist überall. Es ist einfach Österreich. Deswegen haben wir auch den Film gemacht."

Neue Power-Hymne

Weder als Kind in Salzburg, noch in seinem Alltag als Musiker erlebte der 32-Jährige das bisher so. "Ich bin sehr dankbar, dass mein Beruf Künstler ist. Ich bin in einem Umfeld, wo mir rassistische Begegnungen eher selten passieren. Die Kunst ist mein Lebensretter", sagt der Sänger, der nun gerade seinen ersten Solo-Song, die Power-Hymne "Austrodrama", veröffentlichte. "Ich glaube, wenn ich am Bau oder als Pfleger arbeiten würde, würde es anders ausschauen und wäre sehr unangenehm."

Mataro macht deutlich: "Musik ist für mich kein Medium mehr, wo ich über Rassismus reden möchte. Das Filmformat ist für mich adäquater, weil du dadurch die Möglichkeit hast, dass Menschen sich in einem schwarzen Raum hinsetzen und sich damit befassen müssen."

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