Österreich

Häusliche Gewalt: Oft Freispruch mangels Beweisen

Häusliche Gewalttaten nehmen in Österreich immer mehr zu. Doch aus Mangel an Beweisen kommt es nur selten zu Verurteilungen. Das soll sich nun ändern. 

10.05.2021, 12:03
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Seit der Pandemie steigen die weltweiten Statistiken von häuslicher Gewalt
Getty Images

Nach zwölf Morden an Frauen in Österreich treffen sich in dieser Woche Justizministerin Alma Zadic und Innenminister Karl Nehammer mit den zuständigen Opferschutzeinrichtungen zum runden Tisch. Häusliche Gewalt hat in den vergangenen Monaten immer mehr zugenommen, jedoch werden statistisch nur 17 Prozent der Übergriffe gemeldet. Die Dunkelziffer ist gewaltig. Der Grund: Es kommt nur zu wenigen Verurteilungen. Doch das soll sich jetzt ändern.

Beweise halten oft vor Gericht nicht stand

900 Frauen haben im Jahr 2019 eine Vergewaltigung angezeigt - doch im selben Zeitraum kam es nicht einmal zu 100 Verurteilungen. Der Grund liegt oft in der Beweisbarkeit. In vielen Fällen steht Aussage gegen Aussage, oft fehlen auch einfach die medizinischen Beweise. Denn häufig werden Verletzungen nur schlecht oder überhaupt nicht dokumentiert.

Solche Dokumentation müssen auch vor Gericht standhalten, das können Hausärzte nicht leisten. "Nur die Gerichtsmedizin ist imstande derartige Befunde zu erheben und so einen Beitrag zu leisten, Gewaltdelikte aufzuklären", sagt die Grazer Gerichtsmedizinerin Alexandra Mayerhofer im Ö1-Journal, "weil wir vollkommen anders untersuchen als der Hausarzt. Wir nehmen Befunde auf, sichern die Beweise und interpretieren diese auch fachgerecht".

Österreich ist Schlusslicht

Auch selbstgemachte Fotos oder Fotos, die von der Polizei gemacht werden, sind oft vor Gericht unbrauchbar, "weil ein selbst erstelltes Foto von einer Betroffenen nicht diese Aussagekraft hat, Oft ist nicht erkennbar, um welche Körperstelle es sich handelt, wie groß ist das Hämatom beispielsweise ist, da ist es dann schwierig abzuleiten, ob es nicht auch durch ein Sturzgeschehen zu erklären ist", so die Medizinerin.

An der klinisch-forensischen Untersuchungsstelle der Medizinischen Universität Graz werden Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt gerichtsmedizinische Untersuchungen und Spurensicherungen angeboten.Di-Do: 08.00-16.00 Uhr, Fr: 08.00 Uhr - Mo: 16.00 Uhr, Feiertage: durchgehend T: +43 664 84 38 241

Doch wie so oft, scheitert es auch hier an den finanziellen Mitteln. Auch Gerichtsmedizin fehlt es schlichtweg an Personal und Geld. Österreich ist Schlusslicht bei der Gewaltprävention und den forensischen Untersuchungsstellen. Die klinisch-forensische Untersuchungsstelle in Graz ist die einzige ihrer Art in Österreich, wo sich Gewaltbetroffene hinwenden können, um ihre Verletzungen dokumentieren zu lassen. 

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