Oberösterreich

"Zweiten Lockdown überlebt so gut wie keiner"

Gerold Royda (53) ist selbst Hotelier („Airotel“ und „Gasthof Linimayr“ in Hörsching) und Obmann der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Wir sprachen mit ihm über das baldige Aufsperren der Hotels und was Corona alles verändert hat.

Armin Bach
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Gerold Royda ist Hotelsprecher der WKOÖ. Wir sprachen mit ihm über das Aufsperren Ende des Monats.
Gerold Royda ist Hotelsprecher der WKOÖ. Wir sprachen mit ihm über das Aufsperren Ende des Monats.
cityfoto.at/Rahmanovic

„Heute“: Herr Royda, Ende des Monats dürfen die Hotels wieder aufsperren …

Gerold Royda: Das ist nicht ganz richtig. Wir hatten nämlich nie zugesperrt.

„Heute“: Sondern?

Gerold Royda: Die „touristische Nutzung“ war untersagt. Das heißt: Business-Gäste durften nächtigen.

Hätte man früher aufsperren sollen?

„Heute“: Okay. Dann konkretisieren wir das einmal: Ende des Monats dürfen Hotels wieder Touristen nächtigen lassen. Hätte man das schon früher zulassen sollen? Oder vielleicht gar nicht untersagen sollen?

Gerold Royda: Aus wirtschaftlicher Sicht sicher ja. Klar. Aber aus gesundheitlicher Sicht sicher nicht. Aus wirtschaftlicher Sicht ist jeder Tag, an dem wir früher aufsperren können, einen gewonnener.

„Heute“: Wie hoch sind die Einbußen in der Hotellerie seit Corona?

Gerold Royda: In der Business-Branche ist der Einbruch sicherlich bei 60 bis 70 Prozent, in der Tourismus- oder Seminar-Hotellerie ist der Umsatzeinbruch bei 100 Prozent.

„Heute“: Lässt sich das noch auffangen?

Gerold Royda: Nein. Aufgeholt kann das nicht werden. Wir können nur weitermachen und hoffen, dass der Schaden sich einigermaßen reparieren lässt.

„Heute“: Wie schaut das in Corona-Zeiten oder generell vielleicht in Zukunft aus, wenn ich als Hotelgast ins Hotel komme? Was erwartet mich da an Veränderungen?

Gerold Royda: Was die Restaurants betrifft, da gelten die selben Auflagen wie in der Gastronomie (Mundschutz fürs Personal, max. vier Personen plus Kinder an einem Tisch etc., Anm.). Es wird auf jeden Fall Einschränkungen geben, was die Essensauswahl anbetrifft. Stichwort Buffets …

„Heute“: Wie wird das ausschauen am Buffet? Anstellen mit Abstand?

Gerold Royda: Das wird wahrscheinlich so werden, dass der Gast sich den Teller nicht selbst zusammenstellen kann, sondern dass das ein Mitarbeiter übernimmt. Es wird aber – z.B. im Frühstücksbereich – sicher nicht die Auswahlmöglichkeiten geben wie vorher.

„Heute“: Und wie schaut’s in den Hotelzimmern und an der Rezeption aus? Was wurde da verändert?

Gerold Royda: Die Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen wurden verstärkt. Es gelten überall die Abstandsregelungen. An der Rezeption gibt es Plexiglaswände zum Schutz. Ob etwa dann die Koffer auf die Zimmer gebracht werden, wird man sehen. Wir gehen davon aus, dass der Gast das gar nicht wünscht. Weil er den Kontakt mit den Mitarbeitern so weit wie möglich einschränken wird.

„Heute“: Und im Wellnessbereich?

Gerold Royda: Was den Wellnessbereich betrifft, werden auch da die Abstände – z.B. im Liegebereich – eingehalten werden müssen. Und ich gehe nicht davon aus, dass z.B. ein Dampfbad in Betrieb genommen werden kann. Und die Personenanzahl wird eingeschränkt werden – etwa in der Sauna oder im Pool.

„Heute“: Was glauben Sie? Wie viele Hotels werden die Corona-Krise nicht schaffen?

Gerold Royda: Das kann man momentan noch nicht seriös sagen. Dass es zu Schließungen kommen wird, davon gehen wir aus. Es steht außer Zweifel, dass es – ohne finanzielle Hilfe – schwierig wird, wieder in die Gänge zu kommen. Und vieles ist noch offen: Ab wann dürfen wir wieder Seminare in den Hotels machen? Und mit wie vielen Personen? Z.B.

"Normalbetrieb nicht vor 2022"

„Heute“: Ab wann wird’s wieder einen Normalbetrieb geben?

Gerold Royda: Ich gehe davon aus, dass das das nicht vor 2022 der Fall sein wird.

„Heute“: Und wenn es jetzt noch einen zweiten Lockdown geben sollte …

Gerold Royda: … dann ist’s vorbei. Ein zweiter Lockdown, der uns etwa im Herbst/Winter – in der zweiten Saisonspitze – erwischen würde, würde dazu führen, dass wirtschaftlich kaum einer überleben wird.

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