"Österreich bald wie Südländer" – Top-Experte schlägt Alarm

WIFO-Chef Felbermayr
WIFO-Chef FelbermayrALEX HALADA / APA / picturedesk.com
In Österreich liegt die Teuerung 2,5 Prozentpunkte über dem Eurozonen-Durchschnitt. WIFO-Chef Felbermayr fordert deshalb nun konkrete Maßnahmen. 

Droht Österreich bald eine ähnliche finanzielle Schieflage wie Griechenland oder Italien in den vergangenen Jahren? Wenn es nach Gabriel Felbermayr geht, droht uns genau dieses Szenario, sollte die Regierung nicht schleunigst entgegenwirken. Laut dem WIFO-Chef liegt die Teuerung in Österreich in den letzten vier Monaten um 2,5 Prozentpunkte über dem Eurozonendurchschnitt. 

 Mehr lesen: Massiver Anstieg: So hoch sind Österreicher verschuldet

"In der ersten Phase war die Teuerung vor allem eine sozialpolitische Herausforderung. Es ging darum, die Effekte der Teuerung abzumildern. Zielgerichtete Transfers an die Betroffenen waren die beste Empfehlung", schreibt Felbermayr auf Twitter. "Nun kommt eine stabilitätspolitische Herausforderung dazu. Inflationiert Ö dauerhaft stärker als die Eurozone, erodiert die Wettbewerbsfähigkeit. Indexierung vieler Preise (Mieten, Gebühren) & Löhne führt zu Persistenz."

Das Delta zur Eurozone sei laut Felbermayr nicht nur von Energie getrieben, sondern "vor allem von Dienstleistungen". Diese würden sich in Österreich seit 2010 im Durchschnitt um 0,75 Prozentpunkte verteuern. "Insgesamt ist der Preisindex in Österreich um etwa 10 Prozentpunkte gewachsen", so der Wirtschaftsforscher. 

 Mehr lesen: Alles teurer, viele pleite – und die Regierung macht NICHTS

 Mehr lesen: Armut spitzt sich zu – warmes Essen nicht mehr leistbar

"Europäische Zentralbank kann's nicht richten"

"Lässt man die Sache laufen, ergeht es uns wie den "Südländern" der Eurozone nach Eurozonen-Beitritt. Damals sind dort die Preise jenen der "Nordländer" davongelaufen, mit den bekannten desaströsen Folgen", warnt der WIFO-Chef und fordert Österreich zum Handeln auf. "Die Europäische Zentralbank kann's nicht richten, weil sie sich nach dem Eurozonen-Durchschnitt richtet."

Der WIFO-Chef sieht daher einen Gebührenstopp im öffentlichen Sektor, Druck auf die E-Wirtschaft, eine Transparenzinitiative und eine Absenkung der Mehrwertsteuer als "Ultima Ratio". "Was immer man tut, es darf nicht schuldenfinanziert sein, sonst kannibalisiert man die Wirkung der Maßnahmen gleich wieder" so Felbermayr abschließend. 

Comment Jetzt kommentieren Arrow-Right
Nav-Account dav Time| Akt:
Europäische ZentralbankWifoGabriel FelbermayrTeuerungenÖsterreichRegierung

ThemaWeiterlesen