Zinsberger: "Im Hotel herrscht Harry-Potter-Flair"

"Heute": "Am Mittwoch eröffnet Österreich in Manchester gegen England die Frauen-Fußball-EM. Wie schaut es mit Ihrer Gefühlslage aus?

Manuela Zinsberger: "Ich verspüre Vorfreude, pure Emotion – und eine gewisse Anspannung, die braucht man aber bei einer EM. Die macht das gewisse Etwas aus. Im ausverkauften Old Trafford zu spielen, ist unbeschreiblich. Ich freue mich einfach darauf, einen unglaublichen Sommer zu erleben und hoffentlich wieder in einen Flow zu kommen, um Großes zu erreichen."

Rund 70.000 Fans werden wohl vorwiegend gegen euch sein. Lässt sich das ausblenden?

"Da tut sich jeder schwer. Es gibt mir aber auch einen Push, denn es ist nicht alltäglich, auswärts vor so einer Kulisse zu spielen. Es wird sicher ein geiles Feeling im Stadion sein. Es wird laut sein. Und ich denke, es wird eher ein Füreinander, nicht ein Gegeneinander. Ich genieße den Moment, freue mich, dass meine Familie zuschaut, dass meine Verlobte mit ihrer Family kommt – und dass ich mit so einer Truppe auf dem Platz stehen kann." 

Wie stark ist Österreich? Ist wie 2017 das Halbfinale drin?

"Es ist ein anderer Sommer, zum Teil ein neues Team, neue Betreuer. Ich möchte wieder besondere Momente erleben, nichts bereuen müssen. Wir haben uns alle weiterentwickelt, auch die Gegner. Ich möchte wieder geile Momente erleben, möchte nach dem Turnier nichts bereuen müssen. Ich will den Adler auf der Brust perfekt repräsentieren. Ich will, dass das Land stolz auf diese Mannschaft ist. Ob es dann ein Märchen oder eine normale Geschichte ist, wissen wir am Schluss."

Sie spielen bei Arsenal. Welchen Stellenwert hat Frauen-Fußball auf der britischen Insel?

"Er ist sehr gewachsen in den letzten Jahren. Es wird viel Geld investiert, es werden viele Spiele übertragen – und zwar kostenlos. Das steigert die Präsenz natürlich. Es ist der richtige Schritt in die richtige Richtung. Das Fußballer-Herz ist hier größer als sonst wo. Man merkt das in den Stadien. Die Fans sind so nah am Platz dran, man hat oft das Gefühl, der Fan kann dich umarmen. Die Stimmung kann man kaum beschreiben. Es ist wirklich toll, wie der Fußball hier gepusht wird. Die EM ist das i-Tüpfelchen."

Wie sieht es mit dem Bekanntheitsgrad aus? Gibt es viele Selfie-Anfragen, wenn Sie durch die Stadt spazieren?

"Einsperren musste ich mich noch nie. Denn dort, wo ich wohne, sind 90 Prozent der Kolleginnen daheim. Klar, bei den Spielen wird man angesprochen, ansonsten kann ich mich völlig frei bewegen."

Viel Lob gibt es für das ÖFB-EM-Quartier nahe London. Wie wohnt es sich im Pennyhill Park Hotel?

"Besser könnte die Infrastruktur nicht sein. Es hat seinen eigenen Flair, ein bisschen Harry-Potter-Style. Es wurde auch schon der eine oder andere Horror-Film hier angesehen. Ich war aber nicht dabei, ich bin da ein kleiner Hosenscheißer, was das betrifft. Wir fühlen uns hier wirklich wohl, es ist das perfekte Quartier."

Englands Herren waren vor der EM 2021 ebenfalls hier einquartiert, sie kamen ins Finale. Gibt das einen Extra-Kick?

"Nein, wenn man bei einer EM noch eine Zusatz-Motivation braucht, ist man sowieso am falschen Ort. Mir ist es herzlich egal, wer hier vorher war. Mir ist wichtig, dass die Bedingungen top sind. Und das sind sie."

Noch ein Rückblick auf 2017: Was wurde aus der blinkenden Soundmaschine, der Boombox? Ist die wieder mit?

"In der Ausführung mit der Discokugel nicht. Wir haben jetzt eine andere, die macht auch einen guten Sound. Es kommt aber natürlich darauf an, welche Musik man auflegt."

2017 war "Johnny Depp" euer Lied. Welches habt ihr diesmal vorbereitet?

"Das lässt sich nicht vorbereiten, das passiert spontan. Es hat sich damals so ergeben. Wir werden sehen, ob sich im Laufe der EM wieder ein Song herauskristallisiert."

Welche Schlagzeile wollen Sie nach der EM über das ÖFB-Team lesen?

"Österreicherinnen machen ihr eigenes Land stolz."