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Wienerinnen finden wegen Kopftuch keine Jobs

Statt Vorstellungsgespräche hagelt es für Kawthar A. (51) und Tabarak A. (38) Absagen. "Ein Grund ist das Kopftuch", erzählen sie gegenüber "Heute".

Amra Duric
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Noch bis Anfang Jänner sind Kawthar A. (li.) und Tabarak A. in einem der Second-Hand-Shops der Volkshilfe als Transitarbeitskräfte beschäftigt.
Noch bis Anfang Jänner sind Kawthar A. (li.) und Tabarak A. in einem der Second-Hand-Shops der Volkshilfe als Transitarbeitskräfte beschäftigt.
Sabine Hertel

"Der Arbeitsmarkt entwickelt sich trotz der dreiwöchigen bundesweiten Schließungen glücklicherweise viel besser als noch vor einem Jahr", erklärte Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Montag in einer Pressekonferenz. Aktuell sind 372.109 Menschen ohne Job, davon sind 300.121 Personen arbeitslos gemeldet und 71.988 Personen befinden sich in AMS-Schulungen. Seit April ist laut dem Arbeitsminister die Langzeitarbeitslosigkeit um 37.000 Personen gesunken, was zum größten Teil auf das AMS-Programm "Sprungbrett" zurückzuführen ist. 

Dennoch gibt es, mit Ende November 2021, laut AMS 62.422 Langzeitarbeitslose und 111.452 Langzeitbeschäftigungslose. Eine davon ist Kawthar A. Sie arbeitet derzeit als Transitarbeitskraft in einem der Second-Hand-Shops der "Volkshilfe" als Verkäuferin. Dabei hat die 51-Jährige noch eine andere Ausbildung. "In meiner Heimat hatte ich einen guten Job als Buchhalterin in einer Bank. Ich habe dort 17 Jahre lang gearbeitet", erzählt sie gegenüber "Heute". Seit acht Jahren ist Kawthar A. nun in Österreich. Auch in Wien hat sie sich als Buchhalterin beworben, bekam jedoch eine Absage. "Ich schreibe täglich Bewerbungen, aber man gibt mir keine Chance. Meine Kinder fragen mich schon warum ich keine Arbeit finde." 

"Der Chef von einer meiner Freundinnen meinte, ich soll das Kopftuch ablegen, dann kann ich bei ihm arbeiten."

Pro Monat 16 Bewerbungen, aber keine positive Rückmeldung

Die gebürtige Irakerin würde am liebsten im Verkauf arbeiten. "Das macht mir Spaß. Ich würde Teilzeit oder Vollzeit arbeiten. Hauptsache arbeiten." Das größte Problem bei der Arbeitssuche ist laut der 51-Jährigen ihr Kopftuch. "Das wurde mir auch schon von Arbeitgebern gesagt. Der Chef von einer meiner Freundinnen meinte, ich soll das Kopftuch ablegen, dann kann ich bei ihm arbeiten."

Auch Tabarak A. kennt dieses Problem bei der Arbeitssuche. In Syrien war die 38-Jährige als Pädagogin tätig. "Ich würde am liebsten als Kindergärtnerin arbeiten", erzählt sie im Gespräch mit "Heute". Wie Kawthar A. ist Tabarak derzeit in einem Second Hand Shop der Volkshilfe als Transitarbeitskraft beschäftigt. "Ich arbeite als Verkäuferin und würde auch in diesem Bereich eine fixe Anstellung suchen." Die Mutter von drei Kindern (13, 11, 5) bewirbt sich täglich. "Pro Monat schreibe ich etwa 16 Bewerbungen. Ich habe aber Angst vor den Antworten." Bisher hat Tabarak nur negative Rückmeldungen bekommen. "Der ausschlaggebende Grund für die Absagen ist mein Kopftuch."

"Die österreichische Person hat am meisten Retourmeldungen auf ihre Bewerbungen bekommen. Am wenigsten Rückmeldungen, beziehungsweise Vorstellungsgespräche, haben die Damen mit Kopftuch und ausländischen Namen bekommen."

Betreuer ist Kopftuch-Problematik bekannt

Dass es für Frauen, die ein Kopftuch tragen, schwerer ist einen Job zu bekommen, kann auch der Betreuer der beiden Betroffenen bestätigen. "Es gibt auch eine Studie, wo eine Person genommen wurde mit Kopftuch und ausländischen Namen und ohne Kopftuch mit ausländischen Namen und ohne Kopftuch mit österreichischen Namen. Die österreichische Person hat am meisten Retourmeldungen auf ihre Bewerbungen bekommen. Am wenigsten Rückmeldungen, beziehungsweise Vorstellungsgespräche, haben die Damen mit Kopftuch und ausländischen Namen bekommen."

Eine Verbesserung ist laut dem Berater nur möglich, "indem man die Unternehmen raussucht, die dem Kopftuch offen gegenüberstehen und versuchen die Leute dort zu integrieren." Oft ist laut dem Betreuer der Frauen die deutsche Sprache eine Hürde. Beide sprechen laut der Volkshilfe Deutsch auf den Niveaustufen B1/B2. "Sie arbeiten derzeit ohne sprachliche Probleme als Verkäuferinnen in unseren Shops."

Laut dem AMS waren mit Ende November 2021 insgesamt 100.735 Ausländer und Ausländerinnen arbeitslos gemeldet. Das sind 33.754 weniger als im November 2020. Bei den Inländern und Inländerinnen sind 188.605 Personen arbeitslos. Das sind 67.764 weniger als im Vorjahr. 

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