Die wirtschaftliche Lage Österreichs ist nicht gut. Im "Land der Genießerinnen und Genießer", sagt Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, würden Wirtshäuser für ein "spezielles Lebensgefühl" sorgen. Auch 2025, im zweiten Jahr der Rezession, setzt die schwarz-blaue Landesregierung deshalb wieder auf Förderungen für heimische Betriebe. Damit soll das Wirtshaussterben aufgehalten werden.
Ab 14. Februar 2025 können in Niederösterreich Gastrounternehmen erneut um die sogenannte "Wirtshausprämie" ansuchen. Das Land und die Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) würden dafür insgesamt eine Million Euro zur Verfügung stellen, heißt es in einer aktuellen Presseaussendung der Landesregierung.
Der Verein Niederösterreichische Wirtshauskultur rechnete zuletzt aus, dass seit dem Jahr 2000 rund ein Drittel der niederösterreichischen Gasthäuser verschwunden sei. Im Dezember 2024 waren laut AMS, 31.530 Personen in Beherbergung und Gastronomie arbeitslos gemeldet. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 9,2 Prozent.
„Unsere Gastgeberinnen und Gastgeber vermitteln Gästen und Landsleuten im Land der Genießerinnen und Genießer ein spezielles Lebensgefühl.“Johanna Mikl-LeitnerLandeshauptfrau von Niederösterreich
Gemäß den Förderrichtlinien muss ein Gastrobetrieb mindestens 20.000 Euro Eigenmittel in die Hand nehmen, um einen Zuschuss von 20 Prozent zu erhalten – also 4.000 Euro. Nimmt ein Betrieb 100.000 Euro in die Hand, dann gäbe es die maximale Fördersumme von 20.000 Euro zu holen. Diesen "Schnitzelbonus" hätten sich, laut Wirtschaftskammer Niederösterreich, im letzten Jahr 33 Betriebe geholt.
„Es kann nicht sein, dass der teuerste Wirt, die größte Prämie bekommt.“Sven HergovichSPÖ-Landesparteivorsitzender Niederösterreich
Kritik daran kam schon vor der Einführung der Fördermaßnahme im Jänner 2024. "Mehr als 40 Wirtshäuser sperren in Niederösterreich jedes Jahr zu", sagte Sven Hergovich, der Vorsitzende der SPÖ-Niederösterreich im Herbst 2023. Das sei die letzten 20 Jahre so gewesen. Es könne nicht sein, dass der teuerste Wirt die größte Prämie bekäme. Das sei sozial nicht ausgewogen.
Mit der Förderaktion wolle die schwarz-blaue Landesregierung Tourismusbetriebe bei Investitionen in die Qualität ihres Angebots unterstützen, wird Mikl-Leitner in der aktuellen Aussendung zitiert. Die Ziele: Modernisierungen, innovative Projekte und höhere Gästezufriedenheit. Das Fördergeld solle nicht nur Tourismusbetrieben zugutekommen, sondern auch indirekt Handwerksbetriebe durch zusätzliche Aufträge stärken.
Ursprünglich wurde die Maßnahme im ebenfalls ÖVP-regierten Bundesland Tirol eingeführt. Die Förderung sei dort aber in drei Jahren nur von insgesamt sieben Betrieben in Anspruch genommen worden, schrieb Eva Sager Anfang 2024 im Magazin "profil". Sonderlich geholfen hätte sie nicht.
Trotz dieser Erfahrungen in Tirol, betont WKNÖ-Präsident Wolfgang Ecker die Bedeutung der Förderung für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen – in einer Branche, die unter niedrigen Gewinnmargen leidet und immer schwieriger Fachpersonal findet.
Mario Pulker, er ist Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der WKNÖ, verweist auf die steigenden Kosten innerhalb der Branche. Für Betriebe bestünde die Notwendigkeit, sich stetig weiterzuentwickeln, um den "wachsenden Erwartungen der Gäste" gerecht zu werden. Der Schnitzelbonus soll helfen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Abzuwarten bleibt, ob die Fördermaßnahmen und das Fördervolumen ausreichen, um eine nachhaltige Wirkung für die Branche zu entfalten.