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Wiener stirbt wegen Regel-Chaos allein im Spital

Wegen ständig wechselnder Corona-Bestimmungen verstarb ein Wiener allein im Spital. Seine Tochter und seine Ehefrau sind außer sich.

Marlene Postl
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Eine Wienerin konnte sich nicht von ihrem Vater verabschieden.
Eine Wienerin konnte sich nicht von ihrem Vater verabschieden.
iStock / privat

Eine Wienerin erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen ein Wiener Spital: Man habe ihren schwerkranken Vater über Weihnachten in der Obhut von Turnusärzten gelassen, die den Ernst der Lage nicht erkannten. Er wurde Mitte Dezember ins Krankenhaus eingeliefert, sein gesundheitlicher Zustand sei ohnehin schlecht gewesen und verschlimmerte sich dort nur noch weiter. Durch die Beschränkung auf einen Besuch pro Woche konnten Tochter und Ehefrau sich nicht verabschieden, bevor er alleine verstarb. 

Grieskoch in der Lunge, Zustand verschlechterte sich

Bereits während seines Aufenthaltes hatte Tochter Sandra (Name von der "Heute"-Redaktion geändert) bedenken bezüglich der Pflege ihres Vaters. Der 75-jährige Patient litt unter einer Schluckstörung, die Zubereitung der Kost im Krankenhaus soll laut der Wienerin nicht richtig funktioniert haben. "Die Flüssigkeiten waren nicht zureichend eingedickt. Meine Mutter war ein einzelnes Mal nicht beim Abendessen dabei, da wurde ihm zu dünnflüssiger Grießkoch serviert, der dann in seine Lunge gelangte", berichtet Sandra. 

Der Wiener wurde zwischenzeitlich mit einer Lungenentzündung auf die Intensivstation verlegt, auch zurück auf der Palliativstation soll es ihm laut seiner Tochter nicht gut gegangen sein: "Man hat ihm sein Leid angesehen." Als schließlich am 1. Jänner die Besucherregeln geändert wurden, waren die beiden Frauen verzweifelt. Nur einmal pro Woche sollte eine von ihnen den Schwerkranken nun sehen dürfen.

Vater starb alleine im Krankenhaus

Von Seiten des Krankenhauses heißt es, die Regeln seien in Notsituationen außer Kraft gesetzt. Sandra berichtet allerdings von einem anderen Erlebnis: "Samstagabend rief mich eine Ärztin an und teilte mir mit, dass es meinem Vater sehr schlecht geht und dass sich sein Ende naht. Sie sagte, ab Sonntag würde man die Besucherregel außer Kraft nehmen, dann könne täglich jemand zu meinem Vater. Das war eine Erleichterung für uns."

Sie ahnte nicht, wie sehr die Zeit drängte. Nur wenige Stunden später erhielt sie einen Anruf, ihr Vater sei verstorben. "Meine Mama ist den ganzen Tag daheim gesessen und war traurig, dass sie meinen Papa nicht besuchen konnte. Nun macht sie sich Vorwürfe, dass sie nicht zu ihm gefahren ist. Die Besuche weiterhin zu erlauben, wäre für das Krankenhaus kein großer Aufwand gewesen. Es war immerhin kein Lockdown. Ich verstehe nicht, warum man still und leise die Regeln ändert", ärgert sich die Wienerin. 

Spital: "Ausnahmeregel wurde nicht schnell genug weitergegeben"

Von Seiten des Spitals berichtet man gegenüber "Heute": "Als Krankenhaus sind wir an die Besucherverordnungen der Stadt Wien gebunden. Die derzeitige Situation und die Feiertage führten zu einem häufigen Wechsel der Verordnungen, was sicher in der Öffentlichkeit nicht immer für Klarheit sorgte. Notsituationen und palliative Patienten sind von der Verordnung der Stadt Wien ausgenommen. Leider wurden aber diese Informationen nicht schnell genug an die Familie des Patienten weitergegeben. Wir prüfen gerade, was hier die Ursachen gewesen sein konnten. Trotz des gesundheitlichen Zustandes ist der Patient dann plötzlicher als erwartet verstorben, wodurch ein Abschiednehmen leider nicht mehr möglich war. Als Krankenhaus mit langjähriger Palliativ-Erfahrung wissen wir natürlich, wie wichtig dies für die Familie ist und es tut uns sehr leid, dass es nicht stattgefunden hat."