Gesundheit

Studie: Wie Lungenkrebs-Früherkennung machbar wäre

Eine ungarische Studie zeigt, dass ein Früherkennungsprogramm Lungenkrebs im Frühstadium entdecken und noch heilen könnte.

10.03.2022, 12:05
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Nur eine Diagnose im Frühstadium kann mit nachfolgender Operation zur Heilung führen.
Getty Images/iStockphoto

Ein Lungenkrebs-Früherkennungsprogramm mit Niedrig-Dosis-Computertomografie ist auf nationaler Ebene machbar. 86 Prozent der Erkrankungen können so im Frühstadium entdeckt werden. Das hat eine ungarische Studie mit österreichischer Beteiligung ergeben, die jetzt online in "European Radiology" erschienen ist.

"Lungenkrebs tötet in Ungarn mehr Menschen als jede andere Krebsform. Es gibt deshalb eine gute Begründung für das Etablieren eines nationalen Screening-Programmes", schrieben Anna Kerpel-Fronius (Nationales Koranyi Institut für Pulmologie) und ihre Co-Autoren, zum Teil von der MedUni Wien bzw. dem AKH (Klinische Abteilung für Thoraxchirurgie), in der Zusammenfassung ihrer Arbeit.

Raucher regelmäßig untersuchen

International setzt sich immer mehr der Gedanke durch, dass langjährige Raucher am besten regelmäßig auf das Entstehen von Lungenkarzinomen untersucht werden sollten. Der erste Beweis für die Sinnhaftigkeit eines solchen Programms gab es bereits im Jahr 2011: Im US National Lung Screening Trial (NLST) mit mehr als 53.000 starken Rauchern bzw. Ex-Rauchern wurde erstmals gezeigt, dass durch drei sogenannte Low-Dose-Computertomografie-Untersuchungen mit entsprechender Früherkennung die Lungenkarzinom-Todesrate um 20 Prozent gesenkt wird.

    So sieht eine gesunde Lunge aus.
    Brittany Bankhead-Kendall

    Seit Anfang 2020 liegt die Bestätigung durch die europäische NELSON-Studie vor. In die Untersuchung flossen die Daten von 15.789 Probanden ein. Es handelte sich um 13.195 Männer und 2.594 Frauen. Die Probanden waren langjährige Raucher (50 bis 74 Jahre, mehr als zehn Zigaretten täglich über 30 Jahre hinweg oder mehr als 15 Zigaretten täglich für 25 Jahre bzw. Rauchstopp innerhalb der vorangegangenen zehn Jahre). Die eine Hälfte wurde zu Beginn, nach einem, drei und 5,5 Jahren zu CT-Untersuchungen auf verdächtige Veränderungen in der Lunge einberufen, die andere Hälfte nicht.

    Regelmäßiges Screening kann die Lebenserwartung erhöhen

    Das Ergebnis: Nach zehn Jahren war die Lungenkarzinom-Sterblichkeit unter den Untersuchten um 24 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe der Personen ohne Screening. Unter den Probandinnen war die Lungenkrebssterblichkeit sogar um 33 Prozent niedriger. Für Österreich wurde bereits berechnet, dass ein solches Programm die Zahl der Opfer durch Lungenkarzinome (jährlich etwa 4.000) um etwa ein Viertel reduzieren könnte.

    Das Pilotprojekt in Ungarn lief landesweit mit 1.890 Probanden ab. Sie wurden einmal jährlich untersucht. Zu Beginn gab es 81,2 Prozent negative Tests, 15,1 Prozent zunächst unbestimmte Ergebnisse und 3,7 Prozent positive Tests auf ein Lungenkarzinom. Bei letzteren erfolgte ein weitere Abklärung per Gewebeprobe. Insgesamt erhärtete sich der Lungenkrebs-Verdacht bei 1,2 Prozent der Teilnehmer. Damit hatte ein auffälliger Befund eine Aussagekraft von 31,6 Prozent. Während der Laufzeit des Pilotprojektes wurde bei 1,5 Prozent der Teilnehmer eine Lungenkarzinom-Diagnose gestellt. Das womöglich wichtigste Ergebnis, so die Wissenschafter: "Die meisten bösartigen Veränderungen der Lunge wurden in einem frühen Stadium entdeckt (86,2 Prozent)." Nur eine Diagnose im Frühstadium kann mit nachfolgender Operation zur Heilung führen.

    In Ö nur 20 Prozent im Frühstadium entdeckt

    In Österreich werden nur etwa 20 Prozent der Lungenkarzinome im Frühstadium entdeckt. Erfolgt das rechtzeitig, können die Fünf-Jahres-Überlebensraten sogar 90 Prozent erreichen, haben Experten festgestellt. Bei später Diagnose, was zumeist der Fall ist, sinkt die Fünf-Jahrs-Überlebensrate auf nur noch 15 bis 20 Prozent.