Ein Einsatz nahe der Front, das bullige Nutzfahrzeug hilft bei Aufräumarbeiten. Plötzlich pfeifen Schüsse durch die Luft, einige treffen das Fahrzeug. Der Bagger wendet agil auf der Stelle, rast mit beeindruckendem Tempo in die Ferne. Der Arbeiter an Bord überlebt dank einer "Wunderwaffe" aus der Steiermark.
Österreich spielt bei Hightech-Entwicklungen im Rüstungsbereich in der Meisterklasse mit. Die Fachwelt blickt etwa nach Sankt Barbara im Mürztal (Steiermark), hier entstehen Produkte gegen den Kriegs-Horror.
In den Forschungs- und Produktionshallen des Unternehmens Hintsteiner Defence werden Fahrzeuge schusssicher gemacht. Vorzeigeprodukt ist ein futuristisch aussehender Bagger, ein Teleskoplader (siehe Fotos oben): "Wir schützen dieses Fahrzeug gegen Angriffe mit Handfeuerwaffen bis hin zu einem Sturmgewehr", sagt Ingenieur Jochen Schmidt.
Das Besondere an der heimischen Innovation: hier kommt kein tonnenschweres Material zum Einsatz. Im Gegenteil, hier schützt ein Material in Ultraleicht-Bauweise das Leben der Insassen: "Der größte Vorteil von Karbon ist seine geringe Dichte." Bedeutet: Nur 400 Kilo Zusatzgewicht schützen das Leben des Fahrers. Der Clou: Karbon, wie er hier genutzt wird, hat die gleichen "mechanischen Eigenschaften wie Stahl."
Durch das reduzierte Gewicht sparen die Betreiber zunächst beim Spritverbrauch. "Ich kann das Gewicht, das ich dadurch einspare, an anderer Stelle investieren. Das heißt, ich kann zum Beispiel mehr Kraftstoff mitnehmen, meine Reichweite erhöhen, ich kann mehr Munition mitführen bei militärischen Anwendungen", sagt Jochen Schmidt.
Nächster Vorteil des "Made in Austria"-Produkts: Fahrzeuge, die mit Stahl gepanzert werden, müssen – wegen des enormen Gewichts – zusätzlich verstärkt werden. Die Karbonteile sind hingegen so leicht, das Fahrzeug muss nicht modifiziert werden. Dieses Schutzschild bietet also auch eine enorme Kostenersparnis.
Das Unternehmen Hintsteiner wurde 1981 gegründet. Produziert wurden im Familienunternehmen Teile für den Motorsport. Es ging schon damals um extreme Leichtigkeit bei enormer Belastbarkeit. Jetzt bieten die Produkte Schutz vor Beschuss, sagt Ingenieur Schmidt: "Die Vorzeichen in diesen militärischen Konflikten verändern sich täglich. Ich muss zum Beispiel Fahrzeuge gegen Drohnenangriffe schützen. Diese Schutzsysteme bedeuten zusätzliches Gewicht, das ich, wenn ich mein Fahrwerk und mein Chassis nicht verändern will, an anderer Stelle sparen muss. Und deswegen bedient man sich jetzt langsam an Technologien aus dem Motorsport."
Firmenchef Martin Hintsteiner: "Wir haben die richtige Technologie für diese Branche, das war uns ganz wichtig. Aber es hat 20 Jahre gedauert, bis wir Fuß gefasst haben. So lange haben wir entwickelt – das hat sich jetzt als richtig erwiesen."