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Wiener Vater macht Umschulung, AMS streicht Geld

Als Martin Fritz (44) seinen Job verlor, machte er eine neue Ausbildung. Er wusste zu dem Zeitpunkt nicht, dass deshalb sein AMS-Geld gestrichen wird. 

Natalia Anders
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Weil Martin Fritz eine neue Ausbildung machte, strich ihm das AMS das Geld.
Weil Martin Fritz eine neue Ausbildung machte, strich ihm das AMS das Geld.
Privat

Die mit der Pandemie einhergehende Wirtschaftskrise machte auch dem Floridsdorfer Martin Fritz zu schaffen. Der alleinerziehende Vater eines 18-jährigen Sohns ist eigentlich gelernter Handelskaufmann. Er arbeitete jedoch 20 Jahre lang als Kellner in der Gastronomie, bis er während des ersten Lockdowns seinen Job verlor.

Man liest oder hört immer, wie einfach es nicht ist, eine Weiterbildung oder Umschulung zu machen. Leider nicht in meinem Fall.

"Bestraft" wegen Weiterbildung

Sieben Jahre lang versuchte er über den Arbeitsmarktservice an eine Umschulung zu kommen – erfolglos. Da Martin vergeblich wartete, beschloss er, die Zeit zu nutzen, in der er arbeitslos war. Er borgte sich von seinen Eltern 580 Euro für einen Wifi-Kurs zum Turm- und Drehkranfahrer, den Kurs besucht er nun seit August diesen Jahres. 

Als der Arbeitssuchende seiner AMS-Betreuerin von der beruflichen Umorientierung erzählte, warnte sie ihn, dass er dadurch kein Jobangebot in der Gastronomie abschlagen dürfe, um weiterhin Arbeitslosengeld beziehen zu können. Nachdem sich ein neuer Job mit seiner Weiterbildung überschneiden würde, sah er sich gezwungen, das vom AMS vorgeschlagene Angebot abzulehnen und bewarb sich nicht für die Gastro-Stelle. Seitdem bleibt auch das Geld vom AMS aus – eine große Einbuße für den alleinerziehenden Vater eines 18-Jährigen. "Man liest und hört immer, wie einfach es nicht ist, eine Weiterbildung und Umschulung zu machen. Leider nicht in meinem Fall", erzählt der Wiener Vater im "Heute"-Talk. 

"Jobvermittlung geht über Schulung"

Laut dem Arbeitsmarktservice gilt, dass Jobvermittlung wichtiger ist als eine Umschulung. "Wenn eine Person bereits über Qualifikationen verfügt, ist es im Sinne aller Versicherten, dass sie einen der angebotenen Jobs annimmt", erzählte ein Sprecher des AMS im "Heute" -Talk. Jobumschulungen vom AMS seien eigentlich nur dann möglich, wenn die Jobbranche des Betroffenen fast keine Erfolgsaussichten hat. Nachdem es in der Gastronomie zur Zeit einen Fachkräftemangel gibt, ist eine Umschulungsmöglichkeit in Martins Fall schwierig. Prinzipiell würde es aber auch darauf ankommen, inwiefern neue Ausbildungen mit dem eigenen AMS-Berater abgesprochen und vereinbart werden. 

Für Martin Fritz und viele andere in seiner oder einer ähnlichen Situation heißt es daher: Durchhalten und hoffen, im neuen Jobgebiet schnell Anschluss zu finden.