Paradox, aber wahr

Zeit sparen durch schnelleres Fahren lohnt sich kaum

Fährst du 10 km/h schneller, um dein Ziel schneller zu erreichen? Die Zeitersparnis ist geringer, als du vermutest, wie ein Wissenschaftler erklärt.
Heute Life
13.07.2025, 14:11
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Bist du etwas spät dran oder möchtest einfach endlich dein Ziel erreichen? Viele Autofahrer sind dann versucht, das Tempolimit etwas zu überschreiten – im Glauben, dass dabei eine deutliche Zeitersparnis herausspringt.

Tatsächlich ist diese aber meist deutlich kleiner, als man glaubt. Im Verhältnis zur Geschwindigkeit nimmt sie nämlich stark ab.

Kaum Zeitersparnis, aber mehr Risiko und Benzinverbrauch

Um das zu verdeutlichen, gibt es das vom Wissenschaftler Eyal Peer erfundene Paceometer: Es sieht aus wie die typische Tachoanzeige eines Autos, allerdings wird neben der Geschwindigkeit auch noch angegeben, wie viele Minuten man braucht, um zehn Meilen (16 Kilometer) zurückzulegen. Dort sieht man auch deutlich, wie man immer weniger Zeit einspart.

Zum Beispiel: Fährst du 50 km/h statt 30, kannst du auf 16 Kilometern immerhin 13 Minuten einsparen. Fährst du aber 100 km/h anstatt 80, sind es gerade mal 2,5 Minuten Zeitersparnis.

So sieht der Paceometer aus. Neben der normalen Geschwindigkeitsangabe (hier in Meilen pro Stunde), ist auch die jeweilige Zeitersparnis in Minuten pro zehn Meilen angegeben.
Research Gate

Dafür erhöht sich mit der höheren Geschwindigkeit der Benzinverbrauch, das Risiko eines schweren Unfalls und, falls du verbotenerweise über dem Tempolimit unterwegs bist, auch die Chance auf eine hohe Buße.

Diese Werte basieren alle auf der Annahme, dass du während dieser 16 Beispielkilometer deine Geschwindigkeit konstant halten kannst. Gerade im Stadtverkehr oder bei Stau ist aber auch das nicht gegeben, dort verkürzt sich die gesparte Zeit noch mehr.

"Time Saving Bias"

Mit dem Paceometer will Peer auf den "Time-Saving Bias" aufmerksam machen – so bezeichnet er die fälschliche Annahme von Autofahrern, dass sie bei höheren Geschwindigkeiten mehr Zeit einsparen können. So zitiert er eine Studie, in der die Testpersonen abschätzen müssen, mit welchen Geschwindigkeiten sie mehr Zeit einsparen.

Dort haben viele der Befragten angenommen, dass sie mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h anstatt 80 km/h mehr Zeit einsparen, als wenn sie 50 km/h statt 30 Kilometern pro Stunde fahren. Wie das Rechenbeispiel im oberen Abschnitt zeigt, ist diese Annahme aber falsch.

Diese Grafik zeigt klar, wie sehr sich die Zeitersparnis bei höheren Geschwindigkeiten verringert.
Research Gate

Die Befragten haben sich auch generell bei der gesparten Zeit verschätzt und fast immer angenommen, dass sie mehr Zeit einsparen, als tatsächlich möglich ist. Peer vermutet, dass mit dem Paceometer und besserem Zeitmanagement zahlreiche Unfälle verhindert werden könnten.

Oder, wie es Marketingexperte und Autor Rory Sutherland erklärt: "Schneller fahren, wenn du langsam bist, bringt dir viel. Schneller fahren, wenn du sowieso schon schnell bist, macht dich einfach zu einem Vollidioten."

{title && {title} } red, {title && {title} } 13.07.2025, 14:11
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