Kuriose Beschwerden

Wirte verzweifeln – darum essen Gäste immer weniger

Abnehmspritzen unterbinden den Appetit. Das bekommen Restaurants und Kantinen zu spüren, sagt Gastroplaner Daniel Marbot.
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04.08.2025, 08:52
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GLP-1-Medikamente wie Ozempic, Wegovy und Mounjaro haben seit ihrer Marktzulassung und der breiten Anwendung zur Gewichtsreduktion einen regelrechten Hype ausgelöst. Befeuert wurde dieser Hype von Social-Media-Trends und Stars wie Kim Kardashian.

Neuesten Zahlen zufolge lassen sich derzeit etwa in der Schweiz rund 40.000 Menschen Abnehmspritzen von der Krankenkasse bezahlen, dazu kommt eine Dunkelziffer von Menschen, die die Medikamente Off-Label nutzen und selber bezahlen. Das macht sich auch in der Gastronomie bemerkbar, wie Daniel Marbot feststellt.

"Portionen zu groß"

Im Auftrag der Kunden führt Marbots Firma auch immer wieder Befragungen durch nach dem Restaurantbesuch. "Früher waren die Hauptkritikpunkte der Preis oder dass es zu wenig Platz gehabt habe im Restaurant. Heute hören wir immer öfter, dass die Portionen zu groß seien."

Auf TikTok zeigen Nutzer, wie es aktuell für sie ist, ein Restaurant zu besuchen, während sie Abnehmspritzen nehmen: Die Menüs sind sehr klein, und nur winzige Bissen werden genommen. Für eine vollständige Mahlzeit scheint der Hunger nicht auszureichen.

"Gäste erklären dem Personal, dass sie Abnehmspritzen nutzen"

Dasselbe erlebt auch Marbot in Restaurants: "Ich höre immer wieder in Gesprächen, dass die Gäste offen damit umgehen und dem Personal sagen, dass sie gerade mit diesen Medikamenten am Abnehmen seien und darum nur eine Vorspeise bestellten oder die Hälfte des Hauptgangs nicht äßen. Und ich glaube, dass das in den kommenden Jahren noch einmal deutlich zunehmen wird."

Für Marbot, der schon viele Veränderungen in der Gastrobranche erlebt hat, ist klar: "Die Unternehmen müssen sich dem anpassen." Erste konkrete Schritte seien relativ einfach umzusetzen: "Anstatt einfach einen Burger mit 250-Gramm-Patty auf der Karte zu haben, kann man Mini-Burger servieren. So kann jeder und jede nur so viel bestellen, wie er oder sie gerade mag."

"Restaurants müssen kleinere Portionen anbieten"

Doch damit allein sei es nicht getan: "Das Abnehmen mit Spritzen geht in den allermeisten Fällen mit einem gesunden Lifestyle einher. Restaurants wären gut beraten, diese Bedürfnisse zu berücksichtigen und vermehrt gesunde Gerichte zu servieren oder Angaben zu Kalorienzahl, Nährwerten und anderen nützlichen Informationen rund um eine ausgewogene Ernährung auf den Karten direkt zur Verfügung zu stellen. Oder der Koch oder das Personal könnten diese Aufgaben übernehmen."

Und weiter: "Restaurants sollen ein Ort der Geselligkeit sein, des Zusammenseins mit Freunden. Gäste sollen auch dahin gehen dürfen, wenn sie gerade am Abnehmen sind und kein ganzes Menü oder Hauptgericht bestellen wollen, weil sie bereits wissen, dass sie so vermutlich eh nur Foodwaste verursachen und dann ein schlechtes Gewissen haben müssen."

Viel Potenzial sieht Marbot auch bei Personalrestaurants: "Die kämpfen ja jetzt schon mit großen Problemen, weil am Montag und am Freitag die allermeisten im Homeoffice sind. Vergraulen sie mit großen Portionen, unangenehmer Atmosphäre und ungesundem Essen auch noch die Menschen, die gerne abnehmen möchten, wird es schwierig."

"Entwicklung wird weitergehen"

Die Rezepte sind laut Marbot ähnlich wie bei den Restaurants: "Es geht darum, gemütliche Begegnungszonen zu schaffen, in denen Mitarbeitende sich auch einfach einmal für einen Austausch treffen, dazu vielleicht einen Kaffee und ein paar gesunde Snacks essen können."

Noch sei die Anzahl der Menschen, die medikamentös abnehmen, überschaubar. "Doch die Margen in den Restaurants sind klein, jeder Kunde, der ausbleibt, fehlt schmerzhaft. Und ich bin ziemlich sicher, dass diese Entwicklung weitergehen wird. Darum ist es für die Gastronomen jetzt höchste Zeit, sich mit dem veränderten Essverhalten der Menschen auseinanderzusetzen und Lösungen zu präsentieren."

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