Die Gefahrenlage in Bezug auf den islamistischen Terror in Österreich ist anhaltend hoch, die Zahl der rechtzeitig aufgedeckten Terrorpläne steigt aber, so das Ö1-Morgenjournal. Immerhin wurden rund 200 Tatverdächtige im vergangenen Jahr ausgeforscht.
Was passiert, wenn die Ausforschung nicht gelingt, zeigt die Messerattacke in Villach vor wenigen Monaten. Ein syrischer Staatsbürger, der sich aktuell in U-Haft befindet, hat mit einem Messer einen Jugendlichen getötet und weitere Personen verletzt.
Radikalisiert hatte sich der Mann im Internet. Kein Einzelfall, denn salafistische Angebote gibt es auf Plattformen wie TikTok oder Instagram wie Sterne am Himmel. Das bestätigt auch Politikwissenschafterin Daniela Pisoiu in einem Interview mit Ö1.
Demnach sei Österreich unter jenen Ländern, die deutlich häufiger von Terrorismus betroffen sind. Glücklicherweise gab es nur wenige ausgeführte Anschläge, dafür aber eine hohe Anzahl an Versuchen. Rückführbar sei das auf die Radikalisierung im Internet, die vor allem auf junge Menschen abzielt. Diese kommen dann auf die Idee "etwas zu tun" – planen also einen Anschlag.
Doch wie genau werden diese Kinder und Jugendlichen eigentlich radikalisiert. Pisoiu erklärt, dass es in Österreich und generell im deutschsprachigen Raum eine gute Anzahl an online Influencer, sogenannte "Preacher", gibt. Diese seien vor allem auf TikTok extrem erfolgreich und sind in der Lage gewisse Themen gezielt anzusprechen und Jugendliche für sich zu begeistern.
Das laufe aber nicht immer über Religion, sondern Jugendliche stellen oft auch ganz alltägliche Frage und werden dann von diesen Influencern abgefangen und abgeholt, erklärt die Politikwissenschafterin. Vieles laufe dabei auch über Subkulturen im Netz, die nicht zwingend mit der Religion beginnen.
Dass Jugendliche empfänglicher für salafistische Inhalte sind, verneinte die Politologin: "Wir haben zurzeit das Problem, dass in dem online-salafistischen Milieu, die Angebote sehr gut sind und mit dem gewohnten Lifestyle-Angebot auf den Plattformen konkurrieren." Jugendliche finden die salafistischen Influencer toll und sind dann schon mitten im Radikalisierungsstrudels.
Dann könne es schnell gehen, so Pisoiu. Deshalb sei es wichtig, dass Eltern Anzeichen früh erkennen. So würde es während der Radikalisierung zu Veränderungen des Verhaltens kommen, wie etwa Rückzug von der Familie und den Freunden, sowie auch eine Veränderung im Aussehen. Diese Entwicklung könne man beobachten, wichtig sei es, sie richtig interpretieren zu können. Dafür brauche es aber auch Personal, das Schulungen und Kurse für Eltern, Lehrer und Schulen anbietet, damit die Anzeichen richtig interpretiert werden können.
Bei den Deradikalisierungsmaßnahmen habe Österreich laut Pisoiu aber noch Nachholbedarf. "Wir haben Deradikalisierungsmaßnahmen, mit einem Ansatz, der sehr stark auf Ideologie fokussiert ist. Was wir aber brauchen ist ein systematisches Deradikalisierungsprogramm, das auch andere Aspekte beinhaltet: Integration in Gesellschaft durch Beschäftigung und eine soziale Umgebung", so die Politologin. Denn in den meisten Fällen scheitere es daran, dass die Person wieder in das salafistische Milieu kommt, wodurch auch die Deradikalisierung scheitert.