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Fahrschullehrer: "Mach die Beine auseinander"

Milena J. (37) musste sich in einer Fahrschule in der Donaustadt derbe Anmachsprüche und sexistische Beleidigungen anhören. 

Rhea Schlager
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Milena J. wurde von zwei Fahrlehrern sexistisch diskriminiert.
Milena J. wurde von zwei Fahrlehrern sexistisch diskriminiert.
Tino Plunert / dpa / picturedesk.com / Leserreporter

Nachdem die Journalistin, Moderatorin und "The Masked Singer"-Jury Mitglied Sasa Schwarzjirg sich zu ihrer Fahrprüfung, in der sie mit Sexismus konfrontiert wurde, äußerte, meldete sich eine weitere Frau bei "Heute", die ebenfalls auf diese Weise diskriminiert wurde. "Ich hab vor fünf Jahren Ähnliches in einer Fahrschule im Donau Zentrum erlebt", erzählt die heute 37-jährige Wienerin im Gespräch.

Fahrlehrer ließ sich über Frauen aus

Allerdings handelte es sich bei Milena J. nicht um den Fahrprüfer, sondern um gleich zwei Fahrlehrer, die sie mit unangebrachten Kommentaren verunsicherten. Schon während der ersten Fahrstunde soll der Lehrer sie mit den Worten "Mach die Beine auseinander" angeschrien haben. "Hast du jemals einen Mann so sitzen gesehen?"

"Als ich gesagt hab, dass ich kein Mann bin, ließ sich der Fahrlehrer plötzlich über Frauen und Miniröcke aus, und warum wir überhaupt Autofahren wollen. Ich hab an dem Tag aber eine Jeanshose getragen", erzählt Milena J. im Gespräch mit "Heute".

Unangebrachte Flirtversuche

Nach einer Beschwerde über den Mann wurde der 37-Jährigen ein zweiter Fahrlehrer zugewiesen, der allerdings mit pietätlosen Flirtversuchen negativ auffiel. "Während den ganzen zwei Stunden musste ich mir ständig geschmacklose Komplimente über mein Aussehen anhören und warum mein Mann mich alleine mit anderen Männern in einem Auto fahren lassen würde. Außerdem wollte er wissen, ob ich meinen Partner jemals betrogen hätte."

Diese Situationen haben dazu geführt, dass Milena J. die Fahrschule abgebrochen und sich auch seitdem nicht mehr hinter ein Steuer gesetzt hat.

Null-Toleranz-Politik in Fahrschule

Auf Nachfrage von "Heute" antwortete Markus Sigmund, einer der Inhaber der Fahrschule, dass bei einer Beschwerde dieser Art zuerst ein 4-Augengespräch zwischen dem Inhaber und der betroffenen Person stattfindet. "Im Anschluss hat der Fahrlehrer die Möglichkeit zur Rechtfertigung. Sofern es der Kunde wünscht, findet diese Rechtfertigung im Rahmen eines 6-Augengespräches statt."

Dieses Thema werde in der Fahrschule Rainer sehr ernst genommen und es würde diesbezüglich eine Null-Toleranz-Politik herrschen. "Werden Anschuldigungen erhoben und erhärten sich die Hinweise auf ein tatsächliches Fehlverhalten des Fahrlehrers, so sind die Mitarbeiter ausnahmslos nicht mehr bei uns beschäftigt", erklärt Sigmund abschließend.

Wohin sich Opfer wenden können

Sexuelle Belästigungen seien bei Fahrschulen leider kein Einzelfall, kommentiert die Leiterin der Gleichbehandlungsanwaltschaft, Sandra Konstatzky, die Erfahrungen von TV-Moderatorin Sasa Schwarzjirg und Milena J. Die Juristin empfiehlt Opfern von Diskriminierung und Belästigungen sich jedenfalls kostenlos an die Gleichbehandlungsanwaltschaft zu wenden.

"Wir klären über alle rechtlichen Maßnahmen auf, können im Einzelfall Lösungen herbeiführen oder ein Verfahren bei der Gleichbehandlungskommission einleiten", so Konstatzky. Liegt der Fall nicht länger als drei Jahre zurück, können Schadenersatzansprüche geltend gemacht werden. "In den meisten Fällen geht es den Opfern aber nicht um Geld, sondern darum, dass sie respektvoll behandelt werden wollen, auch dabei unterstützt die Gleichbehandlungsanwaltschaft", weiß die Expertin. "Wir behandeln jeden Fall vertraulich. Opfer können sich aber auch anonym melden", ermutigt Konstatzky Betroffene.

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