Wirtschaft

Mehr Frauen in Tech-Jobs könnten BIP erheblich steigern

Eine neue MCKinsey-Studie zeigt: Mit doppelt so vielen Frauen in der Technik wie derzeit könnte sich das EU-BIP um 600 Milliarden Euro erhöhen.

24.01.2023, 14:27
Derzeit sind nur 22 Prozent aller Technikberufe von Frauen besetzt.
Unsplash (Symbolbild)

Derzeit liegt der Frauenanteil in Bereichen mit hohem Bedarf an Technologietalenten nur bei acht Prozent. Allgemein sind derzeit nur 22 Prozent der Tech-Berufe von weiblichen Mitarbeitern besetzt. Laut der McKinsey-Analyse könnte eine Verdopplung des Anteils von Frauen in Tech-Jobs bis 2027 das BIP in Europa um 260 bis 600 Milliarden Euro erhöhen.

Weniger Bachelor-Absolventinnen

"Der Mangel an Geschlechterdiversität in Europas Technologielandschaft führt zu erheblichen Nachteilen für Beschäftigte, Innovation und die gesamte europäische Gesellschaft“, sagt Martin Wrulich, Senior Partner und Managing Director des Wiener McKinsey-Büros. Dieses Problem könnte sich in Zukunft noch stark verschärfen, da seit 2016 die Zahl der Bachelor Absolventinnen in MINT-Fächern sinkt. Dazu zählen die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Stereotypen als Grund

In der Grund- und Sekundarschulbildung gäbe es keine Hinweise darauf, ob Jungen oder Mädchen in technischen Fächern talentierter seien. Laut Melanie Krawina, Beraterin aus dem Wiener McKinsey-Büro, liege das Problem eher beim Umgang mit den Kindern. "Mädchen werden häufig geringere MINT-Fähigkeiten zugesprochen als Jungen. Gepaart mit dem Einfluss allgemeiner Stereotypen und dem Mangel an weiblichen Vorbildern, führen diese Vorurteile zu mehr Erwartungsdruck bei gleichzeitig geringerer Unterstützung von Mädchen und Frauen durch Lehrer:innen, Kommiliton:innen oder Eltern“, so Melanie Krawina.

Der zweite Drop-off-Punkt offenbare sich nach der universitären Ausbildung beim Einstieg ins Berufsleben. Die Analysen der Studie zeigen, dass nur 23 Prozent der MINT-Absolventinnen bei der ersten Berufswahl eine Tech-Rolle übernehmen. Bei Männern hingegen ist der Wert mit 44 Prozent beinahe doppelt so hoch.

Kinderbetreuung als Unterstützungsmaßnahme

Um das zu ändern, braucht es laut Agnes Ritter, Partnerin aus dem Wiener McKinsey-Büro, klare Maßnahmen. Die Talent-Herausforderung könne durch einen höheren Frauenanteil in den Branchen bewältigt werden. Um dies zu erreichen, gebe es nur eine Option – die Diversifizierung des Talentpools. "Das bedeutet: Mehr in Talente investieren, die bislang zu wenig berücksichtigt wurden“, so Agnes Ritter. Dabei wäre es nötig, dass männliche Führungskräfte eine Kultur der Unterstützung schaffen, damit Frauen in der heutigen digitalen Belegschaft erfolgreich sein können. Zielführende Maßnahmen wären effektives Sponsoring, der gezielten Abbau von Vorurteilen, flexible Arbeitsmodelle und Kinderbetreuung.

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