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Zidane rechnet mit Real ab: "Dinge wurden hässlich"

Zinedine Zidane trat als Trainer von Real Madrid zurück. In einem offenen Brief rechnet "Zizou" jetzt mit den "Königlichen" ab.

Martin Huber
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Ex-Real-Coach Zinedine Zidane äußert sich in einem offenen Brief.
Ex-Real-Coach Zinedine Zidane äußert sich in einem offenen Brief.
Imago Images

Zinedine Zidane wird in der kommenden Saison nicht mehr an der Seitenlinie von Real Madrid stehen und damit auch nicht David Alaba coachen. Nach einer titellosen Saison packt "Zizou" bereits zum zweiten Mal freiwillig seine Koffer. Sein Vertrag wäre noch bis 2022 gelaufen.

Zidane erklärt das Aus bei Real

Der Rücktritt bei den Königlichen kam für viele überraschend. Jetzt erklärt der 48-Jährige erstmals ausführlich seine Beweggründe. In einem offenen Brief in der spanischen Zeitung "AS" erklärt Zidane drei Tage nach seinem Aus: "Ich gehe, weil der Klub mir nicht mehr das Vertrauen gibt, das ich benötige. Er bietet mir nicht die Unterstützung, um mittel- oder langfristig etwas aufzubauen."

"Es wurde alles vergessen, was ich in der täglichen Arbeit aufgebaut habe" - Zinedine Zidane

Der Franzose schreibt weiter: "Ich weiß, dass du gehen musst, wenn du keinen Erfolg hast. Aber hier wurde eine sehr wichtige Sache vergessen: Es wurde alles vergessen, was ich in der täglichen Arbeit aufgebaut habe, was ich in der Beziehung zu den Spielern geleistet habe, zu den 55 Mitarbeitern rund um die Mannschaft. Ich bin ein geborener Gewinner-Typ und ich war hier, um Trophäen zu gewinnen. Aber noch darüber befinden sich die Menschen, die Emotionen, das Leben – und ich habe das Gefühl, dass diese Dinge nicht geschätzt wurden und nicht verstanden wurde, dass auch damit die Dynamik bei einem großen Klub beibehalten wird. Es wurde mir zusätzlich sogar zum Vorwurf gemacht."

Zidane geht mit seinem Ex-Klub hart ins Gericht und stellt klar: "Ich will, dass respektiert wird, was wir zusammen geleistet haben. Mir hätte es gefallen, wenn meine Beziehung zum Klub und Präsidenten in den letzten Monaten eine etwas andere gewesen wäre als bei anderen Trainern. Ich habe nicht um Privilegien gebeten, natürlich nicht, sondern um etwas mehr Erinnerungsvermögen. Heute dauert das Leben eines Trainers bei einem großen Klub zwei Spielzeiten, nicht sehr viel länger. Damit sie länger dauert, sind die menschlichen Beziehungen essentiell, sie sind wichtiger als das Geld, wichtiger als die Berühmtheit, wichtiger als alles. Man muss sie pflegen."

"Gott sei Dank hatte ich wunderbare Jungs, die bis zum Tod hinter mir standen" - Zinedine Zidane

Vor allem ein Vorfall störte ihn zuletzt bei Real: "Es tat mir sehr weh, als ich nach einer Niederlage in der Presse las, dass man mich entlassen würde, wenn ich das nächste Spiel nicht gewinne. Es tat mir und der gesamten Mannschaft weh, denn diese nach außen zu den Medien dringenden Botschaften kreierten Störgeräusche innerhalb des Teams, sie brachten Zweifel und Missverständnisse hervor. Gott sei Dank hatte ich wunderbare Jungs, die bis zum Tod hinter mir standen."

"Als die Dinge hässlich wurden, retteten sie mich mit grandiosen Siegen. Weil sie an mich glaubten und sie wussten, dass ich an sie glaube. Natürlich bin ich nicht der beste Trainer der Welt, aber ich bin in der Lage, jedem Kraft und Vertrauen zu geben, was jeder bei seiner Arbeit braucht."

Seine persönliche Zukunft ließ Zidane offen: Französische Medien spekulieren mit einem Engagement als französischer Teamchef nach der EURO oder aber mit dem Trainerjob bei Paris SG.

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