Arteriosklerose
Zu viel Protein kann gefährlich fürs Herz werden
Eiweiß ist lebenswichtig für den Körper. Eine ausgewogene Ernährung deckt den täglichen Bedarf problemlos. Wer's übertreibt, schadet Herz & Nieren.
Eiweiße – auch Proteine genannt – gehören neben Kohlenhydraten und Fetten zu den drei Hauptnährstoffen, die der Körper braucht. Unser Körper braucht das wertvolle Eiweiß unter anderem für den Aufbau und Erhalt der Muskeln. Ein Grund, weshalb eiweißreiche Ernährung besonders bei Sportlern beliebt ist. Eine neue Studie lässt über unseren Proteinkonsum jedoch nachdenken.
Wissenschaftler der US-University of Pittsburgh School of Medicine fanden heraus, dass der Verzehr von übermäßigem Protein zu Arteriosklerose führen kann, also der Ansammlung von Fetten, Cholesterin und anderen Substanzen in und an den Arterienwänden. Die Ablagerungen, auch Plaque genannt, können dazu führen, dass sich die Arterien verengen, den Blutfluss blockieren oder platzen, was zu einem Blutgerinnsel führen kann. Wenn mehr als 22 Prozent der Nahrungskalorien aus Proteinen stammen, kann das zu einer verstärkten Aktivierung der Immunzellen führen, die an der Bildung von Plaque beteiligt sind.
Leucin und Makrophagen
Für die Studie führten die Forscher eine Reihe von Experimenten durch, um zu untersuchen, wie Aminosäuren aus Proteinen Krankheitsprozesse auf molekularer Ebene beeinflussen. Dabei konzentrierten sie sich insbesondere auf Makrophagen, Immunzellen in den Blutgefäßen, die eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Arteriosklerose spielen. Die Forschungen zeigten, dass eine hohe Eiweißzufuhr die normale Funktion dieser Zellen stören kann, was zu einer Ansammlung von Zelltrümmern in den Arterienwänden führt und die Plaquebildung verschlimmert.
"Wir haben in unseren Studien gezeigt, dass Aminosäuren, die eigentlich die Bausteine des Proteins sind, durch spezifische Signalmechanismen Krankheiten auslösen und dann auch den Stoffwechsel dieser Zellen verändern können", erklärt Dr. Bettina Mittendorfer, Stoffwechselexpertin an der Universität von Missouri (USA). "So können zum Beispiel kleine Immunzellen in den Gefäßen, die Makrophagen, die Entwicklung von Atherosklerose auslösen." Interessanterweise zeigte die Analyse der zirkulierenden Aminosäuren, dass Leucin – eine Aminosäure, die in tierischen Lebensmitteln wie Rindfleisch, Eiern und Milch angereichert ist – in erster Linie für die abnormale Makrophagenaktivierung und das Arterioskleroserisiko verantwortlich ist.
Mehr Protein nicht gesünder
Hintergrund dieser Forschung ist die wachsende Beliebtheit eiweißreicher Diäten, die durch den weit verbreiteten Glauben an ihre gesundheitlichen Vorteile, einschließlich Muskelerhalt und Gewichtsabnahme, gefördert wird. Diese Studie stellt jedoch die Vorstellung in Frage, dass mehr Eiweiß immer besser ist, und legt nahe, dass ein übermäßiger Verzehr von Eiweiß, insbesondere aus tierischen Quellen, nachteilige gesundheitliche Folgen haben kann.
"Unsere Studie zeigt, dass es kein Allheilmittel ist, die Proteinzufuhr zu erhöhen, um den Stoffwechsel zu verbessern. Sie könnten Ihren Arterien echten Schaden zufügen", sagt der leitende und mitverantwortliche Studienautor Dr. Babak Razani, Professor für Kardiologie an der Universität von Pittsburgh, in einer Universitätsmitteilung.
Einfache Formel: So viel Eiweiß brauchst du
Diese Studie wirft Fragen zur optimalen Proteinzufuhr auf, um die Gesundheit des Herzens zu erhalten, ohne nachteilige Auswirkungen zu verursachen. Um den täglichen Eiweißbedarf zu decken, braucht es keine speziellen High-Protein-Produkte. Eine ausgewogene Ernährung deckt den Bedarf an Eiweiß problemlos. Bei kurzfristigen sportlichen Belastungen kann die tägliche Proteinmenge auf 2 Gramm erhöht werden. Dauerhaft sollte das jedoch nicht praktiziert werden. Durch das hochkonzentrierte Protein können die Nieren stark belastet und geschädigt werden.
Ausschlaggebend für die Berechnung des persönlichen Eiweißbedarfs ist die individuelle Konstitution. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht bei Jugendlichen und 0,8 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht bei Erwachsenen. Ab 65 Jahren besteht leicht erhöhter Bedarf – 1,0 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht für Männer und Frauen. Säuglinge und Kleinkinder haben ebenfalls einen etwas erhöhten Eiweißbedarf und sollten mit 1,0 bis 2,5 Gramm pro Kilo Körpergewicht mehr Protein aufnehmen. Auch Stillende und Schwangere brauchen mehr Proteine: Etwa 7 bis 23 Gramm mehr als der reguläre Eiweißbedarf pro Tag.